Protokoll des Hexenprozesses gegen Ursula Fineisen aus Mühlheim/Donau
„Den 13. September ist Ursula Fineisen von Mühlheim gefänglich eingebracht, befragt und examiniert worden“.
Vor etwa acht Jahren bekam sie wegen der Stiefkinder Streit mit ihrem Mann. Er schlug sie und drohte ihr an, die Lenden abzuschlagen, wenn sie noch länger im Hause bliebe. Daraufhin ging sie vor das obere Tor und setzte sich an das Haag bei den Junkeren Gärten an Wasserschapfen und beklagte ihren Jammer. Da kam ein Mann in schwarzen Kleidern des Weges und erkundigte sich nach ihrer Betrübnis. Er sprach ihr mit schönen Worten Mut zu und versprach, ihr zu helfen, wenn sie ihm zu Willen sei und Gott und alle Heiligen verleugne. Auf dieses Ansinnen rief sie aus: “Ei behüt mich Gott und das heilige Kreuz“. Sofort verschwand der böse Geist, und sie eilte zur Mühle hinab, um durch das untere Tor wieder in die Stadt zu gelangen. Das Tor war aber schon verschlossen. Als sie wieder zur Mühle zurückging, „sei ihr der böse Geist wiederum erschienen und sie obgemeldter Maßen[2] angeredet. Da habe sie ihm eingewilligt, Gott und seine Heiligen verleugnet. Auf solches er sie beschlafen, sei alles kalter Natur gewesen.“
Um ihre Einwilligung zu beurkunden, raufte er ihr am Ohr Haare aus und gab ihr Geld. Nachträglich stellte sich heraus, daß es kein Geld, sondern Ziegelscherben waren. Nach 14 Tagen kam der böse Geist, Hans Federle mit Namen, erneut zu ihr in den Stall und begehrte, sie zu beschlafen. Als sie sich weigern wollte, drohte er, sie zu schlagen, worauf sie einwilligte. Wenig später begegnete sie dem Federle bei der äußeren Gerbe. Er überreichte ihr einen SteckenReferenzfehler: Für ein <ref>
-Tag fehlt ein schließendes </ref>
-Tag. zum Tanz auf. [...] Nachdem sie genug getanzt hatten, schüttete eine jede verschiedene Salben in einen Topf, den dann Martins Ursel umstieß, worauf über Böttingen ein Unwetter niederging. Auf dem Heimweg beschlief sie der Federle auf der Stettener Allmend. Ein ähnlicher Tanz fand auf dem Bräunlisberg statt.
Diesmal spielte der Böse auf einer Zwerchpfeife zum Tanz auf. [...] Vor etwa vier Jahren schlug sie mit einem Stecken, den sie vom Federle erhalten hatte, in dessen Namen des Hezelmenndeles Tochter zu Stetten. Bald darauf erkrankte das Kind und starb. In der Altstadt schlug sie mit demselben Stecken des Mesmers Kalb, das darauf verendete. In ihrem eigenen Stall schlug sie ein Schaf, das ebenfalls einging.
Siebenmal empfing sie das hochwürdigste Sakrament[3] in der Kirche. Nachdem sie es empfangen hatte, ließ sie es in ihren Schleier fallen, um es zuhause im Stall auf ein Klötzlein zu legen. Überhaupt war sie so häufig auf der Unholden Tänze und machte so viele Hagelschläge, daß sie die genaue Zahl nicht mehr nennen konnte.
Ist auf diese Punkte [...] [gerichtet] worden den 16. September 1608.
Quelle: Elmar Blessing, Mühlheim a.d. Donau, Geschichte und Geschichten einer Stadt. Sigmaringen 1985; hier zitiert nach: Hermann Wilmes. Materialien zum Kursunterricht. Teil 2. Köln 1999