Berufsorientierung/Das passende Berufsfeld - der passende Beruf

Aus ZUM-Unterrichten



Berufsorientierung

  1. Grundlagen des Berufsorientierungs-Prozesses
  2. Interessen, Fähigkeiten und das 3-Kreise-Modell
  3. Das passende Berufsfeld - der passende Beruf
  4. Ausbildungsberufe
  5. Möglichkeiten im Übergangsbereich Schule-Beruf
  6. Praktika
  7. Sich um einen Ausbildungsplatz bewerben
  8. Berufsorientierungs-Prozesse: Gestaltung, Begleitung und Beratung

Berufsfelder und Berufe - Was passt zu mir?

In diesem Lernschritt können Sie aus vier Selbsterkundungswerkzeugen wählen:
  • Selbsterkundung mit einem Spielfeld und dazugehörigen Fragen: Welches Berufsfeld passt zu mir?
  • Selbsterkundung mit Check-U, dem Erkundungswerkzeug der Bundesagentur für Arbeit: Welche Berufe passen zu mir?
  • Selbsterkundung mit Gesucht - gefunden: ICH! der Bundesagentur für Arbeit: Über welche Fähigkeiten und Stärken verfüge ich?
  • Selbsterkundung mit dem Situativen Interessen Test von Werner Stangl: Welcher berufliche Persönlichkeitstyp bin ich?

Info

Was ist ein Berufsfeld?
Jeder Ausbildungsberuf lässt sich mindestens einem Berufsfeld zuordnen.

Wenn Ausbildungsberufe zum gleichen Berufsfeld gehören, haben sie bei bis zu drei Aspekten Gemeinsamkeiten:
  • bei den Arbeitsorten,
  • den Arbeitsmitteln und/oder
  • den Tätigkeiten.

Warum ist es sinnvoll, nach dem passenden Berufsfeld zu suchen?
Die Schüler:innen sollen ein passendes Berufsfeld finden, weil
  • sie sich dann weniger auf einen Ausbildungsberuf oder einen Wunsch-Betrieb festlegen,
  • sie dadurch flexibler handeln und bei Bedarf auf Ausbildungsberufe aus dem selben Berufsfeld zurückgreifen können,
  • die regionale Bildungslandschaft Veränderungsprozessen unterliegt, was das Ausbildungsangebot vergrößern kann,
  • Selbsterkundungstests mit dem Ziel, passende Ausbildungsberufe zu finden, gelegentlich zu uneindeutigen Ergebnissen führen können,
  • mit der Kenntnis des Berufsfeld-Begriffs ein Mehrwert einhergeht, der bei Veränderungen individueller Interessen, Vorlieben und Wünsche zum Tragen kommen kann, und
  • bei wirtschaftlichen bzw. gesellschaftlichen Veränderungen das Berufsfeld ein Erfolg versprechender Ausgangspunkt für eine berufliche Neuorientierung darstellt.

Worin liegen die Vorteile, passende Ausbildungsberufe zu suchen?
Suchen Schüler:innen mithilfe eines Selbsterkundungswerkzeugs oder im Rahmen eines Assessments nach passenden Ausbildungsberufen, gehen einige Vorteile damit einher:
  • Ausbildungsberufe sind konkreter als Berufsfelder, was eine Informationssuche erleichtern kann.
  • Werden nach der Bearbeitung eines Selbsterkundungswerkzeugs oder nach der Teilnahme an einer Assessment-Maßnahme Ausbildungsberufe vorgeschlagen, können diese eine höhere Passgenauigkeit aufweisen.
  • Ein kritisches Abgleichen von Interessen einerseits und Fähigkeiten andererseits kann vor dem Hintergrund eines konkreten Ausbildungsberufs und dessen Voraussetzungen zielführender vorgenommen werden.

Welches Berufsfeld passt zu mir? - ein Interessen basiertes Screening für Klassen- oder Lerngruppen-Settings

Das Selbsterkundungswerkzeug mit Spielfeld und Fragen geht von vier Berufsfeldern aus:
  • sozial
  • kaufmännisch
  • handwerklich und
  • technisch
Diese didaktische Reduktion auf vier Berufsfelder macht das Selbsterkundungswerkzeug mit Spielfeld und Fragen im Gegensatz zu anderen Modellen einfacher im Gebrauch. Denn das Berufelexikon der Bundesagentur für Arbeit, BERUF aktuell, geht von 16 Berufsfeldern mit zahlreichen nachgeordneten Berufsgruppen aus.
Bei der Selbsterkundung mit Spielfeld und Fragen handelt es sich zwar nicht um ein psychologisches Diagnosewerkzeug. Aber es eignet sich sehr gut für den Einsatz in Klassen- oder Lerngruppen-Settings im Sinne eines Screeningverfahrens, das, ausgehend von den individuellen Interessen, Anhaltspunkte für den weiteren BO-Prozess liefert.

Wann bietet sich ein Einsatz des Selbsterkundungswerkzeugs mit Spielfeld und Fragen an?
Setzen Sie das Erkundungswerkzeug mit Spielfeld und Fragen dann ein, wenn einer der nachfolgenden Sätze Ihre Unterrichtssituation korrekt beschreibt:
  • Sie verfügen über keine oder zu wenige digitale Endgeräte, um die beiden anderen Selbsterkundungswerkzeuge einzusetzen.
  • Ihre Schüler:innen haben Schwierigkeiten, Texte zu verstehen und/oder die Konzentration über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.
  • Sie möchten die Erkundung auf Klassen-Ebene durchführen.
  • Für die Selbsterkundung möchten oder können Sie nicht mehrere Schulstunden aufwenden.
  • Die Berufsorientierung ist (noch) Neuland für Sie.

Wie funktioniert das Selbsterkundungswerkzeug mit Spielfeld und Fragen?
Das Start-Feld ist mit einem Stern markiert. Die Lehrkraft liest die Fragen vor und visualisiert diese gegebenenfalls auf einem Fernseh-Gerät oder einem digitalen Whiteboard. Ferner sollen die Schüler:innen gemäß ihren Antworten auf dem Spielbrett nach oben, unten, links und rechts gehen oder stehen bleiben.
Hat die Lehrkraft alle Fragen vorgelesen, stehen die Schüler:innen auf dem für sie passenden Berufsfeld oder zwischen zwei Berufsfeldern, die aufgrund der individuellen Interessen, Vorlieben und Wünschen am ehesten in Frage kommen.

Quelle des Erkundungswerkzeugs: verändert nach

Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2012): Berufsorientierung (PowerPoint-Präsentation mit Spielbrett und Fragen, Stand: 10.02.2012). Nürnberg: o. V., Folie 1-32.

Materialien

Welche Berufe passen zu mir? - Das Selbsterkundungstool Check-U - ein Interessens- und Fähigkeitstest

Was ist Check-U?
Check-U ist ein Selbsterkundungstool der Bundesagentur für Arbeit, bei dem es sich um ein psychologisch fundiertes Testverfahren handelt.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Selbsterkundungswerkzeugen berücksichtigt Check-U nicht nur die individuellen Interessen. Denn die Nutzer:innen bearbeiten bei Check-U Aufgaben in vier Bereichen:
  • Fähigkeiten
  • Soziale Kompetenzen
  • Interessen und
  • Berufliche Vorlieben
Somit erhalten die Nutzer:innen eine aussagekräftigere Rückmeldung, die auch die individuellen Fähigkeiten berücksichtigt.
Haben die Nutzer:innen alle Aufgaben bearbeitet, stellt Check-U die Top6 vor. Bei den Top6 handelt es sich um Ausbildungsberufe mit einer größtmöglichen Übereinstimmung zu den ermittelten Interessen und Fähigkeiten.

Wie funktioniert Check-U?
In drei kurzen Videos erkläre ich Ihnen und Ihren Schüler:innen Folgendes:
Wann bietet sich ein Einsatz von Check-U an?
Setzen Sie Check-U ein, wenn die folgenden Sätze Ihre Unterrichtssituation korrekt beschreiben:
  • Sie möchten eine aussagekräftigere Rückmeldung erhalten, als es mit den beiden anderen Selbsterkundungswerkzeugen möglich ist.
  • Für die Dauer von drei Schulstunden haben Sie Zugang zu (funktionierenden) Desktop-Computern oder Laptops nebst Mäusen in ausreichender Anzahl.
  • Ihre Schüler:innen können unbekannte Texte sinnentnehmend Lesen und ihre Konzentration über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten.
Während Ihre Schüler:innen Check-U bearbeiten, haben Sie im Ideal-Fall Unterstützung von einer Co-Lehrkraft, damit Sie zeitnah Hilfestellung anbieten können.
Tipps
Wenn Sie Check-U einsetzen möchten, sollten Sie vorab einige Überlegungen anstellen:
  1. Kann die/der Berufsberater:in Ihrer Schule Sie und Ihre Schüler:innen bei der Bearbeitung unterstützen?
  2. Wo findet die Bearbeitung statt?
    • gänzlich an der Schule?
    • an der Schule und zu Hause?
    • im Berufsinformations-Zentrum (BiZ)?
    • während des regulären Unterrichts, im Rahmen eines Workshops oder eines Projekts?
  3. Wie sollen die Rückmeldungen gespeichert und eventuell der/m zuständigen Berufsberater:in übermittelt werden (Datenschutz!)?
  4. Wie informieren Sie die Erziehungsberechtigten über den Einsatz von Check-U?

Über welche Fähigkeiten und Stärken verfüge ich? - das Selbsterkundungstool Gesucht - gefunden: ICH!

Was ist Gesucht - gefunden: ICH!?

Gesucht - gefunden: ICH! ist ein Selbsterkundungstool der Bundesagentur für Arbeit. Mit diesem Selbsterkundungstool können Schüler:innen herausfinden, über welche Fähigkeiten und Stärken sie verfügen. Der Selbsterkundungsprozess
  • findet mithilfe kleiner Aufgaben sowie
  • Selbsteinschätzungen statt und
  • bietet eine ansprechende Grafik sowie
  • kurze Video-Sequenzen an.

Laut der Bundesagentur für Arbeit sind Förder-, Haupt- und Realschüler:innen die Ziel-Gruppe der App. Außerdem sei Gesucht - gefunden: ICH! als Hinführung zu Check-U einsetzbar.

Worin bestehen die Vorteile der App?

Gesucht - gefunden: ICH!
  • kann Schüler:innen mit seiner ansprechenden Grafik motivieren,
  • beinhaltet multimediale Inhalte,
  • lässt sich hinsichtlich des Themas Fähigkeiten und Stärken zum Einführen des Wortschatzes nutzen und
  • bietet das Erstellen eines Accounts an, um den individuellen Fortschritt speichern zu können.

Wann bietet sich ein Einsatz von Gesucht - gefunden: ICH! an?
Setzen Sie Gesucht - gefunden: ICH! ein, wenn die folgenden Sätze Ihre Unterrichtssituation korrekt beschreiben:
  • Sie verfügen über ausreichend digitale Endgeräte, sodass jede/r Schüler:in die App für sich bearbeiten kann.
  • Ihre Schüler:innen sollen mit dem Wortschatz zum Themen-Bereich Fähigkeiten und Stärken vertraut werden.
  • Sie möchten die Einführung des Wortschatzes schülergesteuert stattfinden lassen.
  • Ihre mittelfristige Unterrichtsplanung kann die mehrstündige Wortschatz-Einführung berücksichtigen.
  • Sie trauen Ihren Schüler:innen eine eigenaktive Arbeit an einem digitalen Endgerät zu, auch wenn diese länger als eine Schulstunde dauert.
Tipp

Sie können auf die Bearbeitung des zeitaufwändigen Check-U auch verzichten. Dazu kombinieren Sie zwei der vorgestellten Selbsterkundungstools, damit sowohl die Interessen, Wünsche und Vorlieben Ihrer Schüler:innen als auch die Fähigkeiten und Stärken berücksichtigt werden.

Wie kann eine Selbsterkundung ohne Check-U aussehen?

Sie führen mit Ihren Schüler:innen ein Selbsterkundungtool durch, das die Dimension der Interessen, Wünsche und Vorlieben erfasst. Hier können Sie die Selbsterkundung mithilfe des Spielfelds und dazugehöriger Fragen oder den Situativen Interessen Test (SIT) nach Werner Stangl einsetzen. Anschließend können Sie mit Ihren Schüler:innen auf die App Gesucht - gefunden: ICH! zurückgreifen, um die Dimension der Fähigkeiten und Stärken zu evaluieren.

Welcher berufliche Persönlichkeitstyp bin ich? - der Situative Interessen Test (SIT) nach Werner Stangl

Der Situative Interessen Test (SIT) nach Werner Stangl nimmt eine Position zwischen der Selbsterkundung mit Spielfeld und Fragen und dem Selbsterkundungswerkzeug Check-U ein.

Der SIT
  • ist ein kostenloser Interessenstest
  • mit wissenschaftlicher Fundierung,
  • der im Jahr 2007 von Stiftung Warentest mit gut bewertet wurde und
  • als Screening-Verfahren für den zeitökonomischen Einsatz in Klassen- und Lerngruppen-Settings geeignet ist.

Die wissenschaftliche Fundierung stammt von Holland (1997) und geht in Bezug auf berufliche Interessen von sechs überdauernden Persönlichkeitstypen aus:
  • realistisch: Personen mit einem Interesse an Handwerk, Technik oder Landwirtschaft und dem Wunsch, Ergebnisse sehen zu wollen.
  • forschend: Personen mit einem Interesse am geistigen Durchdringen von Themen und Problemen in der Mathematik oder den Naturwissenschaften.
  • künstlerisch: Personen mit einem Bedürfnis nach Freiheit und Offenheit, damit sie künstlerisch-kreativ wirken können, zum Beispiel in den Bereichen Sprache und Kultur.
  • sozial: Personen, die sich gerne um andere kümmern und sie begleiten möchten.
  • unternehmerisch: Personen mit einem Interesse an Leitungs- und Organisationsaufgaben und einer Affinität für das Überzeugen anderer von Ideen.
  • konventionell: Personen mit einem Bedürfnis nach festen Strukturen und Regeln, in denen sie verwalten und kontrollieren möchten.
Wenn die Schüler:innen alle Fragen beantwortet haben, können sie ihr Ergebnis in ein Auswertungsschema eintragen.
Stangl bietet auch eine sehr ausführliche Test-Beschreibung auf seiner Homepage an.

Wann bietet sich ein Einsatz des SIT an?
Setzen Sie den SIT ein, wenn die folgenden Sätze Ihre Unterrichtssituation korrekt beschreiben:
  • Sie haben für die Dauer einer Unterrichtsstunde Zugang zu digitalen Endgeräten in ausreichender Anzahl.
  • Das Ergebnis der Selbsterkundung soll sowohl für die Berufsorientierung als auch die Studienorientierung anschlussfähig sein.
  • Ihnen genügt die Ermittlung von beruflichen Persönlichkeitstypen für den weiteren BO-Prozess.
  • Die Erziehungsberechtigen wurden über die Bearbeitung des SIT informiert.