Weihnachtswissen/Datum
Warum wird der Geburtstag Jesu am 25.12. gefeiert, obwohl in der Bibel kein Datum genannt wird? (für Jhg. 5-7)
Autorin: © Sabine Häcker
In der Bibel wird nicht gesagt, wann Jesus geboren wurde - warum suchte die Kirche ausgerechnet den 25.12. als Datum aus?
Ende Dezember haben die Menschen schon immer gefeiert, und zwar das Ende des bäuerlichen Arbeitsjahres und die Wintersonnenwende. Im Alten Rom wurde der Sonnengott “Sol Invictus” verehrt. Als Papst Liberius (im Amt von 352 bis 366) nach einem Datum für den Feiertag zu Ehren Jesu Geburt suchte, legte er ihn auf diesen römischen Feiertag. (Dass die Wintersonnenwende und Weihnachten heute nicht mehr auf dem gleichen Tag liegen, liegt an Kalenderverschiebungen.)
Benötigte Zeit: 45-90 Minuten
INPUT: Podcast - Weihnachten und die Wintersonnenwende
Welche große Bedeutung die Wintersonnenwende für die Menschen früher hatte und wie es zu dem Weihnachtsdatum kam, wird in dem Podcast Sternengeschichten Folge 474: Weihnachten und die Wintersonnenwende erläutert. Der Podcast von dem Astronom Florian Freistetter (Dauer: 11 Minuten) ist bei allen bekannten Podcastanbietern zu finden und unter diesem link im Internet (dort findet man auch ein Skript):
Begriffe klären
Was passt zusammen?
INPUT (Alternative): Text - Warum wird am 25. Dezember gefeiert?
Warum wird am 25. Dezember gefeiert?
Im Mittwinter wurde schon immer gefeiert, und zwar die Wintersonnenwende. Der Tag der Wintersonnenwende ist der kürzeste Tag im Winter, danach werden die Tage wieder länger.
Die Wintersonnenwende ist früher in allen Regionen gefeiert worden, in denen es die vier verschiedenen Jahreszeiten gibt. Manchmal wurde sie am Tag selbst gefeiert, manchmal ein paar Tage später, wenn man schon beobachten konnte, dass die Tage wieder länger werden. Die Wintersonnenwende spielte in den Kulturen der Wikinger, Germanen, Kelten, Römer, Perser und vielen anderen eine große Rolle - denn man kann sich vorstellen, welche Bedeutung es früher für die Menschen hatte, als es noch kein elektrisches Licht gab, dass die dunkle Zeit des Winters vorüber ging. Nach der Wintersonnenwende schien die Sonne jeden Tag ein wenig länger und stärker, man konnte sich auf mehr Licht und mehr Wärme, also auf den Frühling und den Sommer und damit auf neues Wachstum und Ernte freuen. Die Sonne hatte eine enorme Bedeutung und bei fast alle Völkern gab es Sonnenkulte.
Im Alten Rom wurde der Sonnengott „Sol Invictus“ verehrt und ihm zu Ehren wurde am 25. Dezember ein Fest gefeiert. (Sol invictus bedeutet die unbesiegbare Sonne - weil die Sonne immer wieder kehrt.)
Im 4. Jahrhundert diskutierte die christliche Kirche lange darüber, am welchem Tag sie Jesu Geburtstag feiern könne, denn in der Bibel wird kein Datum genannt. Der Bischof von Rom, Papst Liberius, legte Jesu Geburtstag schließlich auf den Tag des Sonnengottes. Das erste Mal wurde ein Gottesdienst zum Gedenken der Geburt Jesu in Rom im Jahr 354 n. Chr. gefeiert. Das war praktisch, denn so konnte man mit den Sol-Invictus-Anhängern zusammen feiern. Und wenn jemand zum Christentum übertreten wollte, musste er oder sie nicht auf lieb gewordene Traditionen verzichten.
Außerdem konnte die Kirche sich mit der Terminwahl bei der Staatsmacht beliebt machen: Die wollte nämlich die Konflikte unter den verschiedenen Religionsgemeinschaften verringern. Kaiser Konstantin hatte deswegen im Jahr 321 einen wöchentlichen Feiertag eingeführt: Den Sonn-Tag. Damit ehrte er geschickt sowohl den Sonnengott und wertete gleichzeitig das Christentum mit seinem wöchentlichen Ruhetag auf.
Nach und nach gerieten das Wintersonnenwendfest und Sol Invictus in Vergessenheit und nach einiger Zeit feierten am 25. Dezember nur noch die Christen, und zwar die Geburt Jesu. Feiern bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es mehrere besonders festliche Gottesdienste in der Kirche gab. Die heute bekannte Familienfeier mit dem Weihnachtsbaum und den Geschenken entstand erst viel später, um 1800.
(Text: © Sabine Häcker)
AUFGABE: Inhaltliches Verständnis (zwei digitale Aufgaben zum Podcast)
AUFGABE: Rollenspiel
Im 4. Jahrhundert war lange überlegt worden, ob der Geburtstag Jesu gefeiert werden soll und falls ja, wann. Sammelt zuerst gemeinsam Argumente für und gegen den Termin am 25.12. Spielt dann ein Rollenspiel: Papst Liberius, der für diesen Termin ist, diskutiert mit seinem Freund Albanus, der dagegen ist. (Wer sich am Ende durchsetzt, wisst ihr ja schon.)
SPRACHBILDUNG: Zusammenhänge darstellen (2 AB zur Differenzierung)
Du findest hier eine Zusammenfassung, bitte lies sie dir durch:
Weihnachten und die Wintersonnenwende
- Im Winter ist es dunkel und kalt und in der Natur wächst nichts. -> Die Menschen lebten früher von ihren Vorräten.
- Der Moment, wenn die Tage wieder länger werden, war ein besonderes Ereignis im Jahr. -> Dieser Tag hat einen besonderen Namen bekommen: Wintersonnenwende.
- Die Menschen freuten sich über die Wintersonnenwende. -> Sie feierten ein Fest.
- Auch im Römischen Reich freuten sich die Menschen, dass die Tage wieder länger wurden. -> Sie feierten am Tag der Wintersonnenwende ein Fest zu Ehren des Sonnengottes.
- Im 4. Jahrhundert hatten die Christen die Idee, Jesu Geburtstag zu feiern. Aber in der Bibel wird kein Datum genannt. -> Sie legten das Fest auf den Tag der Wintersonnenwende, den Tag des römischen Sonnengottes.
Diese Zusammenfassung ist ziemlich langweilig, denn die Zusammenhänge werden nicht deutlich gemacht.
Aufgabe 1: Schreibe die Sätze neu, so dass du die Zusammenhänge darstellst!
Du kannst dafür diese Worte benutzen: deshalb, deswegen, folglich, aus diesem Grund(e), als Folge, daher, also, darum, somit, infolgedessen
ACHTUNG: Nach diesen Wörtern verändert sich der Satzbau der Sätze!
Weihnachten und die Wintersonnenwende
1. Im Winter ist es dunkel und kalt und in der Natur wächst nichts, …
2. Der Moment, wenn die Tage wieder länger werden, war ein besonderes Ereignis im Jahr, …
3. Die Menschen freuten sich über die Wintersonnenwende, …
4. Auch im Römischen Reich freuten sich die Menschen, dass die Tage wieder länger wurden, …
5. Im 4. Jahrhundert kamen die Christen auf die Idee, Jesu Geburtstag zu feiern. Aber in der Bibel wird kein Datum genannt, …
Reflexion über Sprache und Grammatikwissen:
- In der Grammatik werden deshalb, deswegen, daher, also, folglich, darum, demnach, mithin, somit und infolgedessen übrigens Konsekutivadverbien genannt.[1]
- Ihre Aufgabe (Bedeutung) ist es, eine logische Folge auszudrücken: Der 2. Hauptsatz gibt die Folge des 1. Hauptsatzes an.
Aufgabe 2: Schreibe je einen Satz, in dem du eine logische Folge ausdrückst, mit den Konsekutivadverbien demnach, somit und mithin.
(Diese Adverbien benutzt man eher in der Schriftsprache als in der mündlichen Sprache, deshalb kommen sie dir vermutlich nicht so bekannt vor. Und mithin ist etwas veraltet – trotzdem solltest du es kennen!)
1)
2)
3)
[1] Hinweis: In der englischen Grammatik gibt es auch Wörter namens Adverbien, dort ist mit dem gleichen Begriff aber etwas anderes gemeint!
SICHERUNG: Quiz erstellen
- Warum hat die frühe Kirche in Rom Jesu Geburtstag auf den 25. Dezember gelegt? -> Erstelle einen Quiz zu deinem neuen Wissen - du kannst deine Eltern testen oder deine Lehrer! Gehe auf https://learningapps.org und such dir ein Quizformat aus. Mein Tipp ist das "Millionenspiel". Dazu musst du 6 Fragen mit Antwortmöglichkeiten entwickeln. (Tipp: Wenn dir nicht 4 Antwortmöglichkeiten einfallen, kannst du auch eine oder zwei weglassen, sie werden dann nicht angezeigt.)
ZUSATZAUFGABE: Warum ist die Wintersonnenwende alle 4 Jahre am 22.12.?
„Die Wintersonnenwende findet immer am 21. oder 22. Dezember statt (das kommt darauf an, ob gerade ein Schaltjahr ist oder nicht).“ sagt der Astronom Florian Freistetter in seinem Podcast. Aber:
INPUT: Was ist eigentlich ein „Schaltjahr“?
Ein Jahr hat 365 Tage. So lange braucht die Erde, um ein Mal die Sonne zu umkreisen. Aber eigentlich braucht die Erde nicht exakt 365 Tage, sondern 5 Stunden, 49 Minuten und 12 Sekunden länger. Würde man diese Zeit einfach wegfallen lassen, dann würde der Kalender mit der Zeit immer ungenauer werden, denn das Jahr wäre ja knapp 6 Stunden länger, als es im Kalender steht. Nach vielen Jahren würden sich dann die Jahreszeiten verschieben und irgendwann würde es dann im Juli schneien und zu Weihnachten würde das Getreide geerntet.
Da der Unterschied im 4. Jahr schon etwa einen Tag beträgt, gibt es ein Schaltjahr, in dem einfach 1 Tag dazwischen geschaltet wird, um den Unterschied wieder auszugleichen: der 29. Februar. Das Schaltjahr hat also 366 Tage.
Aber warum ist der Schalttag ausgerechnet im Februar und nicht im Dezember? Bei den Römern vor etwa 2000 Jahren endete das Jahr nicht mit dem Dezember, sondern mit dem Februar. Die Römer haben den Ausgleichstag also einfach hinten ans Jahr drangehängt. Bei uns endet das Jahr mittlerweile mit dem 31. Dezember, aber der Schalttag ist im Februar geblieben.
AUFGABE: Auf einen Zettel darfst du dir 10 Zahlen und 10 Wörter (z. B. aus dem Text oben) als Hilfe schreiben. Dann beantworte frei vor der Klasse diese Fragen: (Alternative: Erstelle eine Audiodatei und schick sie an deine/n Lehrer/in):
- Was ist ein Schaltjahr?
- Warum braucht man einen Schalttag?
- Warum ist der Schalttag an den Februar drangehängt?
- Stell dir vor, du hättest am 29. 2. Geburtstag…. Was wäre anders?
Tipp: Interessant zu diesem Thema ist auch der Podcast „Sternengeschichten Folge 5: Sternzeit“. Hier erfährst du noch mehr Hintergründe, wie man die Sterne nutzt, um Zeit zu messen und wie unser Kalender funktioniert. Du findest den Podcast (10 min) auf den üblichen Podcastplatformen oder im Internet.
Hinweise für Lehrer/innen
Warum sagt man "Jesu Geburt" und nicht "Jesus' Geburt"?
Für Jesus Christus im GENITIV hat sich die lateinische Kasusendung gehalten. Im NOMINATIV heißt es Jesus Christus, im GENITIV Jesu Christi.
Zum Text
Natürlich war das Konzept eines wöchentlichen Ruhetages nicht nur ein christliches, sondern auch ein jüdisches. "Eines der zehn Gebote besagt: Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligst! Sechs Tage sollst du arbeiten, ... Aber am siebenten Tag … sollst du keine Arbeit tun. Bei der Bestimmung des siebten Tages im Wochenrhythmus stellte sich allerdings die Frage, welcher der erste Tag ist. Die Juden hielten an der Zählung fest, nach der der Sabbat (Samstag) der siebte Tag in der Woche ist. Indem die frühen Christen den Sonntag als siebten Tag akzeptierten, zeigten sie sich der Staatsmacht gegenüber kooperativ und grenzten sich gleichzeitig noch stärker von den Juden ab." (aus: S. Häcker, 2025, S. 48)
Zur Aufgabe Rollenspiel
Argumente dafür können sein: Ein Gedenktag ist eine gute Werbung und macht das Christentum bekannt. / Die Römer haben viele Feiertage und das sollte auch das Christentum haben, um attraktiv zu sein. / Jesu Geburtstag auf den Tag des Sol Invictus zu legen, ist praktisch: Wer sich zum Christentum bekennen will, braucht sich nicht umzugewöhnen. Und es integriert das Christentum in die römische Kultur und macht es beliebt. / Zur Wintersonnenwende wird gefeiert, dass die Sonne und damit das Licht wiederkommt - man kann Christus auch "das Licht der Welt" nennen. / Außerdem wird der Kaiser es den Christen zu Gute halten, wenn sie sich dem bestehenden Feiertag von Sol Invictus anschließen und keinen neuen Tag benennen - und dass der Kaiser ihnen wohlgesonnen ist, können die Christen gut brauchen (schließlich wurden ihre Religion bis 313 noch verfolgt)
Argumente dagegen können sein: Eine Religion braucht keine Werbung. / In der Bibel wird kein Datum genannt, deshalb kann es kein Datum geben. / Vielleicht wollte Gott nicht, dass der Geburtstag gefeiert wird, denn sonst hätte er ein Datum genannt? / Jesus hat mit Sol Invictus nichts zu tun, das Volk wird die beiden verwechseln - Jesus sollte ggfs. lieber einen eigenen Tag haben. / Vielleicht ist es ketzerisch, den Geburtstag von Jesus auf den Tag des Sol Invictus zu legen?
Diese Argumente sind natürlich rein fiktiv und nicht historisch belegt. Das Ziel des Rollenspiels ist es, dass die Schüler/innen nachvollziehen, dass auch religiöse bzw. kirchliche Traditionen irgendwann Entscheidungen nach sehr menschlichen Aushandlungsprozessen mit manchmal sehr profanen, interessegeleiteten Argumenten waren.
Die Entscheidung für den 25.12. war übrigens historisch noch sehr viel komplexer als hier dargestellt, denn in der Ostkirche hatte sich, ebenfalls aus strategischen Gründen, bereits der 6.1. als Wallfahrtstag zu Ehren Jesu Geburt etabliert; man wollte an Feiertage sowohl in Ägypten als auch in Griechenland anknüpfen, die dort kurz nach der Wintersonnenwende Tradition waren. Mit der Entscheidung für den 25.12. kam es folglich auch zu einem Machtkonflikt zwischen der Westkirche in Rom und der Ostkirche in Konstantinopel.
Zur Zusatzaufgabe
Zur Differenzierung kann die Anzahl der Zahlen und Wörter, die ein/e Schüler/in sich zur Unterstützung notiert, unterschiedlich sein.
Literatur
- Sabine Häcker: Wie wurde Weihnachten erfunden? - Die Bibel, die Kirche und der Geburtstag. 2025. https://shop.tredition.com/booktitle/Wie_wurde_Weihnachten_erfunden/W-695-484-617
- Hans Förster: Weihnachten. Eine Spurensuche. 2003.
Hinweis zum Anliegen der geschlechtergerechten Sprache: Es wird die generische Variante in ihrer genderneutralen Definition verwendet. Das grammatikalische Geschlecht von Sprache ist dabei keinesfalls mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht von Menschen gleichzusetzen!

