Islam in Deutschland
Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, bewegt zurzeit wieder einmal die deutsche Öffentlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Debatte
- 1.1 "Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland."
- 1.2 "Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt."
- 1.3 "... die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland."
- 1.4 "Im Moment gehört der Islam nicht zu Deutschland, er kommt aus der Türkei."
- 2 Anmerkungen
- 3 Weblinks
- 4 Siehe auch
Debatte
"Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland."
- Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. 03.10.2010. Bremen (bundespraesident.de)
"Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt."
- Islam-Debatte: Der Minister hat Unrecht - Ein Kommentar von Yassin Musharbash (Spiegel-Online, 07.03.2011)
- "Doch ab wann gehört man "historisch" überhaupt zu "Deutschland"? Die erste Moschee auf deutschem Boden ließ Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1732 in Potsdam errichten, für 20 türkische Garnisonssoldaten, die ihm der Herzog von Kurland geschenkt hatte. 1762 gab es in der preußischen Armee ein eigenes islamisches Korps. 1798 entstand in Berlin der erste islamische Friedhof. 1807 kämpften deutsche Muslime für Preußen gegen Napoleon."
"... die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland."
- BUNDESPRÄSIDENT: Gauck löst mit Äußerungen zum Islam Debatte aus (ZEIT-Online, 31.05.2012)
- "Berlin (dpa) - Bundespräsident Joachim Gauck hat sich von der Einschätzung seines Vorgängers Christian Wulff distanziert, der Islam gehöre zu Deutschland. «Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland», sagte Gauck in einem Gespräch mit der Wochenzeitung «Die Zeit»."
- Integrationsdebatte: Grünen-Chef kritisiert Gaucks Islam-Äußerungen (Spiegel-Online, 01.06.2012)
- "Muslime gehören zu Deutschland, der Islam aber nicht so richtig: Für den Satz, mit dem er sich von Vorgänger Wulff distanzierte, wird Bundespräsident Joachim Gauck kritisiert. Grünen-Chef Cem Özdemir kann die Unterscheidung Gaucks nicht nachvollziehen. Die Muslime hätten schließlich ihre Religion mitgebracht."
"Im Moment gehört der Islam nicht zu Deutschland, er kommt aus der Türkei."
"Im Moment gehört der Islam nicht zu Deutschland, er kommt aus der Türkei." Das sagt Eyüp Yildiz, der Bürgermeister von Lohberg[1], einem Stadtteil von Dinslaken. "Wir brauchen nicht mehr Islamunterricht, wir brauchen einen humanistischen Unterricht, mehr Philosophie, Ethik, Platons Höhlengleichnis
."
So berichtet Moritz von Uslar im Zeitmagazin Nr.9 vom 26.2.15, der während seines Besuchs in Lohberg in 24 Stunden keine Frau ohne Kopftuch gesehen hat.
Welcher Bürgermeister wird sonst wohl für mehr Philosophie in der Schule eintreten? Wie viele deutsche Bürgermeister kennen das Höhlengleichnis? Wie viele Stadtteilbürgermeister?
Irgendwie scheint es doch Reibungen zwischen konservativen Türken und liberalem Gesellschaftsverständnis zu geben. Freilich, zu Istanbul gehört der Islam ganz gewiss, und die Liberalen in Istanbul haben auch ihre Schwierigkeiten mit Konservativen. Ganz so heftig wie 2013 im Gezi-Park und auf dem Taksim-Platz ist es in Lohberg sicher nicht her gegangen.
Aber "mehr Plato und Höhlengleichnis", das ist mal ein Wort.
Twittergespräch vom 3. April mit jeanpol in Bezug auf diesen Artikel:
@jeanpol[2] Türkischer Bürgermeister wünscht sich mehr Plato und Höhlengleichnis. Was meinst du dazu? http://fontanefansschnipsel.blogspot.de/2015/04/im-moment-gehort-der-islam-nicht-zu.html …
@Fontanefan Demokrit und Epikur, Voltaire und Popper wären besser. Sehr wichtig ist, dass die "Forderung" nicht von "Deutschen" kommt, 1/2
2/2 sondern unbedingt von Bürgern wie Herr Yildiz! Die Aufklärung muss aus der muslimischen Welt selbst kommen...
@jeanpol "aus der muslimischen Welt" kommt nach der Aussage von Yildiz der Islam, den er als ausgesprochen unaufgeklärt erlebt.
@Fontanefan dennoch haben allein Muslims die Autorität, den Islam zu reformieren.
@Fontanefan auch "aufgeklärte" Muslims wollen die Aufklärung der muslimischen Welt auf keinen Fall von Nicht-Muslimen aufgedrückt bekommen!
@Fontanefan und der Bürgermeister ist nicht "türkisch" sondern türkischstämmig, glaube ich. Das ist ein großer Unterschied! LG
@jeanpol Richtig: türkischstämmig. Die Zuspitzung,dass der zu einem Griechen als Kronzeugen greift, kam mit "türkisch" freilich besser heraus
@jeanpol Überdies hätte ich dann präzis gesprochen von deutschstämmigen Bürgermeistern, die das Höhlengleichnis nicht kennen,sprechen müssen
@Fontanefan meine muslimischen Freunde machen einen deutlichen Unterschied zwischen türkisch und türkischstämmig!
@jeanpol Interessant, wie differenziert das alles ist und wie wenig es in Klischees passt.
@jeanpol Darf ich unser Gespräch auf meinen Blog und evtl. ins Wiki stellen?
@Fontanefan Klar!
Anmerkungen
- ↑ "In Lohberg hat sich seit ca. 2010 eine gewaltbereite salafistische Szene herausgebildet, die sich im Frühjahr 2011 in einem sogenannten „Bildungsverein“ organisatorisch zusammenschloß und Kontakte zu Al-Qaida und der Sauerlandgruppe besaß. Bis Anfang 2014 sollen in zwei Wellen ca. 25 Personen nach Syrien gereist sein, um am syrischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Die Mehrheit ist wahrscheinlich ums Leben gekommen. Der Syrienrückkehrer Nils D. wurde am 10. Januar 2015 verhaftet." - Seite „Dinslaken-Lohberg“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. März 2015, 11:08 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dinslaken-Lohberg#Salafismus&soldid=139677144 (Abgerufen: 3. April 2015, 16:47 UTC)
- ↑ Das @-Zeichen gibt entsprechend der Regelung bei Twitter immer den Angesprochenen an. Das Gespräch wird also von Fontanefan (d.h. Walter Böhme) begonnen, darauf antwortet Jean-Pol Martin. --~~~~
Weblinks
Islam in Deutschland (Bundeszentrale für politische Bildung)
- "Ob der Islam zu Deutschland gehört, ist eine immer wieder kontrovers geführte gesellschaftspolitische Debatte. Mit ihr verbinden sich Fragen nach der Identität unserer Gesellschaft wie nach der tatsächlichen Integration von Musliminnen und Muslimen. Es geht auch um die Rolle von Religionen im öffentlichen Raum und um ihr Verhältnis zum säkularen Rechtsstaat, an welchen die Debatten um eine "Institutionalisierung und Akademisierung des Islams" anknüpfen.
- Spätestens seitdem sich "Gastarbeiter" aus muslimisch geprägten Ländern seit den 1960er Jahren dauerhaft in Deutschland niedergelassen haben, ist der Islam in allen seinen Facetten ein Teil der deutschen Realität. Mehr Austausch und die Bereitschaft zur gegenseitigen Akzeptanz sind nötig, möchte man Antworten finden auf die Herausforderungen, die sich aus einer sich religiös pluralisierenden, gleichzeitig aber weiter säkularisierenden Gesellschaft ergeben."