Bismarck in Karikaturen/Kulturkampf

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Als Kulturkampf wird in Deutschland der Konflikt zwischen dem Königreich Preußen bzw. später dem Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. bezeichnet. Diese Auseinandersetzungen eskalierten ab 1871; sie wurden bis 1878 beendet und 1887 diplomatisch beigelegt.[1]

Zwischen Berlin und Rom, 1875

„Zwischen Berlin und Rom“ – Karikaturistische Darstellung des Kulturkampfs als Schachspiel zwischen Bismarck und Papst Pius IX. Kladderadatsch, 1875.


Lösung:

Was ist dargestellt?

Figuren: 

  • Bismarck links, Papst Pius IX rechts spielen Schach mit Figuren, die wie Geistliche, Politiker, Journalisten oder §-Zeichen aussehen;
  • einige Figuren sind bereits geschlagen! Hier steht interniert: also verbannt oder festgenommen;
  • eine Figur hält eine Fahne mit dem Text Maulkorb-Gesetz.

Die Figuren des Papstes:

  • Syllabus = Verzeichnis der Fehler (Liberalismus, Kommunismus usw.).
  • Encyclical = Enzyklika Quod nunquam (gegen die Befolgung der Kulturkampfgesetze).
  • Interdict = Strafe des kathol.Kirchenrechts (hier wohl als Drohung).
  • Kloster Gesetz = Klostergesetz von 1875.
  • Ganz vorn im Bild hat der Papst noch eine Figur. Das sollen wohl die wenigen in Deutschland verbliebenen Bischöfe sein.

Was bedeutet das?

Es wird auf die Geschehnisse um den Kulturkampf angespielt; Bismarck versucht den politischen Katholizismus zu disziplinieren, dieser Kämpft um seine Freiheit; Der Kampf wird ausgetragen durch Gesetze u.a. das Maulkorbgesetz, das der Kirche bei Auflehnung Einnahmen entzog; für Bismarck fochten die Abgeordneten der liberalen Parteien und liberalen Zeitungen und die Gesetze (s. Schachfiguren B.); für die kath. Kirche fochten Geistliche, Zentrumspolitiker und viele Gläubige; auf beiden Seiten gibt es Opfer; Die Streitenden tragen den Kampf wie ein Schachspiel sehr distanziert aus (=unbeteiligt?);

Wie ist das zu beurteilen?

Das große emotionale Engagement des Kulturkampfes kommt nicht zum Tragen! Eigentlich scheinen die beiden Hauptpersonen  Unbeteiligt zu sein, obwohl dieser Kampf die politische Bühne in Deutschland fesselt! Die kleinen Figuren werden geopfert und die "Große Politik" spielt mit ihnen Schach! Die Figuren, die in Deutschland den Kulturkampf austragen merken gar, dass sie gesteuert sind! Wenn sich der Papst und der Reichskanzler einigen, ist die Meinung der Personen nicht mehr wichtig! Darauf zielt die Aussage des Zeichners ab: Die Politik kämpft mit Kleinen als opferbare Figuren!

Des Zeichners Position ist weder pro Kirche noch pro Bismarck: er kritisiert das Spiel der beiden Mächte! Er vertritt damit die Position der "armen" Spieler auf dem Schachbrett! Vielleicht tritt er für Volkssouveränität ein? Auf jeden Fall lehnt er die Kabinettspolitik mit faulen Kompromissen, die zum Konkordat zwischen Bismarck und dem Vatikan geführt haben ab!

Datei:Leo XIII.gif
Karikatur von Wilhelm Scholz (Karikaturist) zur Beendigung des Kulturkampfes. Papst Leo XIII. und der Reichskanzler fordern sich gegenseitig zum Fußkuss auf. Bildunterschrift: Pontifex: „Nun bitte, genieren Sie sich nicht!“ Kanzler Bismarck: „Bitte gleichfalls!“ Aus: Kladderadatsch, Nr. 14/15 (18. März 1878)


Aufgaben

Ritter, Tod und Teufel

Aufgabe
  1. Vergleiche die beiden Karikaturen.
  2. Versuche in der 1875er Karikatur die Personen zu identifizieren und erkläre, welche Rollen ihnen zugedacht worden sind.
  3. Überlege, welche politische Position der Zeichner vertritt.
Datei:Duerer - Ritter, Tod und Teufel (Der Reuther).jpg
Albrecht Dürer (1513):
Ritter, Tod und Teufel
Datei:Berliner Wespen 1875 - Ritter, Tod und Teufel.png
Satirische Zeichnung in Berliner Wespen von Bismarck als Ritter in Anlehnung an Dürers Ritter, Tod und Teufel, 1875



Moderne Schädelstudie

Datei:Robert Moloch - Moderne Schädelstudie. Der Vater der ersten Umsturzvorlage - 1879.jpg
Moderne Schädelstudie. Der Vater der ersten Umsturzvorlage
von Robert Holoch
veröffentlicht in: Der wahre Jacob. Illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung. Berlin: Dietz, 1879




Weblinks