In dreihundert Jahren vielleicht

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Tilman Röhrig: In dreihundert Jahren vielleicht (Arena Taschenbuch 1993) ist ein historischer Roman.

Inhalt

Der Roman spielt im Oktober 1641 in einem Dorf namens Eggebusch. Fünf Tage im Dreißigjährigen Krieg, die Menschen des Dorfes kämpfen tagtäglich ums Überleben, sie gehen ihrem Handwerk nicht mehr nach, Landwirtschaft findet nicht statt, ständig besteht Gefahr, dass Soldatenhorden das Dorf überfallen und plündern.

Die Hauptpersonen sind der Küster Mathias Hobe, seine Frau Elsa und deren Kinder Tobias (14) und Anne (13). Des Weiteren der Weißgerber Christoph Markart und seine schwangere Frau Ursula und deren Kinder Jockel (15), Maria (13), Elisabeth (9), Valentin (10), Leonhard (6). Des Weiteren ist da der Dorfvogt, seine Frau und seine Tochter Katharina, in die Jockel heimlich verliebt ist, und es gibt den Kriegsinvaliden und Amtsdiener Veit.

Es beginnt mit dem Spiel der Kinder, dabei werden sie von "Soldatenweibern" und deren Kindern überfallen und beraubt (10 tote Mäuse). Damit ist allen klar: Soldaten werden bald kommen. Tatsächlich kommt eine Horde, plündert, mordet und vergewaltigt, und hierbei kommt auch die Tochter des Küsters, Anna, um. Die Trauer der Eltern ist groß, ebenso die Ratlosigkeit der Dorfbewohner. Soll man das Dorf endgültig verlassen und in die Wälder gehen?

Am folgenden Tag gebiert Ursula einen Sohn, den sie David nennen, denn der kleine David hat den Riesen besiegt. Von ihm, dem schwächlichen Säugling, geht ein Hoffnungsschimmer aus und der Dorfvogt hat die spontane Idee, ein Fest zu veranstalten, bei dem die Dorfbewohner ihr Weniges zusammenbringen und fröhlich sein sollen. Der hinkende Amtsdiener Veit schleicht sich mit den Jungs Jockel und Tobias zum Soldatenlager, wo er Käse und Wein stiehlt, dafür aber erwischt und grausam gequält wird. Aber er ist hart und schafft den Weg zurück.

Der Dorfvogt leitet die Vorbereitungen und inmitten allen Elends und Armut schaffen es die Dörfler von Eggebusch, ein Fest zu feiern, bei dem dünner Wein getrunken, gesungen und getanzt wird. Der Küster und seine Frau können die Freude nicht teilen, sie halten auf dem Kirchturm mit dem einzigen Gewehr des Dorfes Wache.

Das Fest ist vorbei, der nächste Morgen graut. Der schwache Säugling David ist über Nacht gestorben. Sein Körper wird in einen Sack eingenäht und zum Friedhof gebracht zur raschen Beerdigung. Da rücken die Landsknechthorden wieder heran und es ist zu spät für die meisten Dorfbewohner, sich in Sicherheit zu bringen. Die Weißgerber-Familie versteckt sich gleich hinter der Friedhofsmauer und wird Zeuge, wie die Soldaten die Bewohner auf dem Dorfplatz zusammentreiben und furchtbar quälen.

Währenddessen kommen zwei Soldaten in des Küsters Haus, Elsa Hobe, die Trauernde, ersticht einen der beiden, es kommt zum Kampf, der bald zu Ende ist, und die wütenden Soldaten metzeln die Dorfbewohner nieder.

Nur Jockel und seine Familie bleiben unentdeckt, auch Amtsdiener Veit, und nun müssen sie in die Wälder gehen. Doch Jockel weiß, wo seine Katharina immer versteckt wurde, nämlich in einem Erdloch, der sonst als Vorratsschacht diente, und tatsächlich findet er sie dort unversehrt. Auch sie geht nun mit in die Wälder.


Kurzkommentar/Leseeindruck

Meinung

Das Buch ist sehr eindringlich und verlangt einen mitdenkenden Leser, denn nicht nur die Vielfalt der Namen verwirrt zuerst, sondern auch die nur in Andeutungen gehalten Situationen, die eher skizzenhaft als ausführlich gehalten sind. Gewisse Formen der Verfremdung und ständiger Szenenwechsel können das Lesen schwer machen, dennoch hat die Geschichte ihre eigene Faszination, die zum Weiterlesen zwingt. Andererseits ist die Lektüre deprimierend, ja erschütternd, und das Buch enthält soviel Grausamkeit und Unmenschlichkeit, soviel Elend und Unglück, dass es bei mir den Zweifel am Menschen erregt hat. Die Schilderung der Soldaten und ihrer entmenschten Grausamkeit, das Ausgeliefertsein der Dorfbewohner, die Grässlichkeit eines Krieges, der sich selbst ernährt, all dies ist schwer auszuhalten und veranschaulicht eine alte These, dass nämlich der Mensch, wenn die dünne Decker der Zivilisiertheit, zerstört ist, zum Unmenschen wird.

Aber es gibt da auch noch die Dorfbewohner, die Frauen und die Kinder, die still leiden und irgendwie an ein Morgen glauben, auch wenn es dafür keine guten Gründe zu geben scheint. Die Hoffnung des Lesers jedoch, dass deren Leiden mit dem veranstalteten Fest zu Ende gehen und ein neuer Anfang beginnt, wird bitter enttäuscht.

--Klaus Dautel

Unterrichtsvorschläge

Zusammengestellt von Erika Schuchardt


Aufgabe: Was hat euch beim Lesen bisher am meisten gefallen und/oder besonders beeindruckt?


Einige Antworten:

  • Der Autor beschreibt sehr anschaulich die Situation im dreißigjährigen Krieg.
  • Die Grausamkeiten der Soldaten
  • Die kranke Oma der Markarts verrät den Soldaten nicht das Versteck der Familie.
  • Die Menschen essen alles, was sie bekommen können.
  • Die Dorfbewohner halten zusammen, sie geben die Hoffnung nicht auf.
  • Die Bewohner von Eggebusch behalten trotz aller Not, Gefahr und Angst vor der Pest die Nerven.
  • Jockel überwindet sich, holt die von den Soldaten in den Brunnen geworfenen Leichenteile heraus und rettet dadurch das Dorf vor der Pest (Verseuchung des Brunnenwassers).
  • Viele Menschen haben die Hoffnung verloren, aber durch die Geburt des kleinen David schöpfen sie wieder Hoffnung und glauben, dass ihr Dorf weiterleben wird.
  • Die Bewohner von Eggebusch freuen sich über jeden Tag, den sie gesund erleben dürfen und an dem sie von den Soldaten verschont bleiben.
  • Jedes kleine Gefühl von Glück gibt ihnen ein bisschen Hoffnung, diese schwere Zeit zu überstehen.
  • Marias Mutter hat trotz des Krieges noch den Mut, ein Kind in die Welt zu setzen.
  • Maria ist eine sehr umsichtige Hebamme ihrer Mutter.
  • Die Dorfbewohner veranstalten trotz aller Not ein Fest und jeder trägt nach seinen Möglichkeiten dazu bei.
  • Lebensmut der Menschen – Sie werden vom Schicksal nicht verschont und kämpfen trotzdem weiter um ihr Bestehen.
  • Die Menschen haben den Glauben an Gott nicht verloren.
  • Der Küster verliert nicht den Mut und den Glauben an Gott – er erinnert die Dorfbewohner immer wieder an Gott und bewirkt dadurch, dass sie sich selbst nicht aufgeben.
  • Die Kinder von Eggebusch wissen gar nicht, was Frieden ist.
  • Tobias kämpft um das Leben seiner von den Soldaten gefolterten und misshandelten Schwester.
  • Seine heimliche Liebe zu Katharina hält Jockel aufrecht.


Fragen zum Inhalt
  1. Wie bereiten sich die Dorfbewohner auf die Soldaten vor? (S. 24)
  2. Was dachten die Menschen über rote Haare? (S. 25)
  3. Hat die Familie Markart ihre Ordnung verloren? (S. 30)
  4. Welche List wenden die Soldaten an und was wollen sie damit erreichen? (S. 35)
  5. Warum fliehen die Dorfbewohner nicht in die Stadt? (S. 42)
  6. Was ist mit Anne geschehen? (S.38-49)
  7. In welchem Zusammenhang erscheint der Titel des Buches? (S. 48)
  8. Warum erschrecken der Dorfvogt und Jockel, als eine alte Frau ruft: „Wir müssen das Böse aus unserem Dorf verjagen?‘‘ (S. 62 f)
  9. Veit geht mit Tobias und Jockel zum Lager der Soldaten. Was will er dort? Was geschieht dort mit ihm? Wie hätte diese Angelegenheit für Veit auch ausgehen können? (S. 96 - 106)
  10. Wo war Jockel, als die Soldaten in das Dorf einfielen? Womit war er beschäftigt? (S. 129)
  11. Warum flüchteten Jockel und seine Familie nicht nach Hause? Wo und wie versteckten sie sich vor den Soldaten? (S. 131)
  12. Wie wüteten die Soldaten in Eggebusch? (S. 133 - 135)
  13. Wie verhalten sich Elsa und Matthias, als die Soldaten in ihr Haus kommen? Welches Schicksal erleiden beide? (S. 136 f)
  14. Warum hat Veit das Massaker überlebt? (S. 139)
  15. Was tut Jockel, als die Soldaten weg sind? (S. 140)
  16. Welches Schicksal erleiden der Dorfvogt und seine Frau? Warum überlebt Katharina? (S. 140 f)
  17. Wo bringen sich die Überlebenden in Sicherheit? (S. 142)

Klassenarbeit (Vorschläge)

Vorschläge für Klassenarbeiten
  1. Du schreibst deiner Brieffreundin/ deinem Brieffreund, wie dir das Buch gefallen/ nicht gefallen hat.
  2. Versetze dich in Jockel Markart. Beschreibe den Überfall der Soldaten auf Eggebusch aus der Sicht Jockels (S. 129-Schluss)

Erwartungen zu 2:

  • Sie sind auf dem Friedhof, um den kleinen David zu beerdigen, als der Dorfvogt durch einen Schuss vor den Soldaten warnt.
  • Sie wollen zuerst nach Hause, aber die Gerberei (Herdfeuer, Ziege) könnte zur Falle werden.
  • Sie bleiben auf dem Friedhof, verstecken sich direkt hinter der hohen Friedhofsmauer.
  • Maria und Jockel nehmen die Kleinen unter sich, die Mutter legt sich vor, der Vater hinter die Kinder dicht an die Mauer.
  • Keiner in Eggebusch hatte Zeit gefunden, die Hütten unbewohnt erscheinen zu lassen.
  • Der Totengräber wird ermordet, sein Hund mitgenommen.
  • Die Bevölkerung von Eggebusch wird auf dem Marktplatz zusammengetrieben.
  • Mädchen und Frauen werden vergewaltigt.
  • Als die Soldaten nichts finden, wird die Bevölkerung misshandelt und gequält. Elsa Hobe tötet einen Soldaten.
  • Als die Soldaten von dem Mord an ihrem Kameraden erfahren, töten sie die Dorfbewohner und stecken das Dorf in Brand.
  • Schließlich verlassen die Soldaten das verwüstete Dorf.
  • Die Familie Markart und Tobias haben überlebt.
  • Plötzlich kommt Veit angehumpelt, auch er hat überlebt.
  • Jockel macht sich auf die Suche nach Katharina, findet sie, befreit sie aus ihrem Versteck und nimmt sie mit.
  • Die Überlebenden wollen durch das Moor in die Wälder, um sich dort zu verstecken, bis der Krieg zu Ende ist.
  • Christoph Markart und Veit wollen, ehe die Soldatenweiber kommen, in dem verwüsteten Dorf nach Gerät und evtl. Nahrungsmitteln suchen.

Siehe auch