Absolutismus/Hofzeremoniell: Unterschied zwischen den Versionen
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== Das Rockprivilegium == | == Das Rockprivilegium == | ||
{{Zitat|Der König benutzte die zahlreichen Feste, Spaziergänge und Ausflüge als Mittel der Belohnung und Strafe, je nachdem er dazu einlud oder nicht. Da er einsah, dass er nicht genug Gnaden zu spenden hatte, um fortwährend Eindruck zu machen, ersetzte er die reellen Belohnungen durch eingebildete, durch Erregung von Eifersucht, durch kleine alltägliche Begünstigungen, durch seine Gunst. Niemand war in dieser Hinsicht erfinderischer als er | {{Zitat|Der König benutzte die zahlreichen Feste, Spaziergänge und Ausflüge als Mittel der Belohnung und Strafe, je nachdem er dazu einlud oder nicht. Da er einsah, dass er nicht genug Gnaden zu spenden hatte, um fortwährend Eindruck zu machen, ersetzte er die reellen Belohnungen durch eingebildete, durch Erregung von Eifersucht, durch kleine alltägliche Begünstigungen, durch seine Gunst. Niemand war in dieser Hinsicht erfinderischer als er. | ||
Die vornehmsten Herren des Hofes hielten es für eine große Gunst, wenn sie die Bewilligung erhielten, den blauen Rock zu tragen. Der Staatssekretär, der zugleich Minister des königlichen Hauses war, fertigte darüber eine Urkunde aus. Nur wer die Erlaubnis hatte, dem König auf seinen Ausflügen von Saint-Germain nach Versailles ohne besondere Einladung zu folgen, hatte Anspruch darauf […] Ich habe nie gesehen, dass der Dauphin (Kronprinz) oder der Herzog von Orléans solche Röcke trugen; sehr oft aber sah ich ihn an den drei Söhnen des Dauphins und den anderen Prinzen. Bis zum Tode des Königs gab es jedesmal, wenn ein Platz frei wurde, einen Wettstreit unter den Vornehmsten des Hofes, wer der Nachfolger würde. | Eine solche Gunst erwies er jeden Abend einem der Herren vom Hofe, wenn er ihm erlaubte, den Leuchter mit der brennenden Kerze bei seinem „Coucher“ (zu Bett gehen) zu halten. | ||
Eine andere Erfindung war das Rockprivilegium: Ein besonderer Rock – blau mit roten Aufschlägen, roter Weste, prachtvoller Gold- und Silberstickerei – durfte nur von wenigen getragen werden, und deren Zahl war fest bestimmt. Die vornehmsten Herren des Hofes hielten es für eine große Gunst, wenn sie die Bewilligung erhielten, den blauen Rock zu tragen. Der Staatssekretär, der zugleich Minister des königlichen Hauses war, fertigte darüber eine Urkunde aus. | |||
Nur wer die Erlaubnis hatte, dem König auf seinen Ausflügen von Saint-Germain nach Versailles ohne besondere Einladung zu folgen, hatte Anspruch darauf […] Ich habe nie gesehen, dass der Dauphin (Kronprinz) oder der Herzog von Orléans solche Röcke trugen; sehr oft aber sah ich ihn an den drei Söhnen des Dauphins und den anderen Prinzen. Bis zum Tode des Königs gab es jedesmal, wenn ein Platz frei wurde, einen Wettstreit unter den Vornehmsten des Hofes, wer der Nachfolger würde. | |||
|Aus den Memoiren des {{wpde|Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon|Herzogs von Saint-Simon}}, der als Patenkind Ludwigs XIV. an den Hof gekommen und später in Ungnade gefallen war}} | |Aus den Memoiren des {{wpde|Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon|Herzogs von Saint-Simon}}, der als Patenkind Ludwigs XIV. an den Hof gekommen und später in Ungnade gefallen war}} | ||
Aktuelle Version vom 14. Juli 2021, 15:11 Uhr
Das Hofzeremoniell regelte das höfische Leben mit seinen Zeremonien und überhaupt allen am Hofe vor sich gehenden Handlungen; so etwa die Vorgänge bei Vermählungen, Begräbnissen, Huldigungen, Audienzen und dergleichen.
Aufgabe
- Stelle die Tätigkeiten der Hofgesellschaft an einem jour d'appartement zusammen und charakterisiere diese Art des Tagesverlaufs.
- Stelle die Mittel zusammen, mit welchen Ludwig XIV. den Mitgliedern seiner Umgebung seine Gunst oder seine Missbilligung anzeigte.
- Überlege, warum er diese den reellen Belohnungen vorzog.
- Erkläre, was der König von den Adeligen erwartete.
- Überlege, warum der König so großen Wert darauf legte, dass sich die französischen Adligen am Hofe aufhielten?
Ein Tag in Versailles
Das Rockprivilegium
Dabei sein ist alles