Bilder zur Bibel
Steuereinnehmer
Marinus van Reymerswaele ist 1497 in dem Ort geboren, den er im Namen trägt. Sein Handwerk erlernte er bei Quentin Massys in Antwerpen. Das war zu Beginn des 15. Jahrhunderts die aufstrebende flämische Hafenstadt, während Brügge und Gent an Reichtum einbüßten.
Eines der Themen, die Marinus nicht losließen, war der Umgang der Menschen mit Geld. Seine Bilder beweisen, dass er die Tätigkeit der Bankiers seiner Zeit genau beobachtete, anderseits enthalten die Details seiner Bilder mehr oder weniger versteckte Hinweise auf die christliche Morallehre, zum Beispiel die Liste der sieben Todsünden, und auf biblische Geschichten.
Schau Dir das Bild bis in die Details an, beschreibe
- den Gesichtsausdruck der beiden Männer,
- die Tätigkeit ihrer Hände,
- ihre Kleidung,
- ihre Arbeitsmittel,
- den Raum, in dem sie arbeiten.
Suche mindestens zwei Details heraus und erörtere,
- wie die Männer dadurch charakterisiert werden,
- was das mit ihrem Beruf als Steuereinnehmer zu tun hat.
Wenn Du auf die Hotspots unten klickst, erfährst Du mehr über das Bild und seine biblischen Hintergründe:
Reformationsaltar
Lucas Cranach ("der Ältere" 1472-1553) war 1502 von Kurfürst Friedrich an den Wittenberger Hof geholt worden. Dort wurde sein Sohn Lucas "der Jüngere" (1515-1586) geboren, der die Werkstatt des Vaters weiterführte. Martin Luther, später die Familie Luther war mit der Familie Cranach eng befreundet. Und die Cranachs hatten einen großen Anteil daran, leseunkundige Menschen über die Reformation "ins Bild zu setzen".
Der Reformationsaltar in der Stadtkirche St. Peter und Paul zu Weimar ist 1555 von dem jüngeren Lucas Cranach gemalt worden. Er greift darin reformatorische Bildmotive seines Vaters auf, bringt aber auch diesen selbst ins Bild. Doch es geht auch um eine politische Aussage.
Schau Dir das Bild unvoreingenommen an:
- Gibt es Dir bekannte Personen in der Darstellung?
- Fällt Dir an der Darstellung des Gekreuzigten etwas auf?
- Kennst Du die biblischen Szenen, die im Hintergrund abgebildet sind?
- Hast Du eine Idee, welche Gesamtaussage das Bild zum Ausdruck bringen will?
Wenn Du Dir über die Fragen eigenständig Gedanken gemacht hast, dann kannst Du unten die Image hot Spots anklicken und Informationen zum Bild abrufen.
Historischer Hintergrund
Herzog Johann Friedrich von Sachsen (1503-1554) hatte im Schmalkaldischen Krieg gegen Kaiser Karl V. gekämpft und war in der Schlacht bei Mühlberg 1547 verletzt worden und in Gefangenschaft geraten. Der Kaiser übertrug die Würde eines Kurfürsten an Moritz von Sachsen (1521-1553), seinen Verbündeten. 1552 schwenkt Moritz von Sachsen um und wendet sich gegen den Kaiser. Vom "Verräter" der protestantischen Sache ist er damit zum "Retter" geworden, da die gewaltsame Rekatholisierung Deutschlands durch das Augsburger Interim nunmehr scheitern musste.
Im Naumburger Vertrag einigten sich Johann Friedrich und Moritz' Nachfolger August von Sachsen (1526-1586):
- Die Würde des Kurfürsten blieb bei August und seinen Nachfolgern. Johann Friedrich durfte sich "geborener Kurfürst" nennen und das entsprechende Wappen führen.
- Im Gegenzug erhielt Johann Friedrich große Teile der Gebiete zurück, die er 1547 an Moritz abtreten musste.
Der Weimarer Reformationsaltar zeigt die Familie Johann Friedrichs als treue Protestanten und Anhänger Martin Luthers. Zugleich hat Lucas Cranach d.J. seinem Vater als Illustrator der Reformation ein Denkmal gesetzt, offenbar mit Zustimmung seines Auftraggebers. Daraus ergibt sich folgende Analogie:
- Wie der Prophet Johannes der Täufer die Bedeutung Jesu als Lamm Gottes erstmals erkennt,
- so erkennt der Prophet Martin Luther, was im Christentum falsch gelaufen ist und besser gemacht werden muss
- und der Prophet Lucas Cranach vermittelt die Bedeutung Christi durch seine Bilder an die einfachen Menschen.
Anbetung des Lammes
Den Genter Altar hat Jan van Eyck (1390-1441) mindestens zu Ende gemalt. Die Inschrift auf dem Bild behauptet, dass sein Bruder Hubertus van Eyck (1370-1426) das gewaltige Altarbild zu malen angefangen habe; aber die Kunstgeschichte ist sich nicht einig, was da dran ist.
Die obere Etage zeigt links und rechts außen Adam und die schwangere Eva. Weiter innen sehen wir singende und musizierende Engel. Noch weiter innen sind Maria und Johannes der Täufer abgebildet. Maria trägt ein weites blaues Gewand, das ihre Schwangeschaft verbirgt, und ist auf die Lektüre eines Buches auf ihrem Schoß, wohl der jüdischen Bibel, konzentriert. Johannes hat zwar auch ein Buch auf dem Schoß, es wirkt aber so, als blicke er in diesem Moment auf, um auf das, wovon er in seinem kostbaren illustrierten Buch gelesen hat, mit seinem Zeigefinger hinzuweisen.
Der Herrscher auf dem Thron in der Mitte mit einer dreifachen Krone ist als durch die Umschrift als göttlicher König ausgezeichnet, vor dem alle Herrscher auf der Erde ihre Kronen niederlegen.
Die fünf Tafeln der unteren Etage bilden ein einziges Bild, das acht Gruppen von Menschen und eine Gruppe von Engeln zeigt, die ein Lamm verehren, das auf einem Altar steht. Den Hintergrund bildet eine ideale Landschaft aus sattgrünen Wiesen und Wäldern, Felsen und Gebirgen, Burgen und Städten.
Michelangelo Caravaggio: Jesus beruft Matthäus (1600)
Michelangelo Caravaggio wurde 1571 in Mailand geboren und lernte dort das Künstlerhandwerk. Ohne Mittel ging er 1592 nach Rom. Durch Mitarbeit in verschiedenen Malerwerkstätten Roms knüpfte er Kontakte und vollendete er seine Kunst, bis er den Schritt in die Selbständigkeit tun konnte. Seine naturalistische Malweise, die Hell-Dunkel-Effekte und die Verbindung von religiösen und weltlichen Themen machten ihn zu einem der beliebtesten Maler, den einflussreiche Kardinäle mit lukrativen Aufträge bedachten.
Als Folge einer Schlägerei mit Todesfolge wurde Caravaggio 1606 aus Rom verbannt und verbrachte sein weiteres Leben in Süditalien und Sizilien. Weiterhin bekam er gut bezahlte Aufträge und schaffte einen erstaunlichen gesellschaftlichen Aufstieg. Doch Ende 1608 war er auf Malta wieder in einen Streit mit Totschlag verwickelt und kam ins Gefängnis, aus dem er wenig später fliehen konnte. 1610 ist er 38-jährig auf dem Weg nach Sizilien gestorben.
1599 beauftragte Kardinal Mathieu Contarell den Künstler mit der Ausmalung seiner Grabkapelle in der Kirche San Luigi dei Francesi, der 150 M vom antiken Pantheon entfernten Nationalkirche der Franzosen.
Caravaggio schuf zwischen 1599 und 1602 drei Gemälde für die Kapelle:
- Die Berufung des Matthäus
- Das Martyrium des Mathäus
- Die Niederschrift des Evangeliums auf Diktat des Engels