Musik im Kalten Krieg

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Vorlage:Kurzinfo-1 Musik im Kalten Krieg meint hier Musik, die in der Zeit des Kalten Krieges geprägt wurde von dem Systemkonflikt in dieser Zeit bzw. diesen direkt oder indirekt thematisierte. Dabei geht es naheliegender Weise vorwiegend um Liedtexte, weniger um musikalische Ausdrucksformen.

Atomkrieg und atomare Bedrohung in der Popmusik

In der populären Musik besonders der 80er und 90er Jahre nimmt die Auseinandersetzung der von den USA und der UdSSR beherrschten Staaten-Blöcke einen relativ breiten Raum ein. Besonders die Themen Atomkrieg und atomare Bedrohung tauchen in vielen Texten von Popmusik auf:

  • OMD: "Enola Gay" Die Band "Orchestral Manoeuvres in the Dark" besingt das gleichnamige Flugzeug, aus dem die US-Atombombe auf Hiroshima abgeworfen wurde. 1986 brachte die deutsche Metal-Band "Grave Digger" auf dem Album "War Games" ein Lied gleichen Titels und Themas heraus. (Auf ihrer offiziellen Homepage geben sie den Titel heute mit "Drop The Bomb" an.)
  • Nena: In "99 Luftballons" beschreibt der Neue Deutsche Welle(NDW)-Song, wie aus Versehen und durch den Ehrgeiz von Militärs ein Atomkrieg ausgelöst wird.
  • Fisher-Z: "Cruise Missiles" 1981 auf "Red Skies Over Paradise"
  • Karat: "Der blaue Planet"-Text hält sich DDR-spezifisch unbestimmt-metaphorisch und beschwört das Ende der Welt hinauf: "Tanzt unsere Welt mit sich selbst schon im Fieber? Liegt unser Glück nur im Spiel der Neutronen?..."
  • Die Zeilen "heaven can wait/we're only watching the skies/hoping for the best/but expecting the worst/are you gonna drop the bomb or not" in "Alphavilles" Welthit "Forever Young" deuten die für die 80er typische Angst vor dem nuklearen Holocaust an.
  • Anspielungen nutzt auch Heinz Rudolf Kunzes "Willkommen in meiner Lagune", in dem ein Aussteiger so tut, als könne er am Ende der Welt vielleicht den Atomkrieg überleben - auch wenn er zweifelt: "Für den Fall eines Falles hab ich uns ein paar Särge besorgt."
  • Mit "Neutron" macht sich dagegen US-Folksänger Donavan viel direkter lustig über Ronald Reagans Plan zum Bau der Neutronen-Bombe, die eher durch Strahlung als durch Druckgewalt töten sollte: "Neutron, you're a realistic bomb, the property stays, but the people have gone."
  • 1982, in den Hochzeiten der Friedensbewegung, griffen die Kölner Rock-Gruppe BAP und der Künstler Joseph Beuys den US-Präsidenten und andere "Kalte Krieger" mit "Sonne statt Reagan" an. Besonders das Video, damals noch ein neues Medium zur Verbreitung von Musik, zeigt den anarchischen Spaß des Künstlers an der Provokation.
  • Mit "Was wollen wir trinken" hatte die niederländische Gruppe "Bots" einen großen Friedensbewegungshit,der auf Demos wohl ebenso oft gespielt und gesungen wurde wie das ebenfalls von ihr aufgenommene "Das weiche Wasser bricht den Stein" von Dieter Dehm.

Politischer Kalter Krieg in der Popmusik

Ein ganzes Panorama politischer Schlagworte zum Kalten Krieg von den 50ern bis in die späten 80er aus US-amerikanischer Sicht breitet Billy Joel in "We didn't start the fire" 1989 aus. Seine Statements hierzu werden im Video-Clip viel deutlicher. (zu Billy Joel s.a. unten) Dadaistisch albern dagegen durchstreift Otto Waalkes mit seinem Sprechgesang "Dubcek" die Größen der politischen Szene, mixt Idi Amin mit King Kong und endet - nach Helmut Kohl - bei Stoltenberg (s.a. Unterrichtsvorschläge).

Die Teilung Berlins kommt in "Ideals" "Berlin" nur wenig zum Tragen, ohne sie hätte es aber das von der NDW-Band beschriebene West-Berlin-Szene-Gefühl der 80er nicht gegeben. Udo Lindenberg wollte dagegen mit dem "Sonderzug nach Pankow", wo zu DDR-Zeiten viele der DDR-Politiker wohnten, bevor sie in die Wandlitz-Siedlung umzogen. ("Pankow" war daher in Westdeutschland auch das wohl abfällig gemeinte politische Synonym für "Ostberlin" als Hauptstadt der von der Bundesrepublik nie offiziell anerkannten DDR.) In "Nikita" versucht Elton John dagegen, eine sowjetische Grenzbeamtin anzugraben, was besonders penetrant im Video zum Ausdruck kommt, allerdings glaubt der englische Sänger nicht daran, dass die Teilung der Welt aufgehoben werden kann: "Oh Nikita you will never know/anything about my home." Auch Sting, ehemaliger Frontman von "The Police",beschwört 1985 die Kraft der Menschlichkeit in "Russians": "I hope the Russians love their children too." Auf die gleiche Ebene geht Billy Joel mit seiner Ballade "Leningrad", in der er den Lebensweg eines russischen Clowns nachzeichnet und die Begegnung mit ihm als völkerverbindend schildert: "He made my daughter laugh, then we embraced". (1987 ging Joel als erster westlicher Rockstar auf Tournee durch die UdSSR und wurde dadurch zu diesem Lied inspiriert.) 1989 sieht Nina Hagen das schon anders. In ihrem "Michail, Michail (Gorbatshev Rap)" sieht sie die Grenzen offen, aber den Putsch gegen Gorbatschow ahnt sie voraus ("Kugel im Genick"). Vollzogen ist der Wandel dagegen in "Winds of Change" der deutschen Rockgruppe "Scorpions" von 1990. (Gorbatschow lädt die "Scorpions" als erste Rockband 1991 in den Kreml ein.)

Unterrichtsvorschläge

Unterrichtsidee

Die SchülerInnen werden mit Hilfe dieser Seite angeregt, eine "Cold War Disco" vorzubereiten und in der Schule durchzuführen, mit lauter Musik, Tanz, Karaoke, vielleicht auch einem selbst erstellen Flyer, der über die Liedertexte und deren Hintergründe informiert.

Das Otto-Stück "Dubcek" lässt sich prima in einer Tanz-Performance von mehreren SchülerInnen vorführen, manche machen auch einen Kanon daraus (s. Quellen, Videos).


Quellen

Sonstiges

The Kavaliers 1954 "Get That Communist, Joe" komponiert von Richard Dorney und Bernhard Weinman gehört zu den "Novelty Songs", in denen der rechtsradikale Senator Joe McCarty als Retter der amerikanischen Mannbarkeit gefeiert wurde.

  • Carson Robinson "I'm No Communist" (1952)
  • Doris Day "Tic Tic Tic" (1949) (Geigerzählersong?)
  • Jackie Doll & His Pickle Peppers "When They Drop the Atomic Bomb" (1951)


"Atomic Platters - Cold War Music from the Golden Age of Homeland Security" 4 CDs, eine DVD, 292 Seiten Dokumentation bei Bear Family Records

Die Atom-Mode - von den Amerikanern eigentlich entwickelt, um den Horror der Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki herunterzuspielen (der "Atomic Coctail" als In-Drink) - wurde mehr und mehr durch die Angst vor den Roten beeinflusst.

Der Dokumentar "The Atomic Café" aus dem Jahr 1982 des US-Regisseurteams Jayne Loader, Kevin und Pierce Rafferty zeigt die öffentliche Darstellung der Atombombe in den USA der 40er und 50er Jahre auch in den Bereichen der populären Musik.

Siehe auch