Goodbye Deutschland/Auswanderung nach 1848: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Juni 2022, 09:00 Uhr

Deutsche Auswanderer auf dem Weg in die USA über Rotterdam und Le Havre auf dem Schiff "Samuel Hop" im April 1849[1]
Deutsche Auswanderer gehen in Hamburg an Bord


Zitat
"Die deutsche und bayerische Auswanderung nach Amerika ist daher immer als Teil einer vielfältigen Migrationsgeschichte zu verstehen.

Erwähnt seien nur drei weitere große Fernwanderungen der letzten Jahrhunderte: Vom späten 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert zog es zahlreiche Deutsche nach Ost- und Südosteuropa. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wanderten Hunderttausende meist polnischsprachiger Menschen aus dem östlichen Preußen in die Industriegebiete des deutschen Westens.

Und die Süd-Nord-Wanderung aus dem mediterranen Raum hat die Bundesrepublik seit den 1960er-Jahren de facto zu einem Einwanderungsland gemacht"
(Thomas Raithel, "Kommt bald nach ..." - Auswanderung nach Amerika 1683 - 2003)[2]

Ursachen

Aufgabe

Lies die Texte und

  1. nenne die Ursachen für die Auswanderung aus Deutschland.
  2. sortiere die Gründe in Gruppen.

Raithel gibt in seinem Aufsatz eine Darstellung nach Adams (1993) wider, nach der die deutsche Einwanderung seit dem 19. Jahrhundert in mehreren Wellen stattfand, wobei deren Ursachen in den Vorgängen in den Quellländern als auch im Zielland liegen.

Für die Auswanderung im 19. Jahrhundert nach den USA spielen zeitweise oder auch gleichzeitig:

  • religiöse Motive (protestantische Sekten,  v. a. Mennoniten)
  • die wirtschaftliche Situation (das in fränkischen Gebieten übliche Realteilungsrecht führt zur Hofteilung und  zur Bevölkerungszunahme, die Höfe werden dadurch aber immer unrentabler)
  • Unzufriedenheit mit wirtschafts- oder sozialpolitischen Gegebenheiten
  • sich selbst verstärkende Migrationsprozesse (Sogwirkung)

eine Rolle.

Ein weiterer Grund mag in der Ertragssituation gewesen sein, die auf die zwischen 1830 und 1840 herrschenden klimatischen und sonstigen Verhältnisse zurückzuführen ist. So beschreibt Lorenz Hübner im Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 1841/1842  für den Ort Beilngries.[3]

Zitat

"1832. Ungemein trocknes Jahr. Allen Brunnen der Stadt mangelte Wasser, und die Bergleute mußten es drei viertel Jahre lang im Thale aus den Flüssen holen.

1833. Auf ein naßkaltes Frühjahr folgte vom 1. bis 20. Mai eine anhaltend große Hitze von 20 - 26.

1834. Anhaltende Hitze und Trockenheit erzeugten einen so empfindlichen Futter- und Strohmangel, daß der Preis eines Schobers Kornstrohes auf 25 fl. gestiegen ist.

1835 . Auch in diesem Jahre anhaltende Hitze und Trockenheit, und dabei eine Unzahl von Heuschrecken, welche die Altmühlwiesen, und die nächstgelegenen Getraidfelder ganz bedeckten, und jedes Gräslein auffraßen.

1836. Trockenheit und Heuschreckenfraß wie im vorigen Jahr. An Grummet, Gerste, Haber und Erdbirn hatte Beilngries ein Mißjahr. Doch sind die Preise nieder geblieben, und das schwere Getraid war fast in Unwerth. Im Sommer und Herbste dieses Jahrs tödtete eine bisher nie gekannte Seuche hier und in der Umgegend viel Hundert Schweine."


Aufgabe
  1. Betrachte die beiden Diagramme
    1. Beschreibe, aus welchen Regierungsbezirken die meisten Auswanderer stammen.
    2. Beschreibe, wann die Auswanderung ihren Höhepunkt fand.
    3. Überlege, warum so viele Auswanderer aus der Pfalz und Franken stammten.
Auswanderer in den Jahren 1845/46 bis 1856/57 nach Amerika[4]
Deutsche Auswanderung nach Amerika (1820-1920)



Ablauf

400

Die Auswanderung erfolgte über französische, niederländische Häfen oder Häfen an der Nordseeküste, Bremen und Hamburg. Um überhaupt auswandern zu können, brauchten die Auswanderungswilligen beispielsweise für die Niederlande:

  • einen Erlaubnisschein für die Auswanderung (aus dem Königreich Bayern),
  • eine Erklärung über die Daten der Auswandernden zur Finanzierung des Aufenthaltes in den Niederlanden und der Überfahrt
  • eine notarielle bestätigte Erklärung des niederländischen Schiffsreeders mit Daten über das Schiff mit dem die Auswandernden transportiert werden

Auch die Kosten waren nicht unerheblich. Allein 50 fl (GuldenWikipedia-logo.png) mussten die Reisenden für den ersten Hafen in der Neuen Welt zurücklegen, die Überfahrt kostete 40 - 60 fl  (ohne Lebensmittel). Von Schwierigkeiten mit den Schiffsreedereien bzw. deren Kapitänen warnt das Königlich Bayerische Intelligenzblatt für Mittelfranken im Jahr 1846[5]. Allenthalben erscheinen nun auch Ratgeber für Auswanderungswillige. 1862 erscheint in der Stahelschen Buchhandlung das Handbuch "Die Lehre von der Aus- und Einwanderung im Königreiche Bayern"[6]


Für Auswanderer nach Amerika

Durch Unterzeichneten von der Regierung angestellten und beeidigten Schiffsexpedienten werden Auswanderer nach Amerika zu dem billigen Preise von 80 fl einschließlich vollständiger Bekoestigeung befoerdert. H. August Heineken in Bremen

Herr Kaufmann C. Pullich in Nördlingen wird die Güte haben, auf gefällige Anfragen nähere Auskunft zu ertheilen.

Die Auswandernden gehörten sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an. Aus einigen Angaben, wie z. B. den ledigen mit Kind oder den Dienstknechten mag man einen Auswanderungsgrund erschließen.

In den 1830 - 1840-er Jahren inserierten Reedereien bzw. in Bayern akkredidierte Agenten aus Nordamerika und warben um die Auswanderer. Rechts nur ein Beispiel aus dem "Wochenblatt der Stadt Nördlingen" von 1848.

Auch Mittelfranken bzw.  das Gebiet der Frankenhöhe ist davon betroffen. Im Königreich Bayern wird für die Jahre bis 1870 jeder Auswanderungswillige  im Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für Mittelfranken (Sammlung Bavarica)  veröffentlicht, um Gläubigern Gelegenheit zu geben vorher seine Forderungen einzutreiben.[7]


Aufgabe

Wähle eine Unterseite und analysiere, aus welchen Bevölkerungsgruppen die Auswanderer kommen.

  1. Auswanderung aus Herzogenaurach
  2. Auswanderung von der Frankenhöhe
  3. Auswanderung aus dem Nürnberger Land

Berühmte Franken in den USA

Gustav Weißkopf

Gustave Witehead portrait.jpg

Der wohl berühmteste Auswanderer aus dem Bereich der Frankenhöhe  dürfte der am 1. Januar 1874 geborene und spätere Flugpionier Gustav Weisskopf aus Leutershausen sein.[8] 1894 gelangte er nach abenteuerlichen Jahren auf See und in Brasilien in die USA.

Am 8. März 2013 wurde er endgültig als erster Motorflieger der Geschichte wegen seines Fluges am 14. August 1901 anerkannt.[9]

Über Levi Strauss gibt es ein eigenes Kapitel.



Quellen

Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg 2004 verfasst und in der ZUM-Classic veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung ins ZUM-Unterrichten-Wiki übernommen und überarbeitet.

  1. Wikimedia Commons (Zeichnung von Leo von Elliot aus: Leipziger Illustrirte Zeitung, 10. November 1849, S.292).- Passagiere auf dem Passagierdeck u.a. beim Kartenspiel, Musizieren
  2. Thomas Raithel, "Kommt bald nach ..." - Auswanderung nach Amerika 1683 - 2003
  3. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 1841/1842
  4. Auswanderer in den Jahren 1845/46 bis 1856/57 nach Amerika (nach Beiträgen zur Statistik des Königreichs Bayern (1854 S.223 und 1859 S241) zit. bei Thomas Raithel)
  5. Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für Mittelfranken (Bavarikon.de)
  6. "Die Lehre von der Aus- und Einwanderung im Königreiche Bayern" (bavarikon.de)
  7. Ansbacher Morgenblatt 1847 (books.google.de)
  8. Gustav Albin Weißkopf: Der Traum vom Fliegen von Matthias Lechner (hdbg.de)
  9. (Gustave Whitehead.com)