Katholische Religionslehre/Dreieinigkeit

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Die Lehre der Dreieinigkeit (auch Dreifaltigkeit oder Trinität) Gottes ist das Herzstück der christlichen Theologie; sie hängt eng mit dem Glaubensbekenntnis zusammen, das von allen christlichen Konfessionen anerkannt wird. Dieser Artikel beschreibt einen argumentativen Zugang zur zentralen Lehre des Christentums.


Argumentativer Zugang zur Dreieinigkeitslehre

Es scheint vernünftig dreierlei zu unterscheiden:

  • Gott, wie er in sich selbst ist
  • Gott, wie er dem Menschen begegnet
  • Gott, wie der Mensch ihn darstellt.


Gott, wie er in sich selbst ist

Es ist möglich, über „Gott selbst“ Sätze zu formulieren: „Er ist unendlich.“ Für jemanden, der unter „Gott“ das versteht, was die griechischen Philosophen und die jüdischen, muslimischen und christlichen Theologen darunter verstehen, und ihn nicht für ein übernatürliches Wesen als Bestandteil einer durch Mythen zu vergegenwärtigenden Geister- und Götterwelt hält, und der überzeugt ist, dass Gott auch existiert, für den ist der Satz „Gott ist unendlich“ wahr.
Wenn Menschen die Wahrheit eines Satzes beurteilen, erbringen sie unterschiedliche geistige Leistungen. Jede Wahrheitserkenntnis bedeutet, einen Satz mit unserer Erfahrung zu vergleichen und daraufhin zu beurteilen, ob wir den Satz für wahr oder falsch halten sollen: Wir schauen aus dem Fenster und wissen dann, ob der Satz „Es ist schönes Wetter“ momentan wahr oder falsch ist.
Methodisch aus¬gefeilte Suche nach der Wahrheit und Unwahrheit von Sätzen nennen wir „Wissenschaft“. Aber die Wissenschaft geht nicht immer gleich vor, wenn sie sich mit der unbelebten und belebten Natur oder dem Menschen beschäftigt. Philosophisch besonders wichtig ist Immanuel Kants Unterscheidung der bestimmenden von der reflektierenden Urteilskraft:

  • Die bestimmende Urteilskraft rekonstruiert die Natur in Form von mathematischen Modellen, Computersimulationen, durch Zeichnung und Nachbau. Zum Beispiel sind die Bewe¬gungsglei¬chun¬gen der klassischen Mechanik ein Modell der sichtbaren Bewegung von Satel¬liten im erdna¬hen Weltraum, und dass die Raketen wirklich da ankommen, wo es berechnet wurde, ist ein Test auf die Wahrheit der Formeln.

Würden wir Sätze über Gott mit der bestimmenden Urteilskraft testen können, dann hätten wir es nicht mit Gott (im uns vertrauten Sinn) zu tun, sondern mit einer Sache, deren Verhalten im Prinzip berechenbar und abhängig von äußeren Faktoren wäre.

  • Die reflektierende Urteilskraft beurteilt die Natur nach Analogie des eigenen Erlebens. Zum Beispiel sagen wir „Der Vogel frisst.“ weil wir aus eigenem Erleben wissen, was Nahrungs¬aufnahme ist.

Die reflektierende Urteilskraft reicht gerade aus, um uns dazu zu bewegen nach Gott zu suchen, aber sie kann nichts Inhaltliches sagen, wie er ist und sich zu uns verhält. Denn die Analogie für Gott ist unsere menschliche Freiheit, und wer von einer freien Person etwas Entscheidendes erfahren will, muss mit ihr reden. Alle Annahmen über eine Person, die nicht auf Auskünften dieser Person selbst beruhen, sind Projektionen und Vorurteile.
Philosophisch plausible Aussagen über Gott helfen uns wenig weiter; oben wurde schon formuliert „Gott ist unendlich“, einen solchen Satz erreichen wir durch folgende Operationen:

  • Wir nehmen ein Adjektiv, das zu allem gehört, was in unserer Erfahrung vorkommt: „endlich“. Denn was nicht „endlich“ ist und begrenzte und messbare Eigenschaften wie Gewicht, Farbe, zeitliche Dauer hat, das kann in unserer Erfahrung, die auf Bezugssysteme wie Raum und Zeit angewiesen ist, nicht vorkommen.
  • Wir negieren dieses Adjektiv, sagen „un-endlich“, und sagen dies von Gott aus.
  • Vergleiche mit anderen Gegenständen unseres Geistes – zum Beispiel mit der „Unendlichkeit“ der Menge der natürlichen Zahlen oder der noch „mächtigeren Unendlichkeit“ der Menge der reellen und komplexen Zahlen -, weisen wir erneut zurück: „Gottes Unendlichkeit ist eine andere als die mathematische Unendlichkeit.“

Auf diese Weise können wir unser Bedürfnis artikulieren, dass es neben dem Endlichen auch etwas Unendliches gibt, neben allem, was faktisch existiert, aber auch nicht existieren könnte, etwas Absolutes. Man kann die Artikulation dieses Bedürfnisses auch als „Beweis“ akzeptieren, weil sie integraler Bestandteil unserer Art zu reden und zu denken ist. (Ich fürchte, wir werden Gott nicht los, solange wir noch an die Grammatik glauben, sagte Friedrich Nietzsche.) Doch auch dieser „Beweis“ funktioniert ganz anders als alle anderen Beweise, die sich auf definierbare Erfahrungsinhalte beziehen.
Der Versuch des Menschen, Gott durch Sätze zu beschreiben, ist nicht der einzige Weg, Gott zu vergegenwärtigen und darzustellen, nicht einmal der glaubwürdigste. Leichter fällt es, jemanden seine religiösen Überzeugungen „abzunehmen“, der sie durch ein vorbildliches Leben bewahrheitet, der sie in überwältigender Kunst und Musik ausdrückt, auch wenn darin "Gott" nicht einmal erwähnt wird. Aber von allen Darstellungen Gottes gilt, dass die Urteilskraft des Menschen sie von „Gott selbst“ abtrennen kann, indem eine psychologische, soziologische oder historische (auch kunst-, musik- oder philosophiehistorische) Interpretation dieser Darstellungen vorgelegt wird, die den Bezug zu „Gott selbst“ nicht berücksichtigt oder gar ausschließt. Reden über Gott selbst ausschließlich aufgrund von Argumenten der menschlichen Vernunft behält zwei Mängel:

  • Wir können nie restlos sicher sein, ob unser Fürwahrhalten bedingt ist durch unseren begrenzten Horizont, oder ob wir über „Gott selbst“ etwas Wahres gesagt haben.
  • Was wir über Gott sagen können, ist fast nichts; denn alles, was wir kennen und erfahren, müssen wir verneinen, und die rein negativen Adjektive - „unendlich“, „undefinierbar“, „absolut“, „jenseits alles Denkbaren“ – können wir dann von Gott aussagen.

Über diese Dürftigkeit hinweghelfen könnte uns nur, wenn Gott selbst das Gespräch mit uns suchte und uns Auskunft über sich gäbe.

Gott, wie er dem Menschen begegnet

Wie begegnet Gott dem Menschen? – Schon Amos hat im achten Jahrhundert vor Christus darüber bereitwillig Auskunft gegeben: In der Auseinandersetzung mit dem Berufspriester Amazja betont er, dass er seine Prophetengabe nicht einer Ausbildung verdankt, sondern: Der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel! [Amos 7,10] Wie ist das zugegan¬gen? – Amos drückt es in einem schrecklich zugespitzten Gedicht aus [3,3-8], das in den Versen gipfelt:
Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht?
Mein Herr, JHWH, redet - wer wird nicht Prophet?
Was der Prophet ausspricht, ist mit seiner Gottesbegegnung so wenig identisch, wie eine Traumerzählung mit dem Traum identisch ist. Freud sagt, die Traumarbeit gebe dem Traum ein intelligibles Äußeres – die Bilder werden in eine zeitliche Reihenfolge gebracht in einem Raum über- und unter-, vor- und hintereinander angeordnet. Das Erzählen genügt Mindestbedingungen der Grammatik und Logik, wie phantastisch es auch anmuten mag. Diese Erfahrung können wir auch dann machen, wenn eine überwältigende Erfahrung zur Sprache gebracht werden soll: Amos benutzt Vergleiche – Furcht vor dem brüllenden Löwen -, stiftet Beziehungen. {Beziehungen stiften ist der eigentliche Sinn der Offenbarung.{Kasten_blau|}} Jesu Prophetenbewusstsein ist geprägt vom Ende der Herrschaft des Bösen und dem Beginn der Herrschaft des einen lebendigen menschenfreundlichen Gottes: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel stürzen. [Lukas 10,18] Wenn ich mit dem Finger Gottes die Dämonen austreibe, ist dann nicht schon zu Euch gekommen Gottes Reich? [Lukas 11,20] In allen vier Evangelien bekommt der Eintritt Jesu in das Selbstbewusstsein, den Willen Gottes zu verwirklichen und das Gesetz zu erfüllen, den feierlichen Rahmen der Taufe am Jordan. Die mit Jesu Auftrag verbundene Überwindung der bösen Mächte wird in die Versuchungsperikope „ausgelagert“.
Die Bekehrung des Paulus ist ein geschichtliches Faktum wegen ihrer Wirkung: Der Mann aus Tarsus, der früh die Gefahr erkannt hat, die dem Judentum aus dem Christentum droht und entsprechende Maßnahmen ergreift, wird „umgedreht“ zu einem Apostel des Christus Jesus, der sich mehr als alle anderen abmüht, die Kirche bei Nichtjuden einzupflanzen.
Paulus selbst beschreibt die Ursache, die diese Wirkung hatte, sehr wortkarg; zwei Stellen:

  • Als letztem von allen erschien er – der Auferstandene Christus - auch mir, dem Unerwarteten, der Missgeburt. [1 Korinther 15,8]
  • Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige… [Galater 1,15-16]

Die Apostelgeschichte beschreibt die Szene an zwei Stellen in leuchtenden Farben; ich zitiere die kürzere Fassung, die in einer Predigt des Paulus enthalten ist: Als ich nun unterwegs war und mich Damaskus näherte, da geschah es, dass mich um die Mittagszeit plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Ich antwortete: Wer bist du, Herr? Er sagte zu mir: Ich bin Jesus, der Nazoräer, den du verfolgst. Meine Begleiter sahen zwar das Licht, die Stimme dessen aber, der zu mir sprach, hörten sie nicht. Ich sagte: Herr, was soll ich tun? Der Herr antwortete: Steh auf, und geh nach Damaskus, dort wird dir alles gesagt werden, was du nach Gottes Willen tun sollst. Da ich aber vom Glanz jenes Lich¬tes geblendet war und nicht mehr sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und gelangte so nach Damaskus. [Apostelgeschichte 22, 6-11] An den Beispielen kann man ablesen, wie die biblischen Stoffe schon vor der schriftlichen Fixierung der Bibel selbst bearbeitet werden. Die Gemeinde hat ein Interesse an Bildern, an Riten; sie will ihre Vorbilder lebendig machen mit allen Mitteln der menschlichen Kultur. Sie will in ihren Bildern auch die Bedeutung der Ereignisse für ihren eigenen Bestand zu Ausdruck bringen, und diese Bedürfnisse werden in den unter frühen Christen kursierenden Erzählungen, die in die Bibel eingegangen sind, bedient. Der Schluss ist erlaubt: {Mit den Worten des Propheten darf und muss gearbeitet werden.{Kasten_blau|}} Das passiert vor der Niederschrift der Bibel und ist mit ihrer Niederschrift selbstverständlich nicht abgeschlossen. Das Christentum ist keine primäre, sondern eine sekundäre Schriftreligion: Die Schrift ist heilig, aber nicht so heilig wie der werden soll, der in ihr liest, und schon gar nicht so heilig wie der, der sich in ihr offenbart. Auch die Schrift gehört zu den Darstellungen Gottes, man darf seine Absolutheit nicht auf einzelne Aussagen der Schrift übertragen und erst recht nicht auf eine bestimmte Interpretation dieser Aussagen. Daraus ergibt sich eine entscheidende Frage: Welche Bestandteile der biblischen Botschaft und ihrer Interpretation sind der Kultur geschuldet, in die die Botschaft hineinspricht, und in welchen Impulsen der Bibel drückt sich die Transzendenz Gottes aus, die allen Kulturen überlegen ist? - Woher nehmen wir uns zum Beispiel das Recht, eindeutige Gebote der Bibel direkt herumzudrehen? Die Steinigung als Strafe für Götzendienst ist im Gesetz [Deuteronomium 16,2-5, u.a.] vorgeschrieben; dagegen erklärt das Konzil: {Die Kirche (...) verwirft jede Diskriminierung eines Menschen, jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner (...) Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht.{Zitat||}} [Nostra Aetate 5] Das Verbot Zins zu nehmen [Lukas 6,30] wurde im ausgehenden Mittelalter aufge¬hoben; das Verbot der Scheidung [Matthäus 5,32] nicht. Welche Kriterien werden da jeweils angewen¬det? Wie können wir Aussagen, Gebote, Riten und Kunstwerke als authentische Dar¬stellungen Gottes anderen gegenüberstellen, die wir als falsch, unmoralisch, kitschig oder gotteslästerlich verwerfen?

Gott, wie der Mensch ihn darstellt

Das Fürwahrhalten von irgendetwas, das Gott darstellt, kann nur dadurch gerechtfer¬tigt wer¬den, dass Gott selbst es bewirkt, dass Gott selbst die Urteilskraft des Menschen ist, durch die er richtig denkt und redet und malt und singt und handelt und betet. Diese Lehre, dass Gott nicht über den Wolken thront, sondern als inspirierende Kraft im Menschen lebt, ist die Pointe der Lehre von der Menschwerdung Gottes. Mit allen Mitteln versucht die Kirche diese Lehre zu vergegenwärtigen: Die Sakramente befassen unsere Sinne, die Riten fordern von den Künsten das Äußerste, die Lehre strengt unser Denken an, und die organisierte Diakoni¬e verpflichtet unsere Moral. Und erst wenn in allen diesen Darstellungen, deren Kontext die Kirche ist, Gott selbst die Beziehung zum Menschen sucht, kann es etwas Wahres über Gott – ja überhaupt etwas wirklich Wahres am Menschen – geben. Andernfalls ist jeder Kontakt mit der Wahrheit ausgeschlossen, weil es gar keine Wahrheit gibt. Wer christliche Theologie studiert, lernt ein Dutzend Bezeichnungen kennen für „Häresien“. Das sind Lehren, die das in unserem Glaubensbekenntnis beschriebene Verhältnis zwischen den gött¬lichen Personen verfehlt haben: Monophysitismus,Tritheismus, Arianismus, Nestori¬anis¬mus, und wie sie alle heißen. Of¬fen¬bar kann man christliche Theologie nicht betreiben, ohne die ihr opponierenden Fehl¬ver¬ständ¬nis¬se ¬zu definieren. Christliche Theologen sind trai¬niert an Irrlehren; sie lernen sie aus¬wendig und entwickeln dadurch ein Frühwarnsystem für die Fallstricke der Logik. Vielleicht ist es zulässig, die der christlichen Theologie entgegenste¬henden Irrlehren auf drei Möglichkeiten zu reduzieren:

Ursprung und Ziel aller Gottesdarstel¬lung ist Gott selbst, der uns Menschen durch sei¬nen Geist die Fähigkeit gibt, ihn darzustellen, ohne die Darstellung mit ihm selbst zu ver¬wechseln. Kommen die Darstellungen ausschließlich vom Menschen, sind es gefälschte Gottesdar¬stel¬lun¬gen. Für Atheisten sind alle Gottesdarstellungen gefälscht. Sie interpretieren religiöse Äußerungen und Handlungen mit den Mitteln der psychologischen, historischen und soziologischen Wis¬sen¬schaften und leiten sie aus den Bedürfnissen und Krankheiten der menschlichen Natur ab. Daher schließen sie jede darin enthaltene übernatürliche Wahrheit aus. Für Polytheisten sind alle Gottesdarstellungen gleich gültig. Fälschungsverdacht und Erklärbarkeit aus menschlichen Bedürfnissen stören sie nicht, weil mit einem Polytheismus keine Reflexion auf die letzten Gründe des Fürwahrhaltens verbunden ist. Die Warumfragen werden innerhalb der Mythologien beantwortet, die nicht in Frage gestellt werden. Wir sind näher bei den Atheisten als bei den Polytheisten, denn gefälschte Gottesdarstellun¬gen sind gefährlicher als kei¬ne. Aber wir haben den Verdacht, dass der Verzicht auf Gott sich nicht durchhalten lässt und dass Werte, die nicht Gott sind, dann doch wieder mit einer Moti¬vationskraft aufge¬laden wer¬den, als seien sie Gott, und so zur gefälschten Gottesdarstellung werden. Uns scheint, dass dem Welt¬lichen nur derjenige den weltlichen, kontingenten Cha¬rakter lassen kann, der sich auf das wirkliche Ab¬so¬lute stützt. Der Fundamentalismus ignoriert die Unterschiede zwischen der Gottesdarstellung des Men¬schen und Gott selbst. Sätze aus Offenbarungsschriften und bestimmte Interpretationen, Riten, ethi¬sche Gebote und Verhal¬tens¬re¬geln, auch andere Elemente der Religion werden be¬han¬delt wie Gott selbst, als unendlich, absolut, jenseits aller Veränderbarkeit. Die Theologie unterscheidet Gott, wie er in sich selbst ist, unaussprechlich und unfassbar, von Gott, wie er dem Menschen begegnet, sich auf unsere Endlichkeit und Begrenztheit so kom¬pro¬misslos einlassend, dass er sogar das Schicksal unserer Sterblichkeit teilt, und beide von Gott, wie der Mensch ihm antwortet in Riten und Kunstwerken, Lehren und Liebestaten. Aber für diese Unterscheidung suchen wir nach Darstellungsformen, Bildern und Vergleichen, die zugleich die Einheit der drei Erscheinungsweisen Gottes beinhalten. Symbole, die nur das Zahlenverhältnis spiegeln – Drei Flammen, eine Kerze; drei Köpfe, ein Körper -, springen zu kurz. Die Theologie lehrt uns, dass das Zählen insgesamt Gott nicht erreicht – weder wenn man ihn mit dem Grenzbegriff der numerischen Unendlichkeit, noch wenn man ihn mit der Eins identifiziert. Es ist die Liebe, die den Vater („Gott selbst“), Logos („Gott, der dem Menschen begegnet“) und Geist („Gott in der Antwort des Menschen“) eins sein lässt und zugleich, da Liebe eine Beziehung ist, auch plural sein lässt. Und die Einheit von Einheit und Dreiheit ist das, was wir über Gott lehren, von Gott erfahren und als Gott darstellen. So überwinden wir alle drei Irrlehren: Dass Gottesdarstellungen per se gefälscht seien (wie der Atheismus sagt), dass bestimmte Gottesdarstellungen als Darstellungen die Eigenschaf¬ten Gottes selbst – Abso¬lutheit, Unveränderbarkeit – beanspruchen dürften (wovon der Fun¬damentalismus ausgeht), oder dass sich bei Gottesdarstellungen die Frage der Wahrheit gar nicht stelle (was Prinzip des Polytheismus war).