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Fontane44/Vergleich 9/11 2001 und Hamasüberfall 2023

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Ausgangssituation

9/11 2001

in waffentechnisch und von der Zahl her äußerst überlegener Gegner, asymetrischer Konflikt

Hamasüberfall 2023

in waffentechnisch und von der Zahl her äußerst überlegener Gegner, asymetrischer Konflikt

Zielsetzung

9/11 2001

Verletzlichkeit der stärksten Weltmacht aufzeigen, ihn möglichst hilflos machen

Hamasüberfall 2023

Verletzlichkeit des Gegners aufzeigen ihn in ein moralisches Dilemma zu bringen ihn moralisch zu desavouieren

Mittel

9/11 2001

Luftpiraterie, Passagierflugzeuge als Waffe, freiwillige Märtyrer Angriff an einer bis dahin unverletzbar scheinenden Stelle

Hamasüberfall 2023

bekannte Waffen, freiwillige und unfreiwillige Märtyrer Angriff an einer bis dahin unverletzbar scheinenden Stelle Geiselnahme zum Schutz der Täter

Opfer

9/11 2001

die freiwilligen Märtyrer Zivilisten, die nicht ahnen, dass sie als am Konflikt beteiligt angesehen werden viele Helfer, die den Opfern beistehen wollen

Hamasüberfall 2023

Zivilisten in Israel, die nicht ahnen, dass sie in dieser Weise verletzlich sind relativ wenige Täter, da sie sich der Geiseln als Schutz bedienen die Bevölkerung des Gazastreifens, die völlig hilflos ist und nicht fliehen kann Gegner Israels in anderen Ländern

Langandauernde Folgen

9/11 2001

Verschwörungstheorien neue Konflikte im Nahen und Mittleren Osten Verlust der (relativen) Unverletzbarkeit der Zivilbevölkerung der USA moralische Desavouierung der USA aufgrund von völkerrechtswidrigen Angriffen und Kriegsverbrechen moralische Desavouierung der USA, weil auch der Opposition von 2001 es längerfristig nicht gelingt, die Kriegsverbrechen zu beenden

Hamasüberfall 2023

erhebliche Zunahme Verletzbarkeit und des dauernden Bedrohungsgefühls der israelischen Zivilbevölkerung und von Juden weltweit Dilemma der israelischen Opposition gegen die Netanjahu-Regierung, weitgehende Verhinderung von Demonstrationen gegen die Regierung und von Kritik an ihr moralische Desavouierung der Hamas bei erheblichen Teilen der Welt Schwächung der Mittelmacht Iran und erheblich Verluste bis nah an die Ausschaltung ihrer nicht-staatlichen Unterstützer im Nahen Osten moralische Desavouierung Israels bei erheblichen Teilen der Welt merklicher Verlust des Prestiges des israelischen Geheimdienstes und der Armee weltweite Zunahme des Antisemitismus

Grundlegende Unterschiede der beiden Terrorangriffe

Der Angriff von 9/11 ging voraus und hat die Verletzbarkeit waffentechnisch und von der Zahl her äußerst überlegener Gegner und ihr Dilemma bei der Reaktion auf solche Terrorangriffe aufgezeigt. Die Hamas hatte den Angriff von 2001 vor Augen und konnte in Kenntnis der damaligen Reaktion der USA planen, Israel ist aufgrund seiner ausgesetzten Lage in seinem Bestand als Staat und damit als Fluchtziel für Opfer von Antisemitismus und Holocaust gefährdet, während die USA durch Terrorismus ihren Weltmachtstatus nicht verlieren können, nur die Rolle als stärkste Weltmacht und Weltpolizist.

Weitere Aspekte zur Einordnung des Überfalls der Hamas

Für die Hamas sterben alle Palästinenser, die gegenwärtig getötet werden oder verhungern o.a., den Märtyrertod wie ihre Vorbilder, die Selbstmordattentäter von 9/11. Und so viel haben die Menschenrechtsverletzungen von Abu-Ghuraib und der Ausgang des Afghanistanabenteuers ("Deutschland wird am Hindukusch verteidigt") doch wohl gezeigt: Die USA haben ihr Image als Weltpolizist beschädigt. Dafür war diesen "Märtyrern" kein Opfer zu groß. Entsprechend ging es der Hamas darum, das Image Israels als Asyl für des Opfer des Holocaust zu beschädigen. Das ist ihnen bei vielen Staaten der globalen Südens und - anscheinend - auch bei der Mehrheit der Mitglieder der UN-Vollversammlung gelungen. Dafür war ihnen kein Opfer zu groß.

Ob die Regierung Israels, gegen die zu dem Zeitpunkt mit großer Demonstrationen protestiert wurde, eine andere Wahl hatte, darüber lässt sich diskutieren. Dass die Veranstalter des 7.10.2023 mit ihren abscheulichen Gräueltaten ihr Ziel erreicht haben, ist etwas schwerer zu bestreiten. Das war auch den inzwischen getöteten Mitgliedern der Hamas jedes Opfer wert. Und dass Geiseln genommen wurden, eröffnet jetzt der Hamas Verhandlungsmöglichkeiten, die sie vorher nicht hatte.

Hat die Reaktion der US-Regierung auf den Terrorangriff von 9/11 2001 für den Irak- und den Afghanistankrieg eine Mitschuld am Hamas-Massaker zuschreiben sollte, mögen Historiker diskutieren.