Klassik

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Der Begriff Klassik bezeichnet eine Epoche der deutschen Literatur.

Zum Begriff „klassisch“

1. gleichbedeutend wie „mustergültig“, allgemeingültig, vorbildhaft und „zeitlos“

2. bezeichnet kunst- bzw. literaturgeschichtliche Epochen, in denen versucht wird, sich an den Vorbildern der griechisch-römischen Antike zu orientieren.

3. Name für eine 10-jährige Phase der Zusammenarbeit von J.W. Goethe und F. Schiller (1795-1805), die mit Schillers Tod endet und lokal mit der Residenzstadt Weimar und der naheliegenden Universität Jena verknüpft ist, darum auch der Begriff Weimarer Klassik, der später im Kaiserreich zur „Deutschen Klassik“ verklärt wurde in dem Bedürfnis, dem neugegründeten Deutschen Reich (nach 1871) eine nationale Identität und respektable Vergangenheit zu verschaffen.

Dieses „Klassik-Projekt“ der beiden Weimarer Dichter ist als eine von mehreren intellektuellen Reaktionsweisen auf die Aufklärung und die Französische Revolution zu begreifen:

Von der Aufklärung zur Weimarer Klassik

(im Wesentlichen nach: Deutsche Literaturgeschichte, Verlag J.B. Metzler 1992, S.155 ff)

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Grundgedanken der Weimarer Klassik

ausgeführt am Beispiel von Friedrich Schillers "Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen" (1794/5):

Ausgangspunkt ist die Kritik der schlechten Gegenwart, die mit jenen glücklichen Zeiten der Griechen kontrastiert wird: Die Menschen heute haben ihre "Totalität" verloren, sie sind nur noch Rädchen und Schräubchen des seelenlosen "Uhrwerkes" Staat. Darin herrscht Arbeitsteilung, der Mensch kann die Gesamtheit seiner Anlagen nicht mehr ausbilden, sondern muss sich spezialisieren, d.h. auf eine bestimmte (möglicherweise ihm fremde) Zweckmäßigkeit reduzieren. Der Mensch ist sein Amt! (6. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen)

Hierzu auch eine Stelle aus Friedrich Hölderlins Briefroman Hyperion:

"So kam ich unter die Deutschen. (...) Es ist ein hartes Wort und dennoch sag ich´s, weil es die Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen. Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen - ist das nicht wie Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergoßne Blut im Sande zerrinnt!"

Aus dem Gegensatz von

SINNLICHKEIT und VERSTAND

folgt das Grundproblem:

  • Wie wird der sinnliche Mensch vernünftig und umgekehrt?
  • Wie wird er moralisch veredelt?

Die Antwort lautet:

Durch die Kunst!

Begründung:

Kunst ist freies SPIEL im Reich des ästhetischen Scheins -
Frei von aller Zweckhaftigkeit und Herrschaft spielt der Mensch mit Modellen des versöhnten Lebens.

Zusammenfassend

  1. Die moralische Verbesserung des Menschen ist nur möglich durch AUSGLEICH zwischen der sinnlichen und der rationalen Natur des Menschen. Deren Auseinanderklaffen, das sich in Arbeitsteilung, Funktionalisierung und Entfremdung äußert, ist der Grund aller gesellschaftlichen Mißstände!
  2. Der Schriftsteller kann diesen Ausgleich idealtypisch im Kunstwerk vorwegnehmen und gestalten. Der "klassische Held" verkörpert die Harmonie von Sinnlichkeit und Rationalität, von Gefühl und Verstand, von Natur und Geist. Er führt dem Publikum Möglichkeiten der sittlichen Vervollkommnung vor Augen.
  3. Der Künstler ist zugleich Erzieher, das Theater eine moralische Erziehungsanstalt und das Schauspiel eine moralische Veranstaltung, in der die Versöhnung von Ideal und Wirklichkeit vorgeführt wird.
  4. Konsequenzen für die KUNST bei Schiller und Goethe:
  • Verzicht auf unmittelbaren Realitätsbezug und politische Wirkung
  • utopisch vorgreifende Idealisierung der Wirklichkeit
  • Abschied vom >Bürgerlichen Trauerspiel< (Kabale und Liebe, Räuber) und Wahl historischer oder mythologischer Stoffe (Don Carlos, Iphigenie)
  • Abkehr von Shakespeare (Goethe), Wendung zum französischen Klassizismus und Suche nach geschlossenen, harmonisch ausgewogenen Kunstformen (die klassischen drei Einheiten), innerer Gedankenreichtum bei äußerer Handlungsarmut, gehobene Sprache in klassischen Versmaßen, z.B.Hexameter.

Schillers Rat an die Dichter lautet:

"... aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln? Man müßte also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt, und Quellen dazu eröffnen, die sich bei aller politischen Verderbnis rein und lauter erhalten (...) Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen eröffnen sich in ihren unsterblichen Mustern (...) Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich noch ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist. Eine wohltätige Gottheit reiße den Säugling beizeiten von seiner Mutter Brust, nähre ihn mit der Milch eines besseren Alters und lasse ihn unter fernem griechischen Himmel zur Mündigkeit reifen. Wenn er dann Mann geworden ist, so kehre er, eine fremde Gestalt, in sein Jahrhundert zurück (...) um es zu reinigen (...) Verjage die Willkür, die Frivolität, die Rohigkeit aus der Menschen Vergnügungen, so wirst du sie unvermerkt auch aus ihren Handlungen, endlich aus ihren Gesinnungen verbannen. Wo du sie findest, umgib sie mit edeln, mit großen, mit geistreichen Formen, schließe sie ringsum mit den Symbole des Vortrefflichen ein, bis der Schein die Wirklichkeit und die Kunst die Natur überwindet." (9. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen)

In der Wikipedia

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Siehe auch