Goodbye Deutschland/Das Jahr ohne Sommer: Unterschied zwischen den Versionen

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{{aufgabe|Betrachte die beiden Bilder.
{{Aufgabe|Betrachte die beiden Bilder.
# Beschreibe, was Du siehst!
# Beschreibe, was Du siehst!<ref>Diese Lerneinheit könnte dafür verwendet werden, das [[Arbeit_mit_Quellen/Bildquellen_analysieren_und_interpretieren|Analysieren und Interpretieren von Bildquellen]] einzuüben.</ref>
# Erkläre, was den Reiz und die Besonderheit der beiden Bilder ausmacht!}}
# Erkläre, was den Reiz und die Besonderheit der beiden Bilder ausmacht!}}
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{{zitat|„Seltsame Streifen, Dunstschwaden und glutrote Sonnenuntergänge schienen 1816/17 das Unheil bereits anzukündigen. “|Caspar David Friedrich, 1817}}
{{zitat|„Seltsame Streifen, Dunstschwaden und glutrote Sonnenuntergänge schienen 1816/17 das Unheil bereits anzukündigen. “|Caspar David Friedrich, 1817}}


== In einem fernen Land ==
== Klimawandel? ==
{{aufgabe-en|Read the two sources.
Der derzeitige Klimawandel ist in aller Munde. Doch auch in historischer Zeit hat sich das Klima sehr entscheidend geändert, allerdings überwiegend durch natürliche Einflüsse:
# Describe what happened with Mount Tambora.
# Explain why this also affected Europe.}}


{{zitat|'''M2 Dust haze'''
* die Änderung der Erdbahnparameter
* die Sonnenfleckentätigkeit und
* die Aktivität von Vulkanen.


"Volcanic dust and debris, when hurled 20 to 40 km or higher, interferes with the incidence of sunlight. The solid particles suspended in the atmosphere, the dust and haze, interrupt, absorb, scatter and reflect the short-wave solar rays back into space. The particles that remain up there for a period of one to two years account for most of this. This process is known as the reverse greenhouse effect; it results in a drop in air temperature." |The Last Great Subsistence Crisis in the Western World. By John D. Post. Baltimore and London: The John Hopkins University Press, 1977. Pp xv, 240}}
Eine zweiteilige Folge von "Terra X" zum Thema "[https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/klima-macht-geschichte-2-108.html Klima macht Geschichte"] verdeutlicht, wie stark das Schicksal des Menschen selbst vom natürlichen Klimawandel abhängig ist.  


{{zitat|'''M3 Summer of 1816'''
=== Der Ausbruch ===
Vor 200 Jahren, mitten in der sogenannten {{wpde|Kleine Eiszeit|"Kleinen Eiszeit"}} brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus.


Why was the summer of 1816 so different? Why was there so little warmth and sunshine in Europe and North America? The answer could be found on the other side of the planet - at Indonesia’s Mount Tambora.
{{Aufgabe|Lies die beiden Quellen.
# Beschreibe, was mit Mount Tambora passiert ist.
# Recherchiere im Internet (z.&nbsp;B. {{wpde|Vulkanexplosivitätsindex|Wikipedia}}), wie stark der Ausbruch im Vergleich zu anderen bekannten Eruptionen (Vesuv, etc) war.
# Erkläre, warum dies auch Europa betraf.}}


On April 5, 1815, Mount Tambora, a volcano, started to rumble with activity. Over the following four months the volcano exploded - the largest volcanic explosion in recorded history. Many people close to the volcano lost their lives in the event. Mount Tambora ejected so much ash and aerosols into the atmosphere that the sky darkened and the Sun was blocked from view. The large particles spewed by the volcano fell to the ground nearby, covering towns with enough ash to collapse homes. There are reports that several feet of ash was floating on the ocean surface in the region. Ships had to plow through it to get from place to place.
{{Zitat|'''M1 „Entsetzlicher Widerhall“'''


But the smaller particles spewed by the volcano were light enough to spread through the atmosphere over the following months and had a worldwide effect on climate. They made their way into the stratosphere, where they could distribute around the world more easily. Earth’s average global temperature dropped three degrees Celsius. The effect was temporary. Eventually, even the smallest particles of ash and aerosols released by the volcano fell out of the atmosphere, letting in the sunshine.
„Am hohen Mittage war der Himmel durch Wolken von Asche und Sand verdunkelt, und die Sonne war von einem Schleier umgeben, dessen Dichtigkeit die glühende Kraft ihrer Strahlen ganz vernichtete.


The Year Without a Summer had many impacts in Europe and North America. Crops were killed - either by frost or a lack of sunshine. This caused food to be scarce, and caused farmers who were able to grow crops to fear that they would be robbed. The lack of  successful crops that summer made the food which was grown more valuable, and the price of food climbed. Because the price of oats increased, it was more expensive for people to feed their horses. Horses were the main method of transportation, so with expensive oats, the cost of travel increased. This may have been one of the factors that inspired a German man named Karl Drais to invent a way to get around without a horse: the bicycle.
Platzregen von dichter Asche überdeckten mehrere Zoll hoch die Häuser, Felder und Wege. Die stockfinstere Nacht in der Mitte des Tages wurde noch grauenhafter durch das von Zeit zu Zeit losbrechende Getöse, welches das Abfeuern des schweren Geschützes oder das Krachen eines heftigen Donnerschlages weit übertroffen haben würde.


The gloomy summer weather also inspired writers. During that summer-less summer, Mary Shelley, her husband, the poet Percy Bysshe Shelley, and poet Lord Byron were on vacation at Lake Geneva. While trapped indoors for days by constant rain and gloomy skies, the writers described the bleak, dark environment of the time in their own ways. Mary Shelley wrote Frankenstein, a horror novel set in an often stormy environment. Lord Byron wrote the poem Darkness, which begins, “I had a dream, which was not all a dream. The bright sun was extinguish’d.”|}}
Dieses Getöse hatte so viel Ähnlichkeit mit einer Kanonade, dass viele Seeoffiziere glaubten, dass Seeräuber an der Küste gelandet wären, und wirklich in See stachen, um den angegriffenen Schiffen zu Hilfe zu eilen... Dass der Ascheregen, welcher Java überschüttete, ans einem Berge der Insel Sumbawa, die hunderte von Meilen von da entfernt ist, herüberkommen könnte, war jedem Sterblichen undenkbar.“|Zollinger, Heinr.: Besteigung des Vulkanes Tambora auf der Insel Sumbawa u. Schilderung der Erupzion desselben im J. 1815, Seite 13<ref>Zollinger, Heinr.: Besteigung des Vulkanes Tambora auf der Insel Sumbawa u. Schilderung der Erupzion desselben im J. 1815, Seite 13</ref>}}


{{Zitat|'''M2 Staubschleier'''<br>


== Meteorologie ==
Vulkanischer Staub und Trümmer, die 20 bis 40 km oder höher geschleudert werden, stören den Einfall des Sonnenlichts. Die in der Atmosphäre schwebenden festen Partikel, der Staub und Dunst, unterbrechen, absorbieren, streuen und reflektieren die kurzwelligen Sonnenstrahlen zurück ins All. Die Partikel, die ein bis zwei Jahre lang in der Atmosphäre verbleiben, sind für den größten Teil davon verantwortlich. Dieser Vorgang wird als umgekehrter Treibhauseffekt bezeichnet und führt zu einem Absinken der Lufttemperatur.|The Last Great Subsistence Crisis in the Western World. By John D. Post. Baltimore and London: The John Hopkins University Press, 1977. Pp xv, 240<ref>The Last Great Subsistence Crisis in the Western World. By John D. Post. Baltimore and London: The John Hopkins University Press, 1977. Pp xv, 240}</ref>}}
Der derzeitige Klimawandel ist in aller Munde. Doch auch in historischer Zeit hat sich das Klima sehr entscheidend geändert, allerdings überwiegend durch natürliche Einflüsse:  


* die Änderung der Erdbahnparameter
=== Die Folgen ===
* die Sonnenfleckentätigkeit und
{{Aufgabe|Betrachte die beiden Grafiken.
* die Aktivität von Vulkanen.
 
Eine zweiteilige Folge von "Terra X" zum Thema "[https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/klima-macht-geschichte-2-108.html Klima macht Geschichte"] verdeutlicht, wie stark das Schicksal des Menschen selbst vom natürlichen Klimawandel abhängig ist.
 
{{aufgabe|Betrachte die beiden Bilder.
# Beschreibe, was Du siehst!
# Beschreibe, was Du siehst!
# Erkläre die Temperaturwerte in Deutschland in  den Jahren 1815, 1816 and 1817. Vergleiche mit den anderen Jahren!}}
# Erkläre die Temperaturwerte in Deutschland in  den Jahren 1815, 1816 and 1817. <br>Vergleiche mit den anderen Jahren!
# Überlege, welche Auswirkungen solche Temperaturänderungen auf unser Leben haben.
}}


[[File:1816 summer.png|950px]]
[[File:1816 summer.png|950px]]
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[[File:Temperaturreihe_Deutschland%2C_Jahr%2C_30-10.PNG|950px]]
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{{clear}}
=== Das „Jahr ohne Sommer“ ===
 
1816 wurde zu einem „Jahr ohne Sommer“<ref>[https://www.tambora.org/index.php/result/show?id=29 Klima/Witterung und Landwirtschaft in Westmittelfr. im 19. Jhd] (tambora.org) von Bernhard Heim</ref>
{{goodbye Deutschland}}


[[File:Tambora volcano.jpg|miniatur|300px|Vulkan Tambora]]
{{Aufgabe|Lies folgende Quellen durch.
# Erkläre, wie das Wetter das Leben der Leute beeinflusste.
# Schildere, welche Erfindung durch das Wetter bewgünstigt wurden.
}}


{{zitat|'''M3'''<br>
" Im Mai und Juni fast täglich Regen und Gewitter, so daß die Äcker versoffen und Weinberge rutschten. Großer Hagelschlag und Überschwemmungen. Der Scheffel<ref>Scheffel =  Menge, die ein Erwachsener normalerweise im Jahr verspeist, etwa 220 Kilogramm</ref> Dinkel, den man noch um Pfingsten um 5-6 Gulden kaufte, kostete im Juli schon 12-15 Gulden. Den 31. Juli schneite es auf der [Schwäbischen] Alb ... Die Wintersaat mußte man zum Theil in den Schnee säen."|}}


==Ausbruch==
{{zitat|'''M4 Sommer des Jahres 1816'''
Vor 200 Jahren, mitten in der sogenannten {{wpde|Kleine Eiszeit|"Kleinen Eiszeit"}} brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus.


==Folgen==
Warum war der Sommer 1816 so anders? Warum gab es in Europa und Nordamerika so wenig Wärme und Sonnenschein? Die Antwort fand sich auf der anderen Seite des Planeten - am indonesischen Mount Tambora.
Er war eines in der jüngeren historischen Zeit das Klima der folgenden Jahre stark beeinflussenden Ereignisse:


*das folgende Jahr wurde als "das Jahr ohne Sommer" bezeichnet.
Am 5. April 1815 begann der Mount Tambora, ein Vulkan, zu rumpeln. In den folgenden vier Monaten explodierte der Vulkan - die größte Vulkanexplosion der Geschichte. Viele Menschen in der Nähe des Vulkans verloren dabei ihr Leben. Der Mount Tambora schleuderte so viel Asche und Aerosole in die Atmosphäre, dass sich der Himmel verdunkelte und die Sonne nicht mehr zu sehen war. Die großen Partikel, die der Vulkan ausspuckte, fielen auf den Boden in der Nähe und bedeckten Städte mit so viel Asche, dass Häuser einstürzten. Berichten zufolge trieb die Asche in der Region mehrere Meter hoch auf der Meeresoberfläche. Schiffe mussten sie durchpflügen, um von Ort zu Ort zu gelangen.


Das klingt aus heutiger Sicht verharmlosend. Doch es führte zu weltweiten klimatischen Auswirkungen und Hungerkatastrophen auf der nördlichen Halbkugel.
Die kleineren Partikel, die der Vulkan ausspuckte, waren jedoch leicht genug, um sich in den folgenden Monaten in der Atmosphäre auszubreiten und hatten weltweite Auswirkungen auf das Klima. Sie gelangten in die Stratosphäre, wo sie sich leichter über die Welt verteilen konnten. Die globale Durchschnittstemperatur der Erde sank um drei Grad Celsius. Der Effekt war vorübergehend. Schließlich fielen auch die kleinsten Asche- und Aerosolpartikel, die der Vulkan freisetzte, aus der Atmosphäre und ließen die Sonne wieder herein.


Auch die folgenden Jahr(zehnte) waren problematisch und führten mit zu der ersten großen Auswanderungswelle nach Nordamerika.  
Das Jahr ohne Sommer hatte viele Auswirkungen in Europa und Nordamerika. Die Ernte wurde vernichtet - entweder durch Frost oder durch den Mangel an Sonnenschein. Dies führte zu einer Verknappung der Lebensmittel und ließ die Bauern, die noch ernten konnten, befürchten, dass sie ausgeraubt werden würden. Der Mangel an erfolgreichen Ernten in diesem Sommer machte die angebauten Lebensmittel wertvoller, und die Preise für Lebensmittel stiegen. Da der Preis für Hafer stieg, wurde es für die Menschen teurer, ihre Pferde zu füttern. Da Pferde das wichtigste Transportmittel waren, stiegen mit dem teuren Hafer auch die Kosten für Reisen. Dies mag einer der Faktoren gewesen sein, die einen deutschen Mann namens Karl Drais dazu inspirierten, eine Möglichkeit zu erfinden, sich ohne Pferd fortzubewegen: das Fahrrad.|}}


[[File:Tabelle1817.jpg|thumb|center|500px|Kupferstich in der Vorderseite der Zinn-Medaille auf die Hungersnot und Teuerung, 1816 und 1817, Medailleur Johann Thomas Stettner (1785-1872), Lebensmittelpreise 1816 ]]
[[File:Tabelle1817.jpg|thumb|center|500px|Kupferstich in der Vorderseite der Zinn-Medaille auf die Hungersnot und Teuerung, 1816 und 1817, Medailleur Johann Thomas Stettner (1785-1872), Lebensmittelpreise 1816 ]]


{{Zitat|'''M5 unheimliche Atmosphäre'''
Das trübe Sommerwetter inspirierte auch die Schriftsteller. In jenem sommerlosen Sommer machten Mary Shelley, ihr Mann, der Dichter Percy Bysshe Shelley, und der Dichter Lord Byron Urlaub am Genfer See. Während sie tagelang wegen des ständigen Regens und des düsteren Himmels im Haus gefangen waren, beschrieben die Schriftsteller die trostlose, dunkle Umgebung jener Zeit auf ihre eigene Weise.


<iframe frameborder="0" scrolling="no" style="border:0px" src="https://books.google.de/books?id=Cj5bAAAAcAAJ&dq=%22jahr%20ohne%20Sommer%22&hl=de&pg=RA3-PA33&output=embed" width="500" height="500"></iframe>
Mary Shelley schrieb Frankenstein, einen Horrorroman, der in einer oft stürmischen Umgebung spielt. Lord Byron schrieb das Gedicht Darkness, das wie folgt beginnt: "Ich hatte einen Traum, der nicht nur ein Traum war. Die helle Sonne war erloschen.”|}}


Erntebeschreibung aus dem Baltikum 1816
{{clear}}


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{{goodbye Deutschland}}
 
In diesem Buch können Sie weitere Seiten lesen!
{{#ev:youtube|EaCo_i7mj-A|400}}


==Weblinks==
==Weblinks==
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*[https://www.tambora.org/index.php TAMBORA - Historische Kimadatenbank - Forschungsprojekt]
*[https://www.tambora.org/index.php TAMBORA - Historische Kimadatenbank - Forschungsprojekt]


<references/>
<iframe frameborder="0" scrolling="no" style="border:0px" src="https://books.google.de/books?id=Cj5bAAAAcAAJ&dq=%22jahr%20ohne%20Sommer%22&hl=de&pg=RA3-PA33&output=embed" width="500" height="500"></iframe>
Erntebeschreibung aus dem Baltikum 1816
<iframe frameborder="0" scrolling="no" style="border:0px" src="https://books.google.de/books?id=W3FBAAAAcAAJ&dq=Tambora&hl=de&pg=PP5&output=embed" width="500" height="500"></iframe> <br>
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[[Kategorie:Geographie]]
[[Kategorie:Geographie]]

Aktuelle Version vom 28. Mai 2022, 04:48 Uhr

Aufgabe

Betrachte die beiden Bilder.

  1. Beschreibe, was Du siehst![1]
  2. Erkläre, was den Reiz und die Besonderheit der beiden Bilder ausmacht!

Joseph Mallord William Turner - Flint Castle.jpg

Friedrich-Sunset.jpg

Zitat
„Seltsame Streifen, Dunstschwaden und glutrote Sonnenuntergänge schienen 1816/17 das Unheil bereits anzukündigen. “
Caspar David Friedrich, 1817

Klimawandel?

Der derzeitige Klimawandel ist in aller Munde. Doch auch in historischer Zeit hat sich das Klima sehr entscheidend geändert, allerdings überwiegend durch natürliche Einflüsse:

  • die Änderung der Erdbahnparameter
  • die Sonnenfleckentätigkeit und
  • die Aktivität von Vulkanen.

Eine zweiteilige Folge von "Terra X" zum Thema "Klima macht Geschichte" verdeutlicht, wie stark das Schicksal des Menschen selbst vom natürlichen Klimawandel abhängig ist.

Der Ausbruch

Vor 200 Jahren, mitten in der sogenannten "Kleinen Eiszeit"Wikipedia-logo.png brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus.


Aufgabe

Lies die beiden Quellen.

  1. Beschreibe, was mit Mount Tambora passiert ist.
  2. Recherchiere im Internet (z. B. WikipediaWikipedia-logo.png), wie stark der Ausbruch im Vergleich zu anderen bekannten Eruptionen (Vesuv, etc) war.
  3. Erkläre, warum dies auch Europa betraf.
Zitat
M1 „Entsetzlicher Widerhall“

„Am hohen Mittage war der Himmel durch Wolken von Asche und Sand verdunkelt, und die Sonne war von einem Schleier umgeben, dessen Dichtigkeit die glühende Kraft ihrer Strahlen ganz vernichtete.

Platzregen von dichter Asche überdeckten mehrere Zoll hoch die Häuser, Felder und Wege. Die stockfinstere Nacht in der Mitte des Tages wurde noch grauenhafter durch das von Zeit zu Zeit losbrechende Getöse, welches das Abfeuern des schweren Geschützes oder das Krachen eines heftigen Donnerschlages weit übertroffen haben würde.

Dieses Getöse hatte so viel Ähnlichkeit mit einer Kanonade, dass viele Seeoffiziere glaubten, dass Seeräuber an der Küste gelandet wären, und wirklich in See stachen, um den angegriffenen Schiffen zu Hilfe zu eilen... Dass der Ascheregen, welcher Java überschüttete, ans einem Berge der Insel Sumbawa, die hunderte von Meilen von da entfernt ist, herüberkommen könnte, war jedem Sterblichen undenkbar.“
Zollinger, Heinr.: Besteigung des Vulkanes Tambora auf der Insel Sumbawa u. Schilderung der Erupzion desselben im J. 1815, Seite 13[2]
Zitat
M2 Staubschleier
Vulkanischer Staub und Trümmer, die 20 bis 40 km oder höher geschleudert werden, stören den Einfall des Sonnenlichts. Die in der Atmosphäre schwebenden festen Partikel, der Staub und Dunst, unterbrechen, absorbieren, streuen und reflektieren die kurzwelligen Sonnenstrahlen zurück ins All. Die Partikel, die ein bis zwei Jahre lang in der Atmosphäre verbleiben, sind für den größten Teil davon verantwortlich. Dieser Vorgang wird als umgekehrter Treibhauseffekt bezeichnet und führt zu einem Absinken der Lufttemperatur.
The Last Great Subsistence Crisis in the Western World. By John D. Post. Baltimore and London: The John Hopkins University Press, 1977. Pp xv, 240[3]

Die Folgen

Aufgabe

Betrachte die beiden Grafiken.

  1. Beschreibe, was Du siehst!
  2. Erkläre die Temperaturwerte in Deutschland in den Jahren 1815, 1816 and 1817.
    Vergleiche mit den anderen Jahren!
  3. Überlege, welche Auswirkungen solche Temperaturänderungen auf unser Leben haben.

1816 summer.png

Temperaturreihe Deutschland, Jahr, 30-10.PNG

Das „Jahr ohne Sommer“

1816 wurde zu einem „Jahr ohne Sommer“[4]


Aufgabe

Lies folgende Quellen durch.

  1. Erkläre, wie das Wetter das Leben der Leute beeinflusste.
  2. Schildere, welche Erfindung durch das Wetter bewgünstigt wurden.
Zitat
M3
" Im Mai und Juni fast täglich Regen und Gewitter, so daß die Äcker versoffen und Weinberge rutschten. Großer Hagelschlag und Überschwemmungen. Der Scheffel[5] Dinkel, den man noch um Pfingsten um 5-6 Gulden kaufte, kostete im Juli schon 12-15 Gulden. Den 31. Juli schneite es auf der [Schwäbischen] Alb ... Die Wintersaat mußte man zum Theil in den Schnee säen."
Zitat
M4 Sommer des Jahres 1816

Warum war der Sommer 1816 so anders? Warum gab es in Europa und Nordamerika so wenig Wärme und Sonnenschein? Die Antwort fand sich auf der anderen Seite des Planeten - am indonesischen Mount Tambora.

Am 5. April 1815 begann der Mount Tambora, ein Vulkan, zu rumpeln. In den folgenden vier Monaten explodierte der Vulkan - die größte Vulkanexplosion der Geschichte. Viele Menschen in der Nähe des Vulkans verloren dabei ihr Leben. Der Mount Tambora schleuderte so viel Asche und Aerosole in die Atmosphäre, dass sich der Himmel verdunkelte und die Sonne nicht mehr zu sehen war. Die großen Partikel, die der Vulkan ausspuckte, fielen auf den Boden in der Nähe und bedeckten Städte mit so viel Asche, dass Häuser einstürzten. Berichten zufolge trieb die Asche in der Region mehrere Meter hoch auf der Meeresoberfläche. Schiffe mussten sie durchpflügen, um von Ort zu Ort zu gelangen.

Die kleineren Partikel, die der Vulkan ausspuckte, waren jedoch leicht genug, um sich in den folgenden Monaten in der Atmosphäre auszubreiten und hatten weltweite Auswirkungen auf das Klima. Sie gelangten in die Stratosphäre, wo sie sich leichter über die Welt verteilen konnten. Die globale Durchschnittstemperatur der Erde sank um drei Grad Celsius. Der Effekt war vorübergehend. Schließlich fielen auch die kleinsten Asche- und Aerosolpartikel, die der Vulkan freisetzte, aus der Atmosphäre und ließen die Sonne wieder herein.

Das Jahr ohne Sommer hatte viele Auswirkungen in Europa und Nordamerika. Die Ernte wurde vernichtet - entweder durch Frost oder durch den Mangel an Sonnenschein. Dies führte zu einer Verknappung der Lebensmittel und ließ die Bauern, die noch ernten konnten, befürchten, dass sie ausgeraubt werden würden. Der Mangel an erfolgreichen Ernten in diesem Sommer machte die angebauten Lebensmittel wertvoller, und die Preise für Lebensmittel stiegen. Da der Preis für Hafer stieg, wurde es für die Menschen teurer, ihre Pferde zu füttern. Da Pferde das wichtigste Transportmittel waren, stiegen mit dem teuren Hafer auch die Kosten für Reisen. Dies mag einer der Faktoren gewesen sein, die einen deutschen Mann namens Karl Drais dazu inspirierten, eine Möglichkeit zu erfinden, sich ohne Pferd fortzubewegen: das Fahrrad.
Kupferstich in der Vorderseite der Zinn-Medaille auf die Hungersnot und Teuerung, 1816 und 1817, Medailleur Johann Thomas Stettner (1785-1872), Lebensmittelpreise 1816
Zitat
M5 unheimliche Atmosphäre

Das trübe Sommerwetter inspirierte auch die Schriftsteller. In jenem sommerlosen Sommer machten Mary Shelley, ihr Mann, der Dichter Percy Bysshe Shelley, und der Dichter Lord Byron Urlaub am Genfer See. Während sie tagelang wegen des ständigen Regens und des düsteren Himmels im Haus gefangen waren, beschrieben die Schriftsteller die trostlose, dunkle Umgebung jener Zeit auf ihre eigene Weise.

Mary Shelley schrieb Frankenstein, einen Horrorroman, der in einer oft stürmischen Umgebung spielt. Lord Byron schrieb das Gedicht Darkness, das wie folgt beginnt: "Ich hatte einen Traum, der nicht nur ein Traum war. Die helle Sonne war erloschen.”



Weblinks

  1. Diese Lerneinheit könnte dafür verwendet werden, das Analysieren und Interpretieren von Bildquellen einzuüben.
  2. Zollinger, Heinr.: Besteigung des Vulkanes Tambora auf der Insel Sumbawa u. Schilderung der Erupzion desselben im J. 1815, Seite 13
  3. The Last Great Subsistence Crisis in the Western World. By John D. Post. Baltimore and London: The John Hopkins University Press, 1977. Pp xv, 240}
  4. Klima/Witterung und Landwirtschaft in Westmittelfr. im 19. Jhd (tambora.org) von Bernhard Heim
  5. Scheffel = Menge, die ein Erwachsener normalerweise im Jahr verspeist, etwa 220 Kilogramm


Erntebeschreibung aus dem Baltikum 1816


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