Social Media in der Demokratie

Aus ZUM-Unterrichten
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Was soll in der digitalen Öffentlichkeit erlaubt sein?

Eine Projektidee mit Filmausschnitten aus ”The Cleaners”

Bildungsbereiche und Fächer

SEK II: Politik, Ethik, Gemeinschaftskunde

außerschulische Jugendbildung, Erwachsenenbildung

Achtung, Mindestalter der Lerngruppe: Der Dokumentarfilm "The Cleaners" hat eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren.

Kurzbeschreibung

Worum geht es?

Die Leitfrage für die Lerneinheit lautet: Welche Regeln sollten in einer demokratischen Gesellschaft für den Umgang mit "problematischen" Inhalten in Sozialen Netzwerken gelten? Dies wird am Beispiel von Facebook diskutiert. Dabei dienen Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm “The Cleaners” (2018, FSK 16) als Impuls sowie als Material für die Erarbeitung.

Am Beispiel von Facebook untersuchen die Lernenden, wie ein Plattform-Anbieter mit Inhalten umgehen kann, die als problematisch gelten. Sie diskutieren Fallbeispiele, lernen Kritikpunkte an der derzeitigen Praxis kennen und entwickeln Ansätze dafür, wie eine Prüfung von Inhalten nach Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft geregelt werden könnte.

Die Lernenden erkennen Wechselwirkungen zwischen den Funktionen einer Social Media-Plattform und gesellschaftlichen Entwicklungen. Der Fokus liegt dabei auf dem Spannungsverhältnis zwischen der Bedeutung von Social Media als Medium der Meinungsbildung und den Interessen des Unternehmens, das die Plattform als Produkt betrachtet.

“The Cleaners” ist in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung kostenlos online verfügbar unter: http://www.bpb.de/mediathek/273199/the-cleaners

Die Problematik

Einerseits erfüllen Social Media-Plattformen eine wichtige Funktion für die Gesellschaft: Sie dienen der Meinungsbildung und bieten Möglichkeiten der aktiven Partizipation. Andererseits bieten sie eine Plattform für Inhalte, die aus Sicht einer demokratischen Gesellschaft problematisch sind. Zum Beispiel ermöglichen sie es, auf sehr einfache Weise Hass und Hetze zu verbreiten.

Facebook ist einer der größten Medienkonzerne der Welt und unterhält neben Facebook auch die Plattformen instagram und Whatsapp, welche von Jugendlichen tagtäglich genutzt werden.

Die Entscheidungen von Facebook über den Umgang mit problematischen Inhalte führen oft zu Diskussionen. Es treten immer wieder Fälle auf, in denen die Entscheidungen nicht den rechtlichen Regelungen in Deutschland entsprechen und/oder angesichts der Rolle von Facebook als Medium der Meinungsbildung fragwürdig erscheinen.

Wie Facebook konkret vorgeht, hält das Unternehmen geheim. Bekannt ist jedoch, dass es die Prüfung von Inhalten an Subunternehmen ausgelagert hat (das sogenannte Content-Management). Dieses Vorgehen führt immer wieder zu Diskussionen und Gerichtsprozessen. Kritisiert wird, dass auf diese Weise rechtsstaatliche Prinzipien umgangen werden und sich der Umgang mit problematischen Inhalten aus der Unternehmenslogik ergibt.

Kritiker/-innen fordern, dass Facebook die Verantwortung für die auf der Plattform verbreiteten Inhalte übernehmen muss, weil sie Politik und Gesellschaft enorm beeinflussen können. Es stellt sich die Frage, ob das Vorgehen des Medienkonzerns in einer Demokratie wie Deutschland legitim ist und welche Regeln für die “digitale Öffentlichkeit” gelten (sollten).

Kompetenzen / Bezug zu Lehrplänen

Der Unterrichtsentwurf spricht verschiedene Kompetenzen an, welche fester Bestandteil gesellschaftspolitischer Fächer sind. Diese Kompetenzen bedienen außerdem Ziele der außerschulischen politischen Bildung.

Sachkompetenzen

Die Lernenden ...

  • erläutern die Bedeutung und Aufgaben von Medien für eine demokratische Gesellschaft. Konkret können sie Medien als Mittel zur politischen Willensbildung einordnen,
  • können Medien differenziert betrachten und deren Potenzial zur Gefährdung der Demokratie einstufen,
  • erklären die Wirtschaftlichkeit von Medien.

Methodische Kompetenzen / Medienkompetenzen

Die Lernenden ...

  • können Film als audiovisuelles Medium inhaltlich analysieren,
  • nutzen digitale Medien zur Visualisierung politischer und wirtschaftlicher Prozesse,
  • können Medienkritik aus demokratischer Perspektive formulieren sowie ethische Fragen bearbeiten,
  • reflektieren ihr persönliches Mediennutzungsverhalten.

Urteilskompetenzen

Die Lernenden ...

  • erörtern den Einfluss digitaler Medien auf politische Partizipationsmöglichkeiten,
  • erörtern, ob Medien ihre Kontrollfunktion in der Demokratie wahrnehmen,
  • bewerten das Zusammenspiel von Zivilgesellschaft und Medien im politischen Prozess.

Handlungskompetenz

  • Die Lernenden können reflektiert mit digitalen Quellen umgehen.
  • Der Zusammenhang von Medien im öffentlichen und privaten Raum wird erkannt und führt zur aktiven Partizipation.

Voraussetzungen und Material

  • Beamer/Smartboard
  • Gruppenarbeitsplätze mit Möglichkeiten für Video-Wiedergabe
  • ggfs. Software zur Erstellung der Schaubilder
  • W-LAN/Internetzugang, ausreichend für Video-Streaming

Umsetzung

Einstieg

Ziele:

  • Den Wissensstand zu Social Media abgleichen
  • Einen Überblick zum Nutzungsverhalten der Gruppe verschaffen
  • Gibt es persönlichen Bezug zum Thema “problematischer Content”?

Gesamte Gruppe: Soziometrisches Aufstellungsspiel mit 4-5 Fragen, z.B.

  • Wer nutzt Instagram?
  • Wer nutzt Whatsapp?
  • Wer nutzt einen anderen Messenger?
  • Wer nutzt Facebook?
  • Wer nutzt Snapchat?
  • Wer nutzt Tellonym?

Während der Aufstellung kann die Lehrkraft abfragen, was die einzelne Plattform ausmacht, ob es Alternativen gibt und ob den Teilnehmenden bewusst ist, dass Instagram, WhatsApp und Facebook zum selben Konzern (Facebook) gehören.  

Brainstorming / Plenum, Mindmap: persönliche Erfahrungen mit “problematischem Content”

Wer in der Lerngruppe hat schon persönliche Erfahrungen mit “problematischem Content” gemacht oder hat schon einmal im engeren Umfeld davon gehört? (z.B. Bilder/Videos mit Gewalt, extremistische Aussagen, Beleidigungen, gruselige Videos/Bilder, Pornografie)

  • Auf welcher Plattform?
  • Art des “problematischen” Contents?
  • Wie sind die Betroffenen damit umgegangen?

Die Beiträge werden in Stichworten für alle sichtbar notiert, z.B. in Form einer Mindmap.

Lehrkraft nennt Fragestellungen für die Lerneinheit:

  • Wie sollten wir idealerweise mit problematischem Content umgehen?
  • Warum ist die Situation heute nicht ideal?
  • Wie könnten wir Verbesserungen erreichen?

Filmausschnitte

Lehrkraft kündigt Arbeit mit Film “The Cleaners” an:

  • Triggerwarnung (Film ist von der FSK ab 16 freigegeben): Szenen aus dem Film enthalten teilweise explizite Darstellungen von Gewalt, Krieg, Flucht, ...
  • Drei Filmausschnitte sind vorbereitet, Filmausschnitt 1 wird im Plenum gezeigt und besprochen, Filmausschnitt 2 und 3 in Gruppen gesichtet und bearbeitet.

Erarbeitung


Abschluss


Erweiterungsmöglichkeiten / Varianten

  • Statt des Films “The Cleaners” können andere Beispiele thematisiert werden, z.B. diskriminierende Aussagen und Urteile/Diskussionen dazu: z.B. Renate Künast (Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bzw. Frauenfeindlichkeit), Alexander Gauland “Vogelschiss” (struktureller Antisemitismus), Jan Böhmermann Schmähgedicht Erdogan (Satire)
  • Künstliche Intelligenz: Wäre es nicht mit Blick auf die Traumatisierung der Cleaners besser, auf Software (KI) zurückzugreifen? Wo könnten hier Probleme liegen?
  • Begriff “Meinungsfreiheit” diskutieren, Grundrechte
  • Echokammer und Filterblase – Anstoß zu Selbstversuchen?

Hintergrund: Was muss ich wissen?


Social Media-Plattformen


Die Rolle von Medien in der Demokratie