Ägypten - Geschenk des Nils

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Version vom 16. April 2019, 04:13 Uhr von Matthias Scharwies (Diskussion | Beiträge) (N)
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Kann man mit dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot sagen, „Ägypten ist ein Geschenk des Nils“?

Um diese Frage zu beantworten, muss man folgendes wissen:


Ägypten - Flächennutzung


Der Nil ist als Fremdlingsfluss einer der größten Ströme Afrikas, ohne ihn wäre Ägypten eine Wüste, denn aus ihm gewinnt Ägypten 99% seines Wassers. Seine Quellen liegen im niederschlagsreichen Gebiet Ostafrikas. Er bringt viel Wasser und fruchtbaren Schlamm mit.

Mit seinem Wasser verwandelten die Bauern Ägyptens, die Fellachen, das Tal des Nils und die Umgebung seines Deltas in fruchtbares Ackerland. Ein fruchtbares Gebiet um einen Fluss nennt man eine Flussoase. Der Boden ist sehr fruchtbares Schwemmland, das der Nil während seines Hochwassers abgelagert hatte.

Im Quellgebiet eines seiner Nebenflüsse fallen im Sommer- und im Herbst starke Regenfälle, so dass der Nil zu dieser Zeit Hochwasser führt. Die „Nilschwelle“, kann dann bis zu 10m werden. Sie hängt von der Intensität der im Quellgebiet fallenden Niederschläge ab und ist auch nicht in jedem Jahr gleich hoch. Schon im AT wird in den Träumen des Pharao von sieben fetten und sieben mageren Kühen berichtet, die von Joseph als sieben fette und sieben magere Jahregedeutet werden. Ägypten liegt außerdem in der subtropischen Klimazone. Die hier herrschenden Temperaturen und ausreichend Wasser ermöglichen einen Bewässerungsfeldbau.

Schon im Altertum haben die Ägypter das Hochwasser des Nils genutzt, um ihre Felder zu bewässern. Die im Bereich des Nilhochwassers errichteten Becken füllten sich dabei mit Wasser. Man wartete, bis sich der mitgebrachte fruchtbare Schlamm abgesetzt hatte und führte dann das Wasser dem Nil wieder zu. Danach wurde gesät. Nach der Ernte blieb das Feld brach liegen und wurde für die nächste Flut vorbereitet, indem neue Becken errichtet wurden. Die Bewässerung der Felder wurde in der Hauptsache von Menschen oder Tieren erledigt. Man kannte aber auch schon einfache technische Geräte, wie z. B. die „Archimedische Schraube“, eine einfache Wasserschraube. Durch ihren Einsatz konnte die Arbeit der Fellachen wesentlich erleichtert werden.

Assuan Staudamm

Als man im 19. Jh. mit dem Anbau von Baumwolle begann, und mindestens zwei Ernten erreichen wollte, musste die Bewässerung anders gehandhabt werden. Im Jahre 1902 baute man deshalb bei Assuan einen kleinen Staudamm, nachdem bereits im Jahre 1861 nördlich von Kairo ein kleinerer Damm errichtet worden war. Andere Staudämme folgten. Das gestaute Wasser leitete man durch Kanäle und Gräben auf die Felder. Doch das beginnende technische Zeitalter, die Erfindung der Dampfmaschine, Pumpen, die von Diesel oder Strom angetrieben werden konnte, ermöglichten es auch höher gelegene Felder mit Wasser zu versorgen. Selbst Tiefbrunnen konnte man jetzt bohren.


Heute können die Fellachen sogar zwei Ernten im Jahr erzielen, eine Winter- und eine Sommerernte. Manchmal ist eine dritte Ernte möglich. Angebaut werden: Getreide, Gemüse, Zitrusfrüchte, Mandeln, Feigen, sogar den Anbau von Baumwolle findet man. Das verdanken die Ägypter dem 1970 fertig gestellten großen Staudamm bei Assuan, dem „Sadd-al-Ali“.

Durch den Bau dieses Staudamms wurde folgendes erreicht:

  • Stau von 164 Milliarden m3 Wasser
  • Vergrößerung der Ackerfläche um 15%, dadurch bessere Versorgung einer wachsenden Bevölkerungszahl mit Nahrung
  • Gewinnung von elektrischer Energie dadurch Förderung der Industrialisierung
  • ganzjährige, gleichmäßige Wasserführung des Nils


Anfangs wurden diese Ziele auch erreicht, doch schon bald kamen die ersten großen Probleme:

  • die Staumauer verhindert, dass der fruchtbare Nilschlamm weiter an den Ufern abgelagert wird
  • der Schlamm lagert sich jetzt an der Staumauer ab
  • das Nildelta kann nicht mehr ins Mittelmeer wachsen, sondern
  • das Mittelmeer frisst sich jetzt jährlich etwa 200m in das Nildelta hinein
  • die Erosion an den Ufern hat zugenommen


Die ägyptischen Bauern können heute zwar ihre Felder das ganze Jahr über bewässern, aber zu einer Be– gehört auch eine Entwässerung. Nur dadurch kann verhindert werden, dass der Grundwasserspiegel immer weiter ansteigt. Die in diesem Gebiet herrschende intensive Sonneneinstrahlung, verursacht ein kapillares Aufsteigen des Grundwassers in die oberen Bodenschichten. Das führt dazu, dass diese entweder versumpfen oder versalzen. Eine oft zu starke Düngung der Ackerflächen verursacht eine Anreicherung des Bodens mit Mineralsalzen. Durch deren Auskristallisierung entsteht eine Salzkruste, die eine Bearbeitung des Bodens und den Anbau von Feldfrüchten unmöglich macht.

Heute weiß man, dass der Bau des Assuanstaudamms eine Fehlplanung war, denn:


  • der Grundwasserspiegel ist enorm angestiegen
  • der ursprünglich fruchtbare Boden ist auf vielen Flächen versalzen
  • der Bau von notwendigen, mehreren tausend Kilometer langen Entwässerungsgräben würde teurer werden als der Bau des Assuanstaudamms
  • viele Kulturdenkmäler versanken im Stausee
  • die in diesem Bereich lebenden Nubier mussten umgesiedelt werden
  • der fruchtbare Nilschlamm geht den Bauern verloren, er sammelt sich vor dem Damm
  • die Bodenerosion hat zugenommen
  • die Qualität des Nilwassers ist durch den Eintrag von Salzen (Düngemittel ) schlechter geworden
  • die Erkrankung der Ägypter an „Bilharziose“, einer Blasen – und Darmerkrankung hat stark zugenommen
  • das gestörte ökologische Gleichgewicht des Nils führte zum Absterben vieler Fischarten und damit zur Erwerbslosigkeit vieler Fischer


Auf lange Sicht wäre es besser, die Staumauer wieder zu beseitigen. Dann könnte man auf dem trocken gefallenen Nassersee, auf fruchtbarem Boden ( Nilschlamm) 5000km2 neues Kulturland gewinnen.


Aufgabe
  1. Stelle die genannten Flächen Ägyptens im Vergleich zu seiner Gesamtfläche in zwei Kreisdiagrammen dar.
  2. Der Nil ist ein Fremdlingsfluss, warum? ( Arbeit an der Karte) Definiere den Begriff
  3. Wo liegen die Quellen/ Quellflüsse und Seen des Nils? Arbeite mit Atlas und Karte.
  4. Die Länge des Nils beträgt 6671km.
    • Welche Staaten durchfließt der Nil auf seinem Weg von der, bzw. den Quellen bis zur Mündung?
    • Wie heißen ihre Hauptstädte?
  5. Warum kann man sagen:“ Das eigentliche Geschenk für Ägypten ist der Blaue Nil?“
  6. Angebaut werden: Getreide, Gemüse, Zitrusfrüchte, Mandeln, Feigen, Futterpflanzen und Baumwolle. Überlege anhand einer Klimakarte, den naturräumlichen Gegebenheiten und den Anforderungen der einzelnen Pflanzengruppen, welche Feldfrüchte im Sommer und welche im Winter angebaut werden.
  7. Informiere dich über die Besonderheiten beim Anbau der Baumwolle und fertige über diese Pflanze einen kurzen Bericht an.

Siehe auch