Vokabeln lernen/Wie funktioniert das Gedächtnis?

Aus ZUM-Unterrichten

Aufgabe
  1. Lies Dir die Texte dieser Seite aufmerksam durch und studiere auch die Abbildungen und deren Beschriftungen genau.
  2. Nenne die 3 Bestandteile des Gedächtnisses.
  3. Erläutere, warum es unmöglich ist, mehr als 10 Vokabeln gleichzeitig zu lernen.
  4. Wie kann man gegen das Vergessen kämpfen. Überlege Dir 3-4 Strategien!

Gedächtnis

Heute lerne ich alle Vokabeln auf einmal!

So gut dieser Vorsatz auch ist, er ist zum Scheitern verurteilt!

Unser GedächtnisWikipedia-logo.png ist wie ein großer Computer, der viele Informationen verarbeiten kann. Neue Informationen erreichen das Gehirn über die Sinnesorgane und werden im sensorischen Gedächtnis zwischengespeichert. Die Fähigkeit, in einem Gespräch etwas zuvor Gesagtes zu wiederholen, obwohl gerade nicht hingehört wurde, ist ein Beispiel für das auditive sensorische Gedächtnis. Allerdings zerfallen diese Informationen auch schon nach wenigen Zehntelsekunden.

Gedächtnismodelle

Grundlage bewusster Informationsverarbeitung ist das Kurzzeitgedächtnis, ein Speicher, der eine eng begrenzte Menge von Information in einem unmittelbar verfügbaren Zustand bereithält. Kommt eine neue Information dazu, löscht es den ältesten Eintrag sofort! Die genaue Größe des Kurzzeitgedächtnisses ist mittlerweile umstritten (→ChunkingWikipedia-logo.png) und das Modell wurde mittlerweile erweitert:

  • Der räumlich-visuelle Notizblock zur kurzfristigen Speicherung visueller Eindrücke.
  • Die artikulatorische oder phonologische Schleife zur Speicherung von verbalen Informationen, welche durch ein inneres Wiederholen relativ lange verfügbar bleiben können.
  • Die zentrale Exekutive verwaltet die beiden Teilsysteme und verknüpft Informationen aus diesen mit dem Langzeitgedächtnis.

Das Langzeitgedächtnis ist das dauerhafte Speichersystem des Gehirns. Informationen können im Langzeitgedächtnis von Minuten bis zu Jahren gespeichert werden (sekundäres Gedächtnis) oder sogar ein Leben lang (tertiäres Gedächtnis). Über Begrenzungen der Kapazität des Langzeitgedächtnisses ist nichts bekannt.

Zu unterscheiden sind verschiedene Prozesse des Langzeitgedächtnisses:

  • Lernen/Enkodierung: Neues Einspeichern von Information
  • Erinnern/Abrufen: Bewusstwerden von Gedächtnisinhalten
  • Konsolidieren/Behalten: Festigung von Information durch wiederholten Abruf
  • Verknüpfen von neuen und alten Informationen
  • Vergessen: Zerfall von Gedächtnisinhalten oder Abänderung durch konkurrierende Information

Lernen

LernenWikipedia-logo.png ist mehr als das reine Abspeichern von Informationen. Lernen beinhaltet die Wahrnehmung und Bewertung der Umwelt, die Verknüpfung mit Bekanntem (Erfahrung) und das Erkennen von Regelmäßigkeiten (Mustererkennung).

Deshalb ist es wichtig, das unbekannte Vokabeln an ähnliche und schon vorher bekannte Wörter "andocken" können. Diese bekannten Wörter sind schon im Langzeitgedächtnis verankert und helfen uns, die neuen Wörter besser zu behalten. In der Lernpsychologie spricht man von Assimilation (französisch für ‚Angleichung‘), wenn z.B. ein Kind ein kleines, weißes, wuscheliges, bellendes Wesen sieht und die Mutter dazu „Wauwau“ sagt. Später sieht das Kind ein großes, braunes, glatthaariges, bellendes Wesen und die Mutter sagt dazu „Wauwau“. Durch weitere solche Erfahrungen entsteht ein Wauwau-Schema. Dieses enthält die für alle Hunde typischen Merkmale und schließt die untypischen aus.

Sobald ein neuer Begriff wie eine Kuh auftaucht und sich von einem Hund unterscheidet, wird ein neues Wahrnehmnungsschema gebildet. Neben der Kategorie Wauwau gibt es nun eine Oberkategorie Tiere, die Wauwaus und Kühe enthält.

Als ein weiteres Beispiel, hier für das Greifschema, ist der Schaum in der Badewanne zu nennen, den ein Kind anfangs als Objekt versucht zu greifen. Doch wenn der Schaum immer wieder durch die Finger rinnt, entwickelt das Kind ein neues Schema, ein Schöpfschema.

Wie oben schon gesagt, werden ungenutzte Informationen wieder vergessen. Dagegen hilft der wiederholte Gebrauch neuer Informationen. Mehrfache Verwendung hilft die neuen Vokabeln aus dem Kurz- in das Langzeitgedächtnis zu überführen. Gegen das Vergessen hilft nur dauerndes Wiederholen, am Besten mit einem Lernprogramm oder einer Vokabelkasten.

7x gehört ist wie 1x gelesen,
7x gelesen ist wie 1x geschrieben

7x geschrieben ist verstanden

Dabei kann man sich neben dem reinen Lernen von geschriebenen Wörtern und ihrem Schriftbild auch die vielfältigen Kanäle des sensorischen Registers zunutze machen. Je mehr Sinneseindrücke von einem Wort im Gehirm ankommen, desto mehr Verknüpfungen werden angelegt und desto besser bleibt es dann im Gedächtnis.

  • Lest Wörter laut vor! Sowohl das Sprechen als auch das Hören wirkt im Gehirn!
  • Malt eine kleine Skizze und schaut sie euch an!
  • Eine "EselsbrückeWikipedia-logo.png" z.B. kitchen - Gefängnis kann bei schwierigen Wörtern helfen.
  • Schreibt das Wort mit dem Füller! (Das Gehirn merkt sich auch Bewegungsabläufe, beim Tippen mit dem Computer geht dieser Effekt allerdings verloren, da alle Tasten gleich angeklickt werden.)

Lösungshinweise

Lösungshinweis
Wenn Du mit der Zusammenfassung der Inhalte Schwierigkeiten hast, kannst Du Dir hier schrittweise Hilfen zur Lösung anschauen.

2. Nenne die 3 Bestandteile des Gedächtnisses

  • Das sensorische Register nimmt eine Unzahl von Sinneseindrücken auf.
  • Das Kurzzeitgedächtnis hat nur eine begrenzte Kapazität, sodass neue Information oft schnell wieder vergessen wird.
  • Das Langzeitgedächtnis hat eine unbegrenzte Kapazität. Gespeicherte Informationen können unendlich lange behalten werden.

3. Erläutere, warum es unmöglich ist, mehr als 10 Vokabeln gleichzeitig zu lernen.

Beim schnellen Lesen einer ganzen Seite Vokabeln werden die ersten neuen Vokabeln durch die nächsten bereits wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht.

4. Wie kann man gegen das Vergessen kämpfen. Überlege Dir 3-4 Strategien!

  • Vokabeln in kleinen Blöcken von 7-10 Wörtern lernen
  • schwierige Vokabeln immer wieder wiederholen; oft mehrmals handschriftlich aufschreiben
  • Vokabeln, Bilder und Bewegungen verknüpfen.
  • Mehrkanalig lernen:
    • Schreibung
    • visuell: Schriftbild und Gegenstand vorstellen
    • auditiv: Vokabeln laut aussprechen (auch wenn der kleine Bruder lacht)
  • ruhig auch schon überlegen, welche synonyms und opposites zu den Vokabeln existieren