Liebeslyrik der Romantik

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Romantik, Liebe und Frauenbilder

Die Liebeslyrik der Romantik neigt zur Spiritualisierung, zur Überhöhung ins Religiöse oder zur Ausweitung der Liebe zur Sehnsuchtshaltung .

Zugleich wird die elementare Aussageweise des Volksliedes übernommen und sprachlich kunstvoll gehandhabt.

Lohnens- und bemerkenswert ist eine Untersuchung der Frauenbilder (und der Männerfantasien) - nicht nur in der Lyrik der Romantik:

Die Frau erscheint als

  • die dämonisierte Frau, das Männer verschlingende Weib: Sirene, Medusa, Loreley, Frau Venus (im Venusberg)
  • die Nixen-Frau, die wilde Naturgewalt: Undine
  • die anziehende Unschuld der Kindfrau (Novalis)
  • die verführerische Makellosigkeit der Puppe (Olimpia in E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann)
  • das einfache, treue, reine und natürliche Mädchen aus dem Volke: Das Mädchen am Spinnrad (Clemens Brentano: "Der Spinnerin Nachtlied")

Novalis

Friedrich v. Hardenbergs Liebe zu Sophie von Kühn als romantische Liebe


„Die Verliebtheit hindert ihn nicht daran zu bemerken, wie er sich etwas vormacht. Das nennt er … sich eine „künstlerische Bestimmung“ zu machen, und weiter: es ist allemal ein Poem, denn dies bedeutet in der Ursprache nichts, als Machwerk“.

Wenn Novalis von Poem und Machwerk spricht, dann ist ... gemeint … die Äußerung einer lebendigen Kraft, die im philosophischen Diskurs seiner Zeit, vor allem bei Kant und Fichte, Einbildungskraft genannt wird.

Diese Kraft, die er in seinen Fichte-Studien „produktive Imagination“ nennt, läßt er auch in bezug auf Sophie wirken. Dadurch entsteht in einem doppelten Sinne eine neue Wirklichkeit. Denn erstens beschwingt und steigert die Einbildungskraft sein Lebensgefühl. (…) Zweitens aber wirkt die Einbildungskraft nach außen wie ein Magnet. Sie zieht aus der anderen Personen etwas hervor, das wirklich in ihr steckt. Durch die Einbildungskraft steigert man sich selbst und den anderen. Diese doppelte, sowohl subjektive wie objektive, Steigerung bezeichnet Novalis in anderem Zusammenhang als „Romantisieren“ und gibt dafür die Definition: „Romantisieren ist nichts, als eine qualitative Potenzierung.“ In der romantischen Liebe zu Sophie gelingt Novalis diese doppelte „qualitative Potenzierung, er potenziert sich selbst und die Geliebte.“

Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre, München 2007 S. 115

Clemens Brentano 1787-1842

Der Spinnerin Nachtlied (1802)

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
So lang der Mond wird scheinen.

Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall,
Nun mahnet mich ihr Schall,
Daß du von mir gefahren.

So oft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen.

Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall,
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.

Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

J. v. Eichendorff

Waldgespräch

Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Was reitst du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!«

Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.«

So reich geschmückt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib
Jetzt kenn ich dich - Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei

Du kennst mich wohl - von hohem Stein
Schaut still mein Schloß tief in den Rhein.
Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Kommst nimmermehr aus diesem Wald!

Die zwei Gesellen

[...]
Der erste, der fand ein Liebchen,
die Schwieger kauft' Hof und Haus;
der wiegte gar bald ein Bübchen,
und sah aus heimlichem Stübchen
behaglich ins Feld hinaus.

Dem zweiten sangen und logen
die tausend Stimmen im Grund,
verlockend' Sirenen, und zogen
ihn in der buhlenden Wogen
farbig klingenden Schlund.
[...]


H.Heine / C.Brentano: Lore-Ley und Lore-Lay

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.



Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.

Zitiert nach Bibliothek Gutenberg

Clemens Brentano: Lore Lay

 
 Zu Bacharach am Rheine
 Wohnt eine Zauberin,
 Sie war so schön und feine
 Und riss viel Herzen hin.
 Und machte viel zu schanden
 Der Männer rings umher,
 Aus ihren Liebesbanden
 War keine Rettung mehr.
 [...]

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Unterrichtsmaterial

Siehe auch