Katholische Religionslehre/Exodus: Unterschied zwischen den Versionen
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* Die Bibel führt den Aufstieg des Josef darauf zurück, dass ''Gott mit ihm war''. [z. B. Genesis 39,23] Es wird aber auch ungeschminkt geschildert, wie Josef durch Verdopplung der Steuer und brutale Ausnutzung seines Getreidemonopols die Leute um ihre Habe und um ihre Freiheit bringt. [Genesis 47,13-26] Parallel dazu gibt es in Ägypten Übungstexte für Schreiber, in denen gemahnt wird, als Schreiber klug und fleißig zu sein, weil das Los des Schreibers viel angenehmer ist als das eines Arbeiters oder Kriegers. | |||
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Die Bibel greift in ihren Geschichten auf Stoffe zurück, die ursprünglich in Ägypten oder anderen Nachbarländern erzählt worden sind. | |||
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Der inzwischen erwachsene Mose wird vom Pharao mit der Todesstrafe bedroht und flieht deshalb aus Ägypten nach {{wpde|Midian}}. Das ist der biblische Namen für die Halbinsel {{wpde|Sinai}} und das Gebiet östlich des Golfs von Akaba. Dort wird er Schwiegersohn des midianitischen Priesters {{wpde|Jitro}}, Vater von zwei Kindern und Schafhirte. [Exodus 2,15-22;3,1] Ein entscheidender Wendepunkt der ganzen Geschichte Israels ist, dass Mose dabei nicht bleibt, sondern auf Befehl Gottes zurückkehrt nach Ägypten um sein Volk zu befreien. Das wird in der Bibel drei Mal erzählt: Exodus 2,23 - 4,17; Exodus 4,19 - 31; Exodus 6,26 - 7,7] | |||
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Vergleiche die drei Berufungsgeschichten und trage in eine Tabelle ein: | |||
* Wo findet das Gespräch zwischen Mose und Gott statt? | |||
* Welche erstaunlichen Erscheinungen werden beschrieben? | |||
* Mit welchem Auftrag wird Mose losgeschickt? | |||
* Was sagt Gott von sich? | |||
* Welche Einwände hat Mose gegen seine Berufung? | |||
* Wie antwortet Gott auf diese Einwände? | |||
* Was ist dir sonst noch aufgefallen? | |||
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Einige beachtenswerte Ergebnisse: | |||
* Am bekanntesten und am meisten abgebildet ist die Geschichte vom brennenden Busch [Exodus 2,2-3], aus dem heraus Gott sich offenbart. | |||
* Hier wird die Berufung des Mose verknüpft mit der Offenbarung und Deutung des biblischen Gottesnamens ''JHWH'' als "Ich bin der "Ich bin"". [Exodus 3,14] | |||
* Eine archaische Version der Geschichte begründet die Rückkehrmöglichkeit des Moses damit, dass die Menschen, die ihn töten wollen, nicht mehr leben. [Exodus 4,19] Hier wird die Berufung des Mose mit dem Ritual der {{wpde|Beschneidung}} verknüpft [Exodus 4,25]. | |||
* Die dritte Version verlegt die Berufung von Mose und Aaron nach Ägypten, auch hier stellt sich Gott als JHWH vor. [Exodus 6,29] Es fällt der erstaunliche und geschichtsträchtige Satz: ''Hiermit mache ich dich für den Pharao zum Gott.'' [Exodus 7,1] | |||
* Bibelfilme - zum Beispiel {{wpde|Am_Anfang}} oder {{wpde|Die_Zehn_Gebote}} - "mogeln", indem sie nur eine Version zeigen und auch da alles weglassen, was der vorgefassten Deutung nicht entspricht. | |||
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Die Bibel ist kein Geschichtsbuch, auch kein Roman, sondern ein Religionsbuch. | |||
Die Erzählungen der Bibel bilden keinen plausiblen historischen Ablauf und auch keine dramaturgisch konstruierte Erzählhandlung. | |||
Die Aufgabe dieser Geschichten ist es, die wichtigen Elemente der jüdischen Religion - die Beschneidung, den Gottesnamen, den Glauben an einen Gott, der den Menschen befreit - auf einen '''Ursprung''' zurückzuführen. | |||
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== Israels Rettung am Meer == | == Israels Rettung am Meer == | ||
Spätestens bei diesem Thema ist es angezeigt, die Szene von der Spaltung des Meers auch einmal in einem der bekannten Bibelfilme anzusehen.<ref> Die Szene aus dem Film ''The Ten Commandements (1956) ist auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=tydEwNEmmKU&feature=related. Der Film "Am Anfang" ist komplett auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=S6MvfQLzOxA</ref> | |||
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Bitte denke darüber nach: Was habe ich da eigentlich gesehen?}} | |||
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Einige Bemerkungen zur historischen Realität:<ref>Silbermann, Finkelstein: ''Keine Posaunen vor Jericho, ''61-85''</ref> | |||
Die Städte, die in der Bibel erwähnt werden, zeigen, dass geografische Verhältnisse geschildert werden, die um 700 v. Chr. geherrscht haben, nicht aber zur Moseszeit, die man ohne Anhaltspunkte in der Bibel oder anderen Quellen mit der Herrschaft Ramses II. (1303-1213 v. C.) identifiziert. | |||
Die Bibel behauptet, 600.000 Männer seien aus Ägypten ausgezogen; das macht bei dichter Marschordnung einen Zug von 60 KM Länge, und die Frauen und Kinder kämen noch dazu. Heute leben auf dem Sinai etwas mehr als 1 Million Menschen, viele vom Tourismus, und die Landwirtschaft ist durch moderne Bewässerungsprojekte ausgeweitet worden. | |||
Es hat in Ägypten entlaufene Arbeiter gegeben; es wurde auch ein Brief gefunden, in dem der Kommandant eines Forts auf dem Sinai palästinensische Fürsten auffordert, zwei entflohene Arbeiter zu fangen und zurückzuschicken. Aber das Entwichen eines ganzen "Volkes" und der Verlust einer großen Streitmacht: Darüber müsste es in außerbiblischen Quellen irgendeinen Hinweis geben. | |||
== Die Übergabe der Gebote == | == Die Übergabe der Gebote == | ||
== Die Zehn Gebote == | == Die Zehn Gebote == | ||
== Freiheit == | == Freiheit == | ||
== Die Exodusüberlieferung in Israel: Haggadah == | |||
"Die Geschichte des Exodus ist eine der größten Quellen der Inspiration in der Geschichte des jüdischen Volkes. Es ist die Geschichte der Hoffnung auf Erlösung aus der Sklaverei in die Freiheit, die seit 2000 Jahren in der [http://web.nli.org.il/sites/NLI/English/gallery/of-israel/haggadot/Pages/Introduction.aspx%20Haggadah Haggadah] erzählt wird."([http://gibirger.wordpress.com/2014/04/14/haggadah-das-buch-zu-pessach/ Gibirger:Haggadah]) | |||
Der [http://gibirger.wordpress.com/2014/04/14/haggadah-das-buch-zu-pessach/ Artikel von Eva Birger] enthält Links zu zahlreichen Texten aus der jüdischen Überlieferung und zu Gesängen aus Anlass der {{wpde|Seder|Seder-Feier}}. | |||
== Literaturhinweise == | == Literaturhinweise == | ||
<references/> | <references/> | ||
[[Kategorie:Katholische Religionslehre]] |
Aktuelle Version vom 7. November 2019, 18:24 Uhr
Ägypten
Was fällt uns ein, wenn der Name Ägypten fällt?
Einige Hinweise:
- Die Niloase gehört zu den fruchtbarsten Gebieten der Erde.
- Hier sind zwei Ernten im Jahr möglich.
- Noch die römischen Kaiser kontrollierten die Provinz Ägypten persönlich, weil sie die Kornkammer des Reiches war.
- Der Pharao wurde als Sohn des Sonnengottes verehrt und dargestellt.
- Die berühmtesten Symbole des Pharaonenreiches sind die Pyramiden.
- Beliebtes Reiseziel sind Ägyptens Großbauten, etwa der Tempel von Karnak.
- Eigentümlich ist der Totenkult der Ägypter und die Mumifizierung der Leichen.
- Die Ägypter entwickelten eine eigene Schriftkultur und eine charakteristische Kunst.
- Hieroglyphen wurden in prächtiger Form in Stein gemeißelt, aber auch in einfacherer Form mit Tusche auf Papyrus geschrieben.
- Schreiber war ein sehr vornehmer Stand in Ägypten, weil die Verwaltung des Reiches auf der Schriftkultur beruhte.
Gruppenarbeit:
- Sucht im Internet nach Fotos aus Ägypten und stellt ein Fotoalbum zusammen!
Einzelarbeit:
- Fragt mal bei Verwandten und Bekannten nach, wer schon in Ägypten war.
- Befragt die Ägyptenreisenden nach ihren Eindrücken.
Das Volk Israel lebte ganz anders. [1] Weil die Flusstäler des vorderen Orients von mächtigen Königreichen beansprucht wurden, blieb den Menschen, die nicht zu diesen Reichen gehörten, nur das Bergland als Lebensraum. Aus ihrer Sicht war Ägypten einerseits paradiesisch, ein Land, das immer Getreide hat. Anderseits konnten die Kinder Israels, wenn sie sich in Ägypten aufhielten nur als Fremdarbeiter auf der untersten Stufe der sozialen Stufenleiter Ägyptens arbeiten. So war Ägypten auch das Land der Unfreiheit.
Josef und Moses
Die Geschichte von Josef ist ein ständiges Auf und Ab:
- Erst ist er der Lieblingssohn seines Vaters.
- Dann verkaufen ihn seine Brüder als Sklaven.
- Er steigt auf zum Verwalter der Güter des Potiphar.
- Dessen Frau beschuldigt ihn zu Unrecht, und er kommt ins Gefängnis.
- Wegen seiner weisheit wird er vom Pharao zum Herrn über Ägypten erhoben.
Auch Moses macht eine unglaubliche Karriere:
Als Kind eines hebräischen Zwangsarbeiters soll er nach dem Willen des Pharao sterben. Durch die List seiner Familie wird er aber in die Familie des Königs aufgenommen und erhält eine fürstliche Ausbildung.
Moses bekommt seinen Namen von einer ägyptischen Prinzessin. [Exodus 2,10] Die biblische Deutung - der aus dem Wasser gezogene kann aber nicht auf eine Ägypterin zurückgehen, denn sie beruht auf dem hebräischen Wort "maschah" - ziehen. In Ägypten kommt aber der Namensbestandteil "mose" - geboren von... - häufig vor: Ahmose, Thutmose, sodass der nichts gegen einen ägyptischen Ursprung des Namens spricht.
Auch Josef bekommt zusätzlich einen ägyptischen Namen: Zafenat-Paneach [Genesis 41,45] - Erhalter des Lebens. Aber eine Deutung des Namens findet sich in der Bibel nicht.
Es gibt zu diesen Geschichten enge Parallelen in der altorientalischen Literatur:
- Josef verweigert sich der Frau des Potiphar mit den Worten, die auch Bata im Zweibrüdermärchen verwendet, um sich der Frau seines Bruders zu verweigern.
- Wie das Horuskind - Hor-pa-chered - von Isis gerettet wird,[2] so wird Mose von der Tochter des Pharao gerettet. Auf einen ägyptischen Ursprung der Geschichte weist auch die Benutzung ägyptischer Fremdwörter - für Binsenkästchen, Schilf und Nil [Exodus 2,3] hin.
- Die Bibel führt den Aufstieg des Josef darauf zurück, dass Gott mit ihm war. [z. B. Genesis 39,23] Es wird aber auch ungeschminkt geschildert, wie Josef durch Verdopplung der Steuer und brutale Ausnutzung seines Getreidemonopols die Leute um ihre Habe und um ihre Freiheit bringt. [Genesis 47,13-26] Parallel dazu gibt es in Ägypten Übungstexte für Schreiber, in denen gemahnt wird, als Schreiber klug und fleißig zu sein, weil das Los des Schreibers viel angenehmer ist als das eines Arbeiters oder Kriegers.
Die Berufung des Mose
Der inzwischen erwachsene Mose wird vom Pharao mit der Todesstrafe bedroht und flieht deshalb aus Ägypten nach Midian. Das ist der biblische Namen für die Halbinsel Sinai und das Gebiet östlich des Golfs von Akaba. Dort wird er Schwiegersohn des midianitischen Priesters Jitro, Vater von zwei Kindern und Schafhirte. [Exodus 2,15-22;3,1] Ein entscheidender Wendepunkt der ganzen Geschichte Israels ist, dass Mose dabei nicht bleibt, sondern auf Befehl Gottes zurückkehrt nach Ägypten um sein Volk zu befreien. Das wird in der Bibel drei Mal erzählt: Exodus 2,23 - 4,17; Exodus 4,19 - 31; Exodus 6,26 - 7,7]
Vergleiche die drei Berufungsgeschichten und trage in eine Tabelle ein:
- Wo findet das Gespräch zwischen Mose und Gott statt?
- Welche erstaunlichen Erscheinungen werden beschrieben?
- Mit welchem Auftrag wird Mose losgeschickt?
- Was sagt Gott von sich?
- Welche Einwände hat Mose gegen seine Berufung?
- Wie antwortet Gott auf diese Einwände?
- Was ist dir sonst noch aufgefallen?
Einige beachtenswerte Ergebnisse:
- Am bekanntesten und am meisten abgebildet ist die Geschichte vom brennenden Busch [Exodus 2,2-3], aus dem heraus Gott sich offenbart.
- Hier wird die Berufung des Mose verknüpft mit der Offenbarung und Deutung des biblischen Gottesnamens JHWH als "Ich bin der "Ich bin"". [Exodus 3,14]
- Eine archaische Version der Geschichte begründet die Rückkehrmöglichkeit des Moses damit, dass die Menschen, die ihn töten wollen, nicht mehr leben. [Exodus 4,19] Hier wird die Berufung des Mose mit dem Ritual der Beschneidung verknüpft [Exodus 4,25].
- Die dritte Version verlegt die Berufung von Mose und Aaron nach Ägypten, auch hier stellt sich Gott als JHWH vor. [Exodus 6,29] Es fällt der erstaunliche und geschichtsträchtige Satz: Hiermit mache ich dich für den Pharao zum Gott. [Exodus 7,1]
- Bibelfilme - zum Beispiel Am_Anfang oder Die_Zehn_Gebote - "mogeln", indem sie nur eine Version zeigen und auch da alles weglassen, was der vorgefassten Deutung nicht entspricht.
Die Bibel ist kein Geschichtsbuch, auch kein Roman, sondern ein Religionsbuch.
Die Erzählungen der Bibel bilden keinen plausiblen historischen Ablauf und auch keine dramaturgisch konstruierte Erzählhandlung.
Die Aufgabe dieser Geschichten ist es, die wichtigen Elemente der jüdischen Religion - die Beschneidung, den Gottesnamen, den Glauben an einen Gott, der den Menschen befreit - auf einen Ursprung zurückzuführen.
Israels Rettung am Meer
Spätestens bei diesem Thema ist es angezeigt, die Szene von der Spaltung des Meers auch einmal in einem der bekannten Bibelfilme anzusehen.[3]
Einige Bemerkungen zur historischen Realität:[4]
Die Städte, die in der Bibel erwähnt werden, zeigen, dass geografische Verhältnisse geschildert werden, die um 700 v. Chr. geherrscht haben, nicht aber zur Moseszeit, die man ohne Anhaltspunkte in der Bibel oder anderen Quellen mit der Herrschaft Ramses II. (1303-1213 v. C.) identifiziert.
Die Bibel behauptet, 600.000 Männer seien aus Ägypten ausgezogen; das macht bei dichter Marschordnung einen Zug von 60 KM Länge, und die Frauen und Kinder kämen noch dazu. Heute leben auf dem Sinai etwas mehr als 1 Million Menschen, viele vom Tourismus, und die Landwirtschaft ist durch moderne Bewässerungsprojekte ausgeweitet worden.
Es hat in Ägypten entlaufene Arbeiter gegeben; es wurde auch ein Brief gefunden, in dem der Kommandant eines Forts auf dem Sinai palästinensische Fürsten auffordert, zwei entflohene Arbeiter zu fangen und zurückzuschicken. Aber das Entwichen eines ganzen "Volkes" und der Verlust einer großen Streitmacht: Darüber müsste es in außerbiblischen Quellen irgendeinen Hinweis geben.
Die Übergabe der Gebote
Die Zehn Gebote
Freiheit
Die Exodusüberlieferung in Israel: Haggadah
"Die Geschichte des Exodus ist eine der größten Quellen der Inspiration in der Geschichte des jüdischen Volkes. Es ist die Geschichte der Hoffnung auf Erlösung aus der Sklaverei in die Freiheit, die seit 2000 Jahren in der Haggadah erzählt wird."(Gibirger:Haggadah)
Der Artikel von Eva Birger enthält Links zu zahlreichen Texten aus der jüdischen Überlieferung und zu Gesängen aus Anlass der Seder-Feier.
Literaturhinweise
- ↑ Finkelstein, Silbermann: Keine Posaunen vor Jericho, deutsch München 2002
- ↑ http://bilddatenbank.khm.at/viewArtefactImageLarge?image=http://bilddatenbank.khm.at/images/500/AE_INV_3882.jpg&backuid=http://bilddatenbank.khm.at/viewArtefact?id=317883
- ↑ Die Szene aus dem Film The Ten Commandements (1956) ist auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=tydEwNEmmKU&feature=related. Der Film "Am Anfang" ist komplett auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=S6MvfQLzOxA
- ↑ Silbermann, Finkelstein: Keine Posaunen vor Jericho, 61-85