Romantik

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Definition

Namen und Orte

Romantik als Krise der Aufklärung

Vor- und Zwischenstufen:

  • Jean-Jacques ROUSSEAUS´ Zivilisationskritik,
  • die Empfindsamkeit des Sturm & Drang (Vernunftkritik, Geniekult)
  • und die erniedrigenden Folgen der Französischen Revolution für Deutschland (Besetzung und militärische Niederlage)

führen bei vielen Intellektuellen zu Zweifeln und zur Absage an die Ideale der Aufklärung:

  1. Kritik an der völligen Reglementierung 'bürgerlichen Lebens' durch (ökonomischen) Zweckrationalismus und Erfolgsdenken (Kritik des Krämergeistes und des “Philistertums”)
  2. Kritik an der aufklärerischen Naturbetrachtung: Natur = Objekt, d.h. Gegenstand des Mach- und Berechenbaren, dem der Mensch sich nicht zugehörig oder verpflichtet fühlen muss.
  3. Kritik an einem Vernunftbegriff, der alle Phantasie und Intuition als Schwärmerei verwirft.

Diese Aufklärung führt in den Augen der Romantiker zur

=> ENTZAUBERUNG DER WELT, 

demgegenüber will die Romantik den im Menschen und in der Natur verborgenen Zauber wieder aufspüren:

"Eben auf dem Dunkel, worin sich die Wurzel unseres Daseins verliert, ... beruht der Zauber des Lebens, dies ist die Seele aller Poesie." (A.W.Schlegel)
“Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.” (Novalis)

Für die Romantiker gilt:

  • Der MENSCH ist Teil der Natur: einer unergründlichen, unbegreifbaren Natur (irrational, weil nicht ausrechenbar) Folglich ist auch
  • die SEELE des Menschen ist voller Abgründe und Tiefe, welche sich im Traum, im Wahnsinn, im Somnambulismus manifestieren
  • auch ein VOLK hat eine (kollektive) Seele: Zeugnisse dieser Volksseele sind Volkspoesie, Volksmärchen und Volkslieder (-> Nationalismus, Deutschtümelei, Mittelaltersehnsucht )

Novalis (Friedrich v. Hardenberg):

“Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts, als eine qualitative Potenzierung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identifiziert. So wie wir selbst eine solche qualitative Potenzreihe sind. ... Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so romantisiere ich es - Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche - dies wird durch diese Verknüpfung logarithmisiert - Es bekommt einen geläufigen Ausdruck.” (Fragment)

Klassik und Romantik

Weimar alleiniges Zentrum mehrere städtische Zentren: Berlin, Jena, Heidelberg
Hauptsächliche Protagonisten: Goethe und Schiller Vielfalt von unabhängigen Autoren, Zirkeln und „Schulen“: Heidelberger und Jenaer Romantik, Berliner Romantik, Schwäbische Schule
Affinität zum Adel (geadelte Bürger: v. Goethe)
Veredelung des Bürgerlichen durch die Lebensart des Adels siehe Goethes „Wilhelm Meister“
Bürgerlicher Hintergrund bzw. verbürgerlichter Adel

Antibürgerliche Haltung: Philister-Kritik und Beschäftigung mit >Volkshaftem<:

Märchen, Liedern, Sagen, Volksglauben (Grimms Märchen, Des Knaben Wunderhorn Hauffs Märchen)
Vorbildwirkung der Antike Mittelaltersehnsucht (Deutsches Kaiserreich)
religiöse Skepsis Hinwendung zur Religion (Katholizismus)
Rationalisierung des Mythos Wiedergewinnung eines >neuen Mythos<: Volksseele, Nationalidee, Fernöstliches (Sanskrit)
Programm: Verstand und Gefühl harmonisieren Die Kräfte der Phantasie und Intuition freisetzen:
Entdeckung der >dunklen Seele<, der Nachtseiten des Daseins (das „Unbewusste“ z.B. bei E.T.A. Hoffmann)
geschlossene literar. Formen:
Klassisches Drama, antike Versmaße und Formen (Elegie, Distichon, Blankvers)
offene Formen, Experimente, Fragmente, Satire, frei-rhythmische Gesänge (Novalis: Hymnen an die Nacht)
aber auch volkstümliche-einfache Liedformen (Eichendorff, Wilhelm Müller, Brentano, Uhland)
(Nach „Deutsche Literaturgeschichte“, Verlag J.B. Metzler 1992, S.174ff)