Rockmusik und Jugend
In den fünfziger Jahren erfährt die Musikwelt eine Revolution. Zum einen ermöglichte die Einführung
der billigen Vinylschallplatte den Verkauf von Musik an der Ladentheke als Konsumgut. Zum anderen
ermöglichte der Wohlstand der Gesellschaft auch Jugendlichen, sich ihre Musik zu kaufen, und führte
zur massenhaften Produktion von Musik speziell für Jugendliche.
Vorgeschichte
Um zu verstehen, welche Revolution der Rock and Roll in den Ohren besorgter Eltern auslöste, muss man
sich die Verklemmtheit der fünfziger Jahre vor Augen führen. Beispielhaft kann hier
Doris Day mit ihrem Song "Che Sera Sera" angeführt werden.
Rock and Roll
Rock and Roll war in den Ohren der Erwachsenen der fünfziger Jahre unanständige Musik. Es war die
Musik der Schwarzen, war "Negermusik" und sie handelte von Sex und Vergnügen, auch wenn sie in
unseren heutigen Ohren schon fast harmlos klingt. Rock and Roll war nicht nur Musik, sondern war auch
Protest der Jugendlichen gegen die Werte und Ideen ihrer Eltern, die nicht mehr in die neue Welt
passten.
Bill Haley 1955 Rock Around the Clock aus dem Film "The Blackboard Jungle" Little Richard Elvis Presley
Kommerz: Beach Boys
Anfang der sechziger Jahre schaffen die Beach Boys an der Ostküste in Kalifornien den Surf Sound. Mit der Fender Stratocaster, einer Staccato-Spielweise sowie Tremolo- und Nachhalleffekten spielen sie "Soft Rock". Vom Rock and Roll der fünfziger Jahre übernehmen sie den Rhythmus, verzichten aber auf alles Sexuelle, Snstößige und singen einen harmlosen und banalen Dreiklang aus Surfing, Girls and Sun.
Natürlich war der Rock and Roll der fünfziger Jahre auch kommerzielle Musik. Little Richard ist ein reicher Mann geworden und Bill Haley war ein kalkulierender Geschäftsmann. Nur Elvis konnte nicht mit Geld umgehen, hat dafür aber andere reich gemacht. Die Beach Boys sind ein besonders gutes Beispiel dafür, wie aus der Musik protestierender Jugendlicher ein massentauglich gestyltes Produkt wird.
Dieser Prozess soll hier exemplarisch mit einem Vergleich von "Surfin U.S.A." mit dem Original von Chuck Berry "Sweet Little Sixteen" gezeigt werden. Ähnliches lässt sich an vielen Beispielen bis heute zeigen, z.B. "Peter, Paul & Mary" als Kommerzialisierung der Folk-Music.
Aber keine Regel ohne Ausnahme: Mit "Good Vibrations" haben auch die Beach Boys etwas musikalisch neues geschaffen und sind Vorläufer von psychedelic und underground rock. Gleichzeitig ist der Song ein Beispiel für sogenannte "Drug-Songs".
Bob Dylan
Mit dem Song "Tom Dooley" knüpfte das Kingston Trio 1958 an die Bemühungen von Woody Guthrie, Pete
Seeger an, den Folk-Song zu popularisieren. Damit bereiteten sie den Boden für Peter, Paul & Mary
(1962), die ihrerseits von Bob Dylan abgelöst wurden. Dieses Folk-Revival löste die bloße Ablehnende Haltung des Rock and Roll ab. Folk Songs waren nicht
nur gegen etwas sondern auch für etwas, sie übten konstruktive und differenzierte Kritik. Und sie
befassten sich nicht nur mit den unmittelbaren Problemen der Jugend sondern blickten über den
Horizont der eigenen Bedürfnisse hinaus auf Politik, Umwelt und Gesellschaft. Verständlich wird diese Entwicklung zum politischen vor dem Hintergrund der vielen spektakulären
Ereignisse der sechziger Jahre:
- 1962: Kuba Krise
- 1963: Ermordung John F. Kennedys
- 1964: Auseinandersetzungen zwischen schwarzen und weißen Amerikanern
- 1965: Eintritt der USA in den Vietnamkrieg
Beat
Die Beatles verbanden den amerikanischen Rock and Roll mit der klassischen
Musik Europas und schufen daraus die Beat-Musik. Die Rolling Stones hatten das Image des Bürgerschrecks und schockten
mit ihrer Musik und kultivierten damit die schockierende Wirkung des Rock and Roll.
Folk Rock
Mit Bob Dylan (Like a Rolling Stone, 1965) wird Rockmusik politisch. Hippies
Hard Rock
MC5
Punk
Anti-Ästhetik mit herausforderndem Dilletantismus Sex Pistols (Anarchy in the U.K., 1977) Boomtown Rats (Do the Rat, 1977)
postrock: Disco Music
Literatur
- Faulstich, Werner: Tübinger Vorlesungen zur Rockgeschichte. 3 Bände: 1983, 1985, 1986
- "Von Rock'n'Roll bis Techno" aus dem Klett Verlag Behandelt die wichtigsten Station von Rhythm&Blues bis Techno.
- Rolf Esser: "Arbeitsblätter Musik für die Sek I", Verlag an der Ruhr
Weblinks
- JAZZ, ROCK UND POPMUSIK von Peter Wicke