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David und Goliath in Bibel und Koran
Von Davids Sieg über Goliath wird im jüdischen Tanach in den Neviin, im christlichen Alten Testament im 1. Buch Samuel 17 und im islamischen Koran in der 2. Sure, Vers 249–252 erzählt.
Text: David und Goliath in den jüdisch-christlichen Schriften (gekürzte Fassung)
David und Goliath in der Bibel
Die Philister sammelten ihre Heere zum Kampf, und König Saul und die Männer Israels kamen zusammen, lagerten im Tal und rüsteten sich gegen die Philister. Beide Gegner standen auf einem Berg und zwischen ihnen war ein Tal.
Aus dem Lager der Philister trat jeden Tag ein Riese hervor, er nannte sich Goliath und war sechs Ellen und eine Handbreit groß. Er hatte einen ehernen Helm auf dem Kopf und einen Schuppenpanzer an, einen ehernen Schild auf seinen Schultern und eherne Schienen an seinen Beinen. Der Schaft seines Spießes war dick wie ein Weberbaum und hatte eine eiserne Spitze, und sein Schildträger ging vor ihm her. Und er rief den Israeliten zu: „Seid ihr ausgezogen zum Kampf? Wählt einen unter euch, der zu mir komme. Schlägt er mich, so wollen wir eure Knechte sein. Und schlage ich ihn, so sollt ihr unsere Knechte sein.“ 40 Tage lang verhöhnte er die Israeliten.
Isai aus Bethlehem war zu alt, um noch in den Kampf zu ziehen. Aber er hatte acht Söhne, und drei waren mit Saul gezogen. David war der jüngste, er hütete die Schafe seines Vaters. Eines Tages sprach Isai zu David: „Bringe diese zehn Brote deinen Brüdern und diese zehn Käse dem Hauptmann!“ Da machte sich David früh am Morgen auf und ging zu seinen Brüdern. Und als bei seinen Brüdern war, trat abermals der Riese Goliath hervor und forderte die Israeliten heraus. David fragte: „Was wird man dem geben, der diesen Philister schlägt?“ Und sie antworteten: „Wer ihn schlägt, den wird der König sehr reich machen, und er will ihm seine Tochter zur Frau geben.“
Und David sagte zu König Saul: „Ich will hingehen und mit dem Riesen kämpfen!“ Saul antwortete: Du kannst nicht hingehen, denn Du bist ein Knabe, dieser Philister aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf.“ David entgegnete: „Ich hütete die Schafe meines Vaters. Wenn ein Löwe oder Bär kam und ein Schaf von der Herde wegtrug, lief ich ihm nach, schlug ihn tot und rettete das Schaf aus seinem Maul. Der Herr, der mich vor dem Löwen und dem Bären erettet hat, wird mich auch erretten vor diesem Riesen.“ Da sprach Saul: „Gehe hin, der Herr sei mit dir.“
Und Saul wollte David seine Rüstung geben, doch David fand sie zu unbequem. Er nahm nur seinen Stab, die Schleuder und fünf glatte Steine, die er in seine Hirtentasche tat. Dann machte er sich auf zu dem Philister.
Der Philister Goliath fluchte und verhöhnte David. David antwortete ihm: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn." Und David nahm einen Stein aus seiner Hirtentasche und schleuderte ihn so auf Goliaths Stirn, dass dieser tot zur Erde fiel. Daraufhin nahm David Goliaths Schwert und hieb ihm den Kopf ab. Die Philister flohen, als sie sahen, dass ihr stärkster Mann tot war. Und die Männer Israels verfolgten und töteten sie.
Und König Saul nahm David zu sich und ließ ihn nicht wieder ins Haus seines Vaters zurückkehren.
(Text: Sabine Häcker)
Worterklärungen:
- ehern = aus Metall
- Der Spieß ist eine Waffe zum Stoßen oder Stechen, wie eine Lanze. (Von Lanze spricht man meist bei berittenen Soldaten.)
- Ein Weberbaum ist der starke Balken quer über einem Webstuhl, an dem die Kettfäden befestigt sind.
- Er hieb ab. (altertümliche Sprache) = Er schlug ab.
Text: David und Goliath im Koran
David und Goliath im Koran
Sure 2: (249) Und (...) sprachen sie: „Wir haben heute keine Kraft wider Goliath und seine Scharen.“ Da sprachen die, welche glaubten Allah zu begegnen: „Wie oft hat ein kleiner Haufen einen großen Haufen mit Allahs Willen besiegt! und Allah ist mit den Standhaften.“ (250) Und als sie wider Goliath und seine Scharen auf den Plan traten, sprachen sie: „Unser Herr, gieße Standhaftigkeit über uns aus und festige unsere Füße und hilf uns wider das Volk der Ungläubigen. (251) Und so schlugen sie sie mit Allahs Willen, und es erschlug David den Goliath; und Allah gab ihm das Königtum und die Weisheit und lehrte ihn, was Er wollte. (…)(Koranübersetzung: Max Henning)
Erarbeitungsideen für den Unterricht
- zuerst die biblische Geschichte lesen
- die Geschichte auf dem Schulhof nachspielen
- die Erzählung im Koran lesen (Ggfs. vorher abklären, ob alle muslimischen Familien einverstanden sind, mit auf Deutsch übersetzten Korantexten zu arbeiten?!)
- Wann ist das Alte Testament entstanden und wann der Koran? (Infos zur Entstehung des Koran kannst du z. B. hier finden: https://unterrichten.zum.de/wiki/Islam:_Entstehung)
- Textvergleich:
- Lege eine Tabelle an und notiere:
- Was steht nur in der Bibel ?
- Was steht sowohl in der Bibel als auch im Koran?
- Was steht nur im Koran?
- Lege eine Tabelle an und notiere:
- evtl. zur Vertiefung in eine andere Darstellungsform bringen (Hörspiel, Collage, Flussdiagramm, ...)
- Interpretierendes gemeinsames Gespräch: “Schwach siegt über stark – Habt ihr das auch schon mal erlebt? Warum konnte sich die vermeintlich schwächere Seite durchsetzten? Hatte sie besser Argumente? War sie im Recht? War eine helfende Instanz dabei, wie Eltern, Lehrer, Polizei o. ä.? Welche Rolle spielt Gott in dieser Geschichte? ...”
Zusatzaufgaben zur Sprachbildung
Sprachliche Herausforderung (ein Gedicht)
Der Dichter Matthias Claudius (1740-1815) machte ein Gedicht aus dem Bibeltext, einen netten Text (der aber keine theologische Interpretation ist). Vielleicht hat er ihn für eine Kinder geschrieben – er hatte elf, außerdem wohnten noch weitere Kinder in seinem Haushalt, die er unterrichtete. Die Zusatzaufgabe stellt keine inhaltliche Erweiterung dar, sondern kann für sprachlich starke(!) Schüler/innen eine differenzierende Ergänzung zur Wortschatzbildung sein. Den kompletten Text kann man hier finden: https://www.projekt-gutenberg.org/claudius/wandsbek/wand340.html
Worterklärungen:
- Tressen sind Haarbündel von einem Tier.
- Ein Klunker ist ein größeres Schmuckstück.
- Rock sagte man früher auch zu Jacke oder Mantel.
- Advenant bedeutet hier angeberisch, prahlerisch.
- Ein Sarras ist ein schwerer Säbel.
Sprachliche Förderung (Verben in Gegenwart und Vergangenheit)
Diese Aufgabe ist für Schüler/innen, die noch Schwierigkeiten mit den Verbformen in der Vergangenheit haben.
Aufgabe:
- Mache eine Tabelle. In die 4 Längsspalten trägst du INFINITIV, PRÄSENS, PRÄTERITUM und PERFEKT ein.
- Quer trägst du in der Infinitiv-Spalte diese Verben ein: kommen, hervortreten, sein, haben, gehen, nehmen, fluchen, fliehen, flüchten, lassen. (flüchten steht nicht im Text, ist aber interessant mit fluchen zu vergleichen - und darf nicht damit verwechselt werden. Flüchten bedeutet das gleiche wie fliehen, ähnelt aber fluchen.)
- Dann suchst du zu den Verben im Infinitiv die passende Präteritumform aus dem Text und trägst sie in die Tabelle ein (Nimm immer die er-Form (d. h. 3. Person Singular), z. B. er ging.)
- Danach ergänzt du die Präsens- und Perfektformen.
für Lehrerinnen und Lehrer
Ziel dieser kleinen Sequenz
Im Sinne einer interkulturellen Pädagogik und eines interreligiösen Dialogs sollten sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten von Religionen thematisiert werden. Für Schülerinnen und Schüler kann es interessant, überraschend und verbindend sein, dass viele Erzählungen aus den jüdischen und christlichen Schriften sich im Koran wiederfinden.
Hintergrundwissen
Das Motiv dieser Geschichte ist: Schwach besiegt Stark. In der älteren jüdisch-christlichen Erzählung kämpft David im Zweikampf gegen Goliath, im Koran kämpft ein schwaches Heer gegen ein starkes und David und Goliath sind Teil dieses Heeres. In diesem Rahmen erschlägt „David den Goliath“. Dass die vermeintlich schwache Seite trotzdem gewinnt, liegt in beiden Varianten daran, dass sie ihre Überlegenheit von Gott bezieht.
Im jüdisch-christlichen Text wird die Geschichte ausführlicher erzählt und die Individuen werden hervorgehoben. Den Korantext kann man eigentlich nur verstehen, wenn man die biblische Geschichte bereits kennt.
Auch die Belohnung für den Sieg ist in der Bibel sehr konkret dargestellt: Saul hatte demjenigen, der Goliath erschlägt, seine Tochter und Steuerfreiheit versprochen. In der koranischen Fassung gibt Allah als Belohnung „das Königreich und die Weisheit“.
Die Geschichte erzählt, dass Gott König Saul und David im Krieg unterstützt. Der jüdische Tanach bzw. das christliche Alte Testament handeln davon, dass Gott sein Volk belohnt, wenn es sich an die Gesetze hält. Und Gesetze wurden in dieser Zeit, als die alten Schriften entstanden, immer wichtiger: Nach und nach wurden die Menschen sesshaft und lebten in immer größeren Gemeinschaften, und dafür brauchte es allgemeingültige Gesetze. Zum Funktionieren einer Gemeinschaft trug die Überwachung dieser Gesetze durch einen allmächtigen und allwissenden Gott entscheidend bei – und die Aussicht auf Belohnung (hier in Form von Gottes Loyalität vorgestellt).
Literatur
Quellen:
- Sabine Häcker: David und Goliath in Bibel und Koran. In: LIFE – Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen. München 2005.
- Heinrich Speyer: Die biblischen Erzählungen im Qoran. Darmstadt 1961.
- Der Koran (Übersetzung: Max Henning). Stuttgart 1991.
- Die Bibel (nach der Übersetzung von Martin Luther). Hrsg.: Deutsche Bibelstiftung Stuttgart. Stuttgart 1978.
Weitere Unterrichtsmaterialien zum Themenbereich:
- Sabine Häcker: Der Prophet Mohammed und die Entstehung des Islam. 2025. https://unterrichten.zum.de/wiki/Islam:_Entstehung