Deutschland, England über alles: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Deutschland, England über alles. Rückkehr als Besatzungsoffizier''' ist ein 1984 erschienener autobiographischer Bericht von Michael Thomas (Geburtsname: ''Ulrich Hollaender''), der sich vornehmlich mit dem Wiederaufbau einer demokratischen Politik in Deutschland ab 1945 beschäftigt.  
'''Deutschland, England über alles. Rückkehr als Besatzungsoffizier''' ist ein 1984 erschienener autobiographischer Bericht von Michael Thomas (Geburtsname: ''Ulrich Hollaender''), der sich vornehmlich mit dem Wiederaufbau einer demokratischen Politik in Deutschland ab 1945 beschäftigt.  


Thomas<ref>vgl. Rudolf Augsteins als Information über dies Buch und seinen Verfasser sehr gehaltvoller [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9224715.html Bericht im Spiegel von 1995]</ref> war - entgegen Augsteins Aussage - bei Kriegsausbruch am 1.9.1939 wohl nicht rein durch Zufall auf englischem Boden. Als Sohn von {{wpd|Felix Hollaender}} war er nach Nazigesetzen deutscher Halbjude, wurde als solcher in England interniert, meldete sich zum britischen Militärdienst, kämpfte von der {{wpde|Operation_Overlord|Invasion}} (6. Juni 1944) ab gegen Nazideutschland und beobachtete als Verbindungsoffizier von General Templer den Aufbau der deutschen Nachkriegspolitik in der britischen Zone aus nächster Nähe. Vermutlich war sein Einfluss darauf, dass die britische Militärregierung ihr Misstrauen gegenüber den deutschen Politikern trotz anfänglich sehr großen Vorbehalten dann doch relativ rasch abbaute, nicht gering.
Thomas<ref>vgl. Rudolf Augsteins als Information über dies Buch und seinen Verfasser sehr gehaltvoller [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9224715.html Bericht im Spiegel vom 2.10. 1995]</ref> war bei Kriegsausbruch am 1.9.1939 auf englischem Boden. Als Sohn von {{wpde|Felix Hollaender}} war er nach Nazigesetzen deutscher Halbjude, wurde als solcher in England interniert, meldete sich zum britischen Militärdienst, kämpfte von der {{wpde|Operation_Overlord|Invasion}} (6. Juni 1944) ab gegen Nazideutschland und beobachtete als Verbindungsoffizier von {{wpde|Gerald_Templer|General Templer}} den Aufbau der deutschen Nachkriegspolitik in der britischen Zone aus nächster Nähe. Vermutlich war sein Einfluss darauf, dass die britische Militärregierung ihr Misstrauen gegenüber den deutschen Politikern trotz anfänglich sehr großen Vorbehalten dann doch relativ rasch abbaute, nicht gering.


Als Sohn seines Vaters kannte er die intellektuelle Szene um Max Reinhardt (wenn auch nur aus der Perspektive des Kindes), als Schüler stand er in enger Beziehung mit Personen des {{wpde|George-Kreis|Stefan-George-Kreises}} nahe, den er freilich nicht so genannt sehen wollte, als Student gewann er die Freundschaft oder doch zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zu Carlo Schmid. In seiner Eigenschaft als Presseoffizier freundete er sich mit dem damals 23-jährigen Rudolf Augstein an.
Als Sohn seines Vaters kannte er die intellektuelle Szene um Max Reinhardt (wenn auch nur aus der Perspektive des Kindes), als Schüler stand er in enger Beziehung mit Personen des {{wpde|George-Kreis|Stefan-George-Kreises}} nahe, den er freilich nicht so genannt sehen wollte, als Student gewann er die Freundschaft oder doch zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zu Carlo Schmid. In seiner Eigenschaft als Presseoffizier freundete er sich mit dem damals 23-jährigen Rudolf Augstein an.


Dass er als Konservativer {{wpd|Kurt Schumacher}} näher stand als Konrad Adenauer (S.149) und als Freund {{wpde|Rudolf Augstein|Rudolf Augsteins}} {{wpd|Axel Springer}} als ideenreichen Innovateur des deutschen Pressewesens schildert (S.176-179), macht seinen Bericht als Quelle noch wertvoller.
Dass er als Konservativer {{wpde|Kurt Schumacher}} näher stand als Konrad Adenauer (S.149) und als Freund {{wpde|Rudolf Augstein|Rudolf Augsteins}} {{wpde|Axel Springer}} als ideenreichen Innovateur des deutschen Pressewesens schildert (S.176-179), macht seinen Bericht als Quelle noch wertvoller.


Ein Interview mit ihm ist 1984 in der ZEIT erschienen.<ref>sieh: [http://www.zeit.de/1984/39/deutschland-england-ueber-alles/komplettansicht Deutschland, England über alles], ZEIT 21.9.1984, leider beim Einscannen [nicht von mir] ziemlich verderbt</ref>.
Ein Interview mit ihm ist 1984 in der ZEIT erschienen.<ref>sieh: [http://www.zeit.de/1984/39/deutschland-england-ueber-alles/komplettansicht Deutschland, England über alles], ZEIT 21.9.1984, leider beim Einscannen [nicht von mir] ziemlich verderbt</ref>.

Version vom 25. Februar 2018, 19:59 Uhr

Vorlage:Kurzinfo Deutschland, England über alles. Rückkehr als Besatzungsoffizier ist ein 1984 erschienener autobiographischer Bericht von Michael Thomas (Geburtsname: Ulrich Hollaender), der sich vornehmlich mit dem Wiederaufbau einer demokratischen Politik in Deutschland ab 1945 beschäftigt.

Thomas[1] war bei Kriegsausbruch am 1.9.1939 auf englischem Boden. Als Sohn von Felix HollaenderWikipedia-logo.png war er nach Nazigesetzen deutscher Halbjude, wurde als solcher in England interniert, meldete sich zum britischen Militärdienst, kämpfte von der InvasionWikipedia-logo.png (6. Juni 1944) ab gegen Nazideutschland und beobachtete als Verbindungsoffizier von General TemplerWikipedia-logo.png den Aufbau der deutschen Nachkriegspolitik in der britischen Zone aus nächster Nähe. Vermutlich war sein Einfluss darauf, dass die britische Militärregierung ihr Misstrauen gegenüber den deutschen Politikern trotz anfänglich sehr großen Vorbehalten dann doch relativ rasch abbaute, nicht gering.

Als Sohn seines Vaters kannte er die intellektuelle Szene um Max Reinhardt (wenn auch nur aus der Perspektive des Kindes), als Schüler stand er in enger Beziehung mit Personen des Stefan-George-KreisesWikipedia-logo.png nahe, den er freilich nicht so genannt sehen wollte, als Student gewann er die Freundschaft oder doch zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zu Carlo Schmid. In seiner Eigenschaft als Presseoffizier freundete er sich mit dem damals 23-jährigen Rudolf Augstein an.

Dass er als Konservativer Kurt SchumacherWikipedia-logo.png näher stand als Konrad Adenauer (S.149) und als Freund Rudolf AugsteinsWikipedia-logo.png Axel SpringerWikipedia-logo.png als ideenreichen Innovateur des deutschen Pressewesens schildert (S.176-179), macht seinen Bericht als Quelle noch wertvoller.

Ein Interview mit ihm ist 1984 in der ZEIT erschienen.[2].

Zitat über britische Internierungslager:

Zitat
Ich ließ nicht locker und wurde nun mit den haarsträubenden Vorgängen in Bad Nenndorf konfrontiert. - Folterungen bei Verhören! Nazimethoden in den eigenen Reihen! Ich traute meinen Ohren nicht.

[...] Ich wußte, daß die Verpflegung in den Lagern miserabel war, aber ich hatte keine Ahnung von den Verhörmethoden, bei denen, wie man später erfuhr, Grausamkeiten und Folter vorkamen. Und mit einem der erantwortlichen hatte ich das Badezimmer geteilt.

Wer aber hätte mir meine Unkenntnis geglaubt? Seither kann ich mir vorstellen, daß es selbst im Vorlage:Wpd Leute gab, die "von alledem nichts gewußt" haben.
Michael Thomas: Deutschland ..., S.165

Anmerkungen

  1. vgl. Rudolf Augsteins als Information über dies Buch und seinen Verfasser sehr gehaltvoller Bericht im Spiegel vom 2.10. 1995
  2. sieh: Deutschland, England über alles, ZEIT 21.9.1984, leider beim Einscannen [nicht von mir] ziemlich verderbt