Katholische Religionslehre/Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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===== Die Motive der Hexenverfolgung =====
===== Die Motive der Hexenverfolgung =====
1000 Jahre lang hat das Christentum in Deutschland mit dem Hexentum – genauer: mit vielen lokalen Ausprägungen ursprünglicher Religion - koexistiert - trotz gelegentlicher Übergriffe. Dabei muss man beachten, dass schon in Kulturen, die außer dem Schamanismus keine Religion kennen, eine große Furcht vor denen herrscht, die Geisterreisen unternehmen. Wie die Geister selbst unheimlich sind, so geht das Grauen auch auf die über, die sich mit ihnen professionell befassen. Und manchmal werden die Schamanen auch getötet, zum Beispiel wenn sie die Kranken nicht mehr heilen können,<ref>siehe Klaus Müller: Schamanismus, München 1997, 94</ref>, erst recht natürlich, wenn sie ihrer Gruppe Unglück brachten. <br>
1500 brach die Neuzeit an, die so vieles durcheinander brachte: Der frühe Kapitalismus trennte Arme und Reiche, die Wissenschaft Wissende und Unwissende, der Absolutismus Herren und Machtlose, die Reformation Katholiken und Protestanten. Buchdruck und Druckgrafik ermöglichten die Benachrichtigung vieler Menschen auf einmal, und zum Interessantesten gehörte damals wie heute das Unheimliche, der Teufel, der die Kinder holt, der Werwolf, der ins Dorf einfällt.<br>
Die Theologie hielt es seit je für möglich, dass böse Geister vom Menschen Besitz ergreifen. Nun aber kommt 1484 das Handbuch eines Inquisitors heraus – der[http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenhammer Hexenhammer] von Heinrich Kramer -, das Hexerei definiert und Anleitungen für Prozesse gegen vom Teufel besessene Frauen und Männer enthält. Gleichzeitig beginnt mit der Reformation eine Abfolge von brutalen Auseinandersetzungen, in denen die mittelalterliche Ordnung des römischen Reiches in die neuzeitliche Ordnung souveräner Territorial¬staaten übergeht. Das ist der Hintergrund der Hexenprozesse, in denen nachweislich etwa 4000 Frauen und Männer verurteilt wurden, wobei aber sehr viele Dokumente verloren gingen, so dass die Opferzahlen auf etwa 60.000 hochgerechnet worden sind. Zahlen, die in die Millionen gehen, werden seit dem 18. Jahrhundert immer wieder genannt, sind aber nicht auf Belege gestützt. 75 – 80 % der Opfer waren Frauen; die Hexenverfolgung war auch Teil eines frühneuzeitlicher Bestrebungen, Frauen zugunsten männlicher Konkurrenz aus dem Arbeitsleben herauszudrängen.<br>
Man darf sich die Hexenverfolgung nicht als eine zentral gesteuertes Vorgehen denken. Wie schon die Reste der vorchristlichen Religion von Region zu Region anders aussahen, so auch deren Verfolgung. Mircea Eliade erzählt das Beispiel der ''Benandanti'',<ref>Mircea Eliade: Geschichte der religiösen Ideen Band 3/1, Freiburg 1983, 220-223</ref>, die seit unvordenklichen Zeiten in Mittelitalien vier mal im jahr gegen böse Geister kämpften. Ende des 16. Jahrhunderts gerieten sie in den Fokus der Inquisition. Anfangs leugneten sie noch vehement, irgendetwas mit dem Teufel oder sexuellen Ausschweifungen zu tun zu haben. Doch die Inquisitionsprozesse führten dazu, dass die ''Benandanti'' das zugaben, was ihnen ihre Richter unterstellten und sich nun selbst als vom Teufel Besessene beschrieben. Innerhalb eines halben Jahrhunderts wurde diese Gruppe vernichtet.


===== Die Bewertung der Hexenverfolgung =====
===== Die Bewertung der Hexenverfolgung =====

Version vom 22. Dezember 2009, 18:32 Uhr

Vorlage:ZBK Dieser Artikel handelt von der Kirche als Unterrichtsthema der Stufe 12 (wenn das Abitur nach Stufe 13 abgelegt wird). Die theologische Lehre von der Kirche heißt Ekklesiologie und ist das zweite Unterthema des Kurses. Das erste Unterthema soll Interesse wecken und befasst sich mit der Kirche der Phantasie, die Folie vieler Filme ist und den gängigen Vorurteilen über die christliche, vor allem die katholische Religionsgemeinschaft entspricht. Schließlich befassen wir uns mit der Kirche der Realität, die eine lange und abwechslungsreiche Geschichte hinter sich hat und heute mit tausend Millionen Mitgliedern in sehr unterschiedlichen Situationen weltweit vorkommt.


Die Kirche der Phantasie

Die Kirche der Theologie

Die Kirche der Realität

Helle und dunkle Kapitel der Kirchengeschichte

Verfolgte Kirche

Römische Reichskirche

Benediktinisches Zeitalter

Kreuzzüge

Die Gotik

Die Reformation

Absolutistische Epoche

Hexenverfolgung

Autentisches Hexentum

Es vergeht kein Fernsehabend, an dem nicht auch eine Sendung angeboten wird, die den Zuschauer das Fürchten lehrt. Dabei werden nach wie vor die bösen Geister aller Kulturen und Epochen aufgeboten: Untote aus Afrika, Vampire aus Rumänien, Hexen im Mittelwesten der Vereinigten Staaten, Aliens aus den Tiefen des Weltalls oder Zeitreisende aus der fernen Zukunft bevölkern die Schreckensszenarien von Serien wie Ghosthunter oder Akte X, von Kassenschlagern wie Independence Day oder Rosemarys Baby. Wenn in solchen Filmen die Kirche auftaucht, dann ist es fast immer die katholische, die in ihren Traditionen viel mehr fantasieanregend Mystisches mitschleppt: Exorzismus, Stigmatisation, Wunder und die geheimen Keller der Inquisition, das ist der Stoff, aus dem man spannende Geschichten spinnen kann.
Obwohl wir über Chemie und Elektrizitätslehre verfügen, gab 2000 die Mehrheit der Jugendlichen an, die Wirklichkeit werde von übernatürlichen Mächten beeinflusst,[1] viele haben Spiritismus zumindest mal ausprobiert, und niemand kann sich der Schockwirkung entziehen, die eine raffinierte Inszenierung der bösen Geister auslöst.
Umso mehr waren Menschen früherer Zeiten dem Schrecken hilflos ausgeliefert, der von unerklärlichen Krankheiten, Blitz und Donner, Vulkanausbrüchen, Erdbeben, gefährlichen Tieren und anderen Tod bringenden Phänomenen ausging. Abhilfe schafften die Geschichten, die dem Ungeheueren wenigstens Namen gaben, und die Schamanen, Druiden, die heiligen Männer und Frauen, die in der Lage waren, es mit den übernatürlichen Kräften aufzunehmen. Seit mindestens 100.000 Jahren ist diese Art der „Religion“ bei Menschen nachweisbar. Und seit je hat sie Kunst, Musik, Tanz und Drogen, also die ganze Kultur für sich in Dienst genommen. Aus vergleichenden Untersuchungen an Relikten verschwundener Kulturen und einigen noch lebendigen in isolierten Menschengruppen lässt sich auch ein Bild gewinnen, was wohl unter authentischem Hexentum zu verstehen ist: Eine ursprüngliche Form der Religion als Auseinandersetzung mit übernatürlichen Mächten.

Die Motive der Hexenverfolgung

1000 Jahre lang hat das Christentum in Deutschland mit dem Hexentum – genauer: mit vielen lokalen Ausprägungen ursprünglicher Religion - koexistiert - trotz gelegentlicher Übergriffe. Dabei muss man beachten, dass schon in Kulturen, die außer dem Schamanismus keine Religion kennen, eine große Furcht vor denen herrscht, die Geisterreisen unternehmen. Wie die Geister selbst unheimlich sind, so geht das Grauen auch auf die über, die sich mit ihnen professionell befassen. Und manchmal werden die Schamanen auch getötet, zum Beispiel wenn sie die Kranken nicht mehr heilen können,[2], erst recht natürlich, wenn sie ihrer Gruppe Unglück brachten.
1500 brach die Neuzeit an, die so vieles durcheinander brachte: Der frühe Kapitalismus trennte Arme und Reiche, die Wissenschaft Wissende und Unwissende, der Absolutismus Herren und Machtlose, die Reformation Katholiken und Protestanten. Buchdruck und Druckgrafik ermöglichten die Benachrichtigung vieler Menschen auf einmal, und zum Interessantesten gehörte damals wie heute das Unheimliche, der Teufel, der die Kinder holt, der Werwolf, der ins Dorf einfällt.
Die Theologie hielt es seit je für möglich, dass böse Geister vom Menschen Besitz ergreifen. Nun aber kommt 1484 das Handbuch eines Inquisitors heraus – derHexenhammer von Heinrich Kramer -, das Hexerei definiert und Anleitungen für Prozesse gegen vom Teufel besessene Frauen und Männer enthält. Gleichzeitig beginnt mit der Reformation eine Abfolge von brutalen Auseinandersetzungen, in denen die mittelalterliche Ordnung des römischen Reiches in die neuzeitliche Ordnung souveräner Territorial¬staaten übergeht. Das ist der Hintergrund der Hexenprozesse, in denen nachweislich etwa 4000 Frauen und Männer verurteilt wurden, wobei aber sehr viele Dokumente verloren gingen, so dass die Opferzahlen auf etwa 60.000 hochgerechnet worden sind. Zahlen, die in die Millionen gehen, werden seit dem 18. Jahrhundert immer wieder genannt, sind aber nicht auf Belege gestützt. 75 – 80 % der Opfer waren Frauen; die Hexenverfolgung war auch Teil eines frühneuzeitlicher Bestrebungen, Frauen zugunsten männlicher Konkurrenz aus dem Arbeitsleben herauszudrängen.
Man darf sich die Hexenverfolgung nicht als eine zentral gesteuertes Vorgehen denken. Wie schon die Reste der vorchristlichen Religion von Region zu Region anders aussahen, so auch deren Verfolgung. Mircea Eliade erzählt das Beispiel der Benandanti,[3], die seit unvordenklichen Zeiten in Mittelitalien vier mal im jahr gegen böse Geister kämpften. Ende des 16. Jahrhunderts gerieten sie in den Fokus der Inquisition. Anfangs leugneten sie noch vehement, irgendetwas mit dem Teufel oder sexuellen Ausschweifungen zu tun zu haben. Doch die Inquisitionsprozesse führten dazu, dass die Benandanti das zugaben, was ihnen ihre Richter unterstellten und sich nun selbst als vom Teufel Besessene beschrieben. Innerhalb eines halben Jahrhunderts wurde diese Gruppe vernichtet.

Die Bewertung der Hexenverfolgung

Moderne und Postmoderne

Das Zweite Vatikanische Konzil

Tätigkeitsfelder der Kirche

Hierarchisches und funktionales Kirchenbild

Die Familie als Hauskirche

Die Aufgaben der Ortskirche

Caritative Organisationen

Forschung und Lehre

Die Orden

Die Weltkirche

Anmerkungen

<references>

  1. 13. Shell Jugendstudie 2000, Band 1, 157-180
  2. siehe Klaus Müller: Schamanismus, München 1997, 94
  3. Mircea Eliade: Geschichte der religiösen Ideen Band 3/1, Freiburg 1983, 220-223