Person: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Kasten_blau|Menschen erfahren Gott und erzählen davon.}}
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Die Erzählungen von Gott führen dann wieder dazu, dass man geeignete spirituelle Maßnahmen ergreift, die eine Gottesbegegnung wahrscheinlicher machen: Riten, Opfer, Gebete, Meditationen, Feiern, Tänze, Lieder. Die Vorstellung von guten und bösen Göttern bietet für den Menschen einen entscheidenden Vorteil:  
Die Erzählungen von Gott führen dann wieder dazu, dass man geeignete spirituelle Maßnahmen ergreift, die eine Gottesbegegnung wahrscheinlicher machen: Riten, Opfer, Gebete, Meditationen, Feiern, Tänze, Lieder. Die Vorstellung von guten und bösen Göttern bietet für den Menschen entscheidende Vorteile:  


* Es ist ein Unterschied, ob man nicht einschlafen kann in namenloser Angst oder ob man die Nacht damit verbringt wachend und betend mit einem Gott zu ringen (vgl. Gen 32). Wer hinter Donner und Blitz, Fluss und Berg, Tier und Pflanze Götter am Werke glaubt, der hat wenigstens etwas zu erzählen, vor allem jemanden, der ansprechbar ist, und der Schrecken, der zur Sprache zurückgefunden hat, ist schon halb ausgestanden (Hans Blumenberg).  
* Es ist ein Unterschied, ob man nicht einschlafen kann in namenloser Angst oder ob man die Nacht damit verbringt wachend und betend mit einem Gott zu ringen (vgl. Gen 32). Wer hinter Donner und Blitz, Fluss und Berg, Tier und Pflanze Götter am Werke glaubt, der hat wenigstens etwas zu erzählen, vor allem jemanden, der ansprechbar ist, und der Schrecken, der zur Sprache zurückgefunden hat, ist schon halb ausgestanden (Hans Blumenberg).  
* Es ist nicht zuletzt ein Unterschied, ob man die toten Gefährten am Wegesrand zurücklässt und zu vergessen sucht, oder ob man einen Gedenkstein für sie aufstellen, ein ewiges Licht bei ihnen entzünden, sie einem Fährmann ins Jenseits anvertrauen kann. Denn wer die Ahnen vergisst, muss sich auch selbst für eine flüchtige Erscheinung halten.
* Es ist nicht zuletzt ein Unterschied, ob man die toten Gefährten am Wegesrand zurücklässt und zu vergessen sucht, oder ob man einen Gedenkstein für sie aufstellen, ein ewiges Licht bei ihnen entzünden, sie einem Fährmann ins Jenseits anvertrauen kann. Denn wer die Ahnen vergisst, muss sich auch selbst für eine flüchtige Erscheinung halten.
'''Stimmt''' es aber auch, was von den Göttern erzählt wird? '''Stimmen''' wenigstens die Geschichten der Bibel? - Offenbar doch nicht! Die Bibel mutet uns gleich in den ersten beiden Kapiteln drei verschiedene Versionen zu, wie und warum Gott die Tiere geschaffen hat: Nach Gen 1,24 bringt die Erde die Tiere auf Gottes Befehl hervor; nach Gen 1,25 formt Gott selbst die Tiere Art nach Art, und Gen 2,19 erzählt, dass Gott die Tiere erst nach dem Men-schen geschaffen hat, damit dem nicht so langweilig wird. Auch die Motive Gottes für die Sintflut werden nicht widerspruchsfrei dargestellt: Nach Gen 6,5-8 will Gott die ganze Welt vernichten aus Wut auf die Menschen und aus Wut auf sich selbst, weil er die Menschen überhaupt geschaffen hat. In Gen 6,13 erzählt Gott dem Noah, dass die Boshaftigkeit der Menschen ihre Vernichtung heraufbeschworen habe, dass aber Gott in seinem Erbar-men wenigstens den Noah und die Tiere retten will, damit die Welt nicht ganz untergeht.

Version vom 5. März 2013, 20:18 Uhr

Vorlage:ZBK Theologie vom Menschen aus gedacht

Person und Individuum

Vorlage:Aufgabe float

Das lateinische Wort persona bedeutet ebenso wie das griechische Wort prosopon in der Grundbedeutung die Larve, die Maske des Schauspielers im Theater. Schon vor dem Christentum wurde der Begriff auch in übertragener Bedeutung gebraucht für den Stand eines Menschen in der Gesellschaft. Erst das Christentum jedoch hat den Begriff „Person“ zur zentralen Kategorie seines Menschen- und vor allem Gottesbildes werden lassen. Wie ist das gemeint?

Man kann nicht Personen aus einem Theaterstück in ein anderes versetzen: Der Versuch, William Shakespeares Figur der Julia in Star Wars mitspielen zu lassen, würde unsere Erkenntnisse über Julia nicht erweitern können; es entstünde ein neues Stück.

Übertragen wir diese Einsicht aus der Theaterwelt auf unser alltägliches Leben, kommen wir zu folgender Aussage: Vorlage:Merke float

Die Suche nach einem „Selbst“, das sich unabhängig von allen diesen Chancen und Herausforderungen definieren ließe, gerät zur blutleeren Abstraktion. Beispielsweise die Frage, wie ich mich verhalten hätte angesichts des Nationalsozialismus oder angesichts des Hexenwahns, ist nützlich als Vorbereitung auf moralische Grenzsituationen, die mir noch bevorstehen mögen, sie ist aber letztlich nicht beantwortbar. Denn es ist ein wesentliches Merkmal meines Ich, dass ich im Horizont meiner eigenen Geschichtsepoche lebe und lerne und denke.

Eine Möglichkeit über Gott zu sprechen

Es ist nun weder ganz richtig, dass jeder seines Glückes Schmied sei, noch ist es wahr, dass man alles hinnehmen müsse, wie es eben kommt.


Aufgabe

Wenn Du in ein paar Jahrzehnten eine Bilanz deines Lebens ziehst:

Unter welchen Umständen würdest du sagen, dass dein Leben gelungen ist, und unter welchen Bedingungen würdest Du sagen, dass dein Leben misslungen ist?

Die Herausforderungen und Chancen des Lebens, vor allem die Begegnungen mit Menschen, erscheinen zwar zunächst als zufällig, aber im Rückblick glaubt man manchmal einen geheimnisvollen Plan hinter den Wechselfällen des Schicksals zu erkennen, als sei es gerade mir wirklich von jemandem geschickt. Christen reden von der Vorsehung und der Fürsorge Gottes. Im Katechismus steht: In dem Maße, als sich ein Mensch auf Gottes Willen einlässt und sein Leben ändert, ändert sich auch sein „Schicksal“. Der Mensch, der mit Gott ins Einvernehmen kommt, kommt auch mit der Welt ins Einvernehmen. Aber wer ist das: Gott? Woher beziehen die Menschen ihr Wissen von Gott?

Die Antwort, die geschichtlich wohl am weitesten zurückreicht, lautet:

Vorlage:Kasten blau

Die Erzählungen von Gott führen dann wieder dazu, dass man geeignete spirituelle Maßnahmen ergreift, die eine Gottesbegegnung wahrscheinlicher machen: Riten, Opfer, Gebete, Meditationen, Feiern, Tänze, Lieder. Die Vorstellung von guten und bösen Göttern bietet für den Menschen entscheidende Vorteile:

  • Es ist ein Unterschied, ob man nicht einschlafen kann in namenloser Angst oder ob man die Nacht damit verbringt wachend und betend mit einem Gott zu ringen (vgl. Gen 32). Wer hinter Donner und Blitz, Fluss und Berg, Tier und Pflanze Götter am Werke glaubt, der hat wenigstens etwas zu erzählen, vor allem jemanden, der ansprechbar ist, und der Schrecken, der zur Sprache zurückgefunden hat, ist schon halb ausgestanden (Hans Blumenberg).
  • Es ist nicht zuletzt ein Unterschied, ob man die toten Gefährten am Wegesrand zurücklässt und zu vergessen sucht, oder ob man einen Gedenkstein für sie aufstellen, ein ewiges Licht bei ihnen entzünden, sie einem Fährmann ins Jenseits anvertrauen kann. Denn wer die Ahnen vergisst, muss sich auch selbst für eine flüchtige Erscheinung halten.

Stimmt es aber auch, was von den Göttern erzählt wird? Stimmen wenigstens die Geschichten der Bibel? - Offenbar doch nicht! Die Bibel mutet uns gleich in den ersten beiden Kapiteln drei verschiedene Versionen zu, wie und warum Gott die Tiere geschaffen hat: Nach Gen 1,24 bringt die Erde die Tiere auf Gottes Befehl hervor; nach Gen 1,25 formt Gott selbst die Tiere Art nach Art, und Gen 2,19 erzählt, dass Gott die Tiere erst nach dem Men-schen geschaffen hat, damit dem nicht so langweilig wird. Auch die Motive Gottes für die Sintflut werden nicht widerspruchsfrei dargestellt: Nach Gen 6,5-8 will Gott die ganze Welt vernichten aus Wut auf die Menschen und aus Wut auf sich selbst, weil er die Menschen überhaupt geschaffen hat. In Gen 6,13 erzählt Gott dem Noah, dass die Boshaftigkeit der Menschen ihre Vernichtung heraufbeschworen habe, dass aber Gott in seinem Erbar-men wenigstens den Noah und die Tiere retten will, damit die Welt nicht ganz untergeht.