Neue Ostpolitik
Die Neue Ostpolitik beschreibt die Verständigungspolitik und die damit verbundene Umsetzung des politischen Prinzips des „Wandels durch Annäherung“ für den Umgang der Bundesrepublik mit der DDR und den osteuropäischen Nachbarstaaten. Sie bezeichnet die durch die Ostverträge schrittweise erfolgte Überwindung des Status quo der Politik beider deutscher Staaten bis zum Beginn des Zusammenbruchs der DDR im Jahre 1989.
Inhaltsverzeichnis
Ostpolitik unter Adenauer
Die innderdeutsche Politik war nach 1945 geprägt vom Ost-West-Konflikt innerhalb des Kalten Krieges.
Außenpolitisch war die größter Leistung die Westbindung der jungen Bundesrepublik durch die Mitgliedschaft in internationalen Organsiationen wie NATO und EWG. Sie half der Bundesrepublik wenige Jahre nach Hitler in die Staatengemeinschaft zurückzukehren.
Der Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik, die sich als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reichs sah, wurde in der Hallstein-Doktrin zementiert. Sie besagte, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) durch Drittstaaten als „unfreundlicher Akt“ gegenüber der Bundesrepublik betrachtet werden müsse. Etwaige Gegenmaßnahmen der Bundesrepublik waren nicht festgelegt. Damit war eine weite Skala von wirtschaftlichen Sanktionen bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit dem betreffenden Staat möglich. Ziel war es, die DDR außenpolitisch zu isolieren.
Kritik am Status quo
Teilung Deutschlands (1945 – 1955)
- Zusammenbruch - Befreiung - „Stunde Null“
Verwandte in der DDR waren …
- durch Flucht und Vertreibung in verschiedenen Teilen Deutschlands gelandet
- die Eltern, die nicht mit in den Westen flüchteten, da die Großeltern nicht alleingelassen werden konnten.
- durch den Mauerbau in Berlin getrennt, da sie in verschiedenen Stadtteilen lebten.
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Ohne Besuchsrecht und Grenzübergänge zwischen Ost und West konnte man sich nur im östlichen Ausland (wo auch DDR-Bürger hinreisen durften) beim gemeinsamen Urlaub treffen. Krankenbesuche oder die Teilnahme an Beerdigungen waren nicht möglich.
Erste Kontakte
Neue Ostpolitik im Rahmen der internationalen Entspannungspolitik
Kniefall
Video:
- 1970: Der Kniefall von Warschau (zeitzeugen-portal; auf YouTube)
Karikaturen analysieren
Interaktive Übungen
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Um 1970 begann sich das Verhältnis zwischen beiden Weltmächten USA und UdSSR zu ändern. Immer mehr setzte sich die Auffassung durch, dass man den Frieden am wirksamsten mit einer Politik der Entspannung sichern könne.
In der Bundesrepublik kam es 1969 zu einem Machtwechsel. Mit Willy Brandt wurde zum ersten Mal ein Sozialdemokrat zum Bundeskanzler gewählt; der FDP-Vorsitzende Walter Scheel wurde Außenminister. Die sozial-liberale Koalition bemühte sich intensiv um eine neue Ostpolitik.
Ostverträge
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Drei Verträge waren für die neue Ostpolitik von besonderer Bedeutung:
1. Moskauer Vertrag : In diesem Vertrag verpflichteten sich die Bundesrepublik Deutschland und die UdSSR, ihre Streitfragen ausschließlich mit friedlichen Mitteln zu lösen. Sie stimmten ferner in der Erkenntnis überein, dass der Friede in Europa nur erhalten werden könne, wenn die zu der Zeit bestehenden Grenzen unangetastet blieben.
2. Warschauer Vertrag : Dieser Vertrag enthielt ebenfalls einen Gewaltverzicht und bezeichnete die bestehenden Grenzen als unverletzlich.
3. Grundlagenvertrag : In diesem Vertrag machte die Bundesregierung wichtige Zugeständnisse. Sie erkannte die DDR als gleichberechtigten Staat an. Gleichzeitig setzte sie aber ihren Standpunkt durch, dass die beiden Staaten füreinander kein Ausland sind.
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Die Oppositionsparteien CDU/CSU hatten große Bedenken gegen die neue Ostpolitik. Das Land Bayern erhob Klage beim Bundesverfassungsgericht, weil sie die Auffassung vertrat, dass der Grundlagenvertrag nicht mit der Präambel des Grundgesetzes (mit dem Wiedervereinigungsgebot) übereinstimme. Das Bundesverfassungsgericht wies diese Bedenken jedoch zurück.
Veränderungen durch die Verträge
vor 1973 | nach 1973 |
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Besuche nur einmal jährlich bis zu 30 Tagen | mehrere Reisen im Jahr bis zu 30 Tagen |
Einreisegenehmigung nur für einen Landkreis der DDR | Einreisegenehmigung für die gesamte DDR |
Benutzung des Pkw nur bei Geschäftsreisen | Benutzung des Pkw ohne Angabe von Gründen |
DDR-Flüchtlinge galten nach DDR-Recht weiter als DDR-Bürger | weggefallen |
stundenlanges Warten auf Telefonverbindungen mit der DDR | teilweise telefonische Durchwahl möglich |
für Westberliner keine Reisen in die DDR | für Westberliner Reisen in die DDR möglich |
häufige Störung des Transitverkehrs nach Westberlin | vereinfachte Abfertigung, Verplombung der Güter im Lkw-Verkehr |
private Reisen von DDR-Bürgern in die Bundesrepublik Deutschland nur für Rentner | Reisen auch für andere Personen bei „dringenden Familienangelegenheiten" (ein Familienmitglied!) |
Nach einer Meinungsumfrage hatten etwa 38 % der Bevölkerung der Bundesrepublik Verwandte und Bekannte in der DDR.
Weblinks
- Neue Ostpolitik
- Neue Ostpolitik (LeMO)
- YouTube: Willy Brandt und die „Neue Ostpolitik" I Geschichte sehr gut erklärt im Video von MrWissen2Go