Faust & Wagner: Unterschied zwischen den Versionen

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# Bei Famulus Wagner,  
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# bei Dr. Faust?
# bei Dr. Faust?
# Welche klassischen Positionen zur Rhetorik stehen zur Debatte?
# Wer hat in welcher Hinsicht recht?
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O Tod! ich kenn's - das ist mein Famulus -
O Tod! ich kenn's - das ist mein Famulus -
Es wird mein schönstes Glück zunichte!
Es wird mein schönstes Glück zunichte!
Daß diese Fülle der Geschichte
Daß diese Fülle der Gesichte
Der trockne Schleicher stören muß!
Der trockne Schleicher stören muß!
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Version vom 10. März 2021, 12:36 Uhr

Was bisher geschah

Faust, der unzufriedene Gelehrte, will mit Hilfe von Magie erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält" (V. 382). Er beschwört dazu den Erdgeist, wird aber von diesem zurückgewiesen. Auch er, der Universalgelehrte, sei zu einer solchen Erkenntnis nicht befähigt: „Du gleichst dem Geist, den du begreifst, Nicht mir!" (V. 512) Der Erdgeist löst sich in Rauch auf, dafür klopft es an der Tür, es ist Famulus Wagner, Fausts Gehilfe. Dieser, die Situation missverstehend, beginnt nun ein Gespräch über die Redekunst.

Aufgabe

Welche Vorstellungen treffen hier aufeinander?

  1. Bei Famulus Wagner,
  2. bei Dr. Faust?
  3. Wer hat in welcher Hinsicht recht?
Szene: Nacht
(es klopft)

O Tod! ich kenn's - das ist mein Famulus -
Es wird mein schönstes Glück zunichte!
Daß diese Fülle der Gesichte
Der trockne Schleicher stören muß!

Wagner im Schlafrock und der Nachtmütze, eine Lampe in der Hand. Faust wendet sich unwillig.

Wagner

Verzeiht! ich hör euch deklamieren;
Ihr last gewiß ein griechisch Trauerspiel?
In dieser Kunst möcht ich was profitieren,
Denn heutzutage wirkt das viel.
Ich hab es öfters rühmen hören,
Ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren.

Faust

Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist;
Wie das denn wohl zuzeiten kommen mag.

Wagner

Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist,
Und sieht die Welt kaum einen Feiertag,
Kaum durch ein Fernglas, nur von weitem,
Wie soll man sie durch Überredung leiten?

Faust

Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt
Und mit urkräftigem Behagen
Die Herzen aller Hörer zwingt.
Sitzt ihr nur immer! leimt zusammen,
Braut ein Ragout von andrer Schmaus
Und blast die kümmerlichen Flammen
Aus eurem Aschenhäuschen 'raus!
Bewundrung von Kindern und Affen,
Wenn euch darnach der Gaumen steht -
Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
Wenn es euch nicht von Herzen geht.

Wagner

Allein der Vortrag macht des Redners Glück;
Ich fühl es wohl, noch bin ich weit zurück.

Faust

Such Er den redlichen Gewinn!
Sei Er kein schellenlauter Tor!
Es trägt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor!
Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen,
Ist's nötig, Worten nachzujagen?
Ja, eure Reden, die so blinkend sind,
In denen ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,
Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt!

J.W.Goethe: Faust I, V. 517 - 557

Siehe auch